NBA

Eine Finalserie für die Ewigkeit

Von Philipp Dornhegge
Mit seinem Dreier in Spiel 6 sorgte Ray Allen wohl für DAS Highlight der Finals-Geschichte
© getty

Mit den Miami Heat und den San Antonio Spurs treffen am Sonntag die beiden Vorjahresfinalisten aufeinander (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM). Zur Einstimmung auf das Wiedersehen blickt SPOX auf eine der packendsten Finalserien aller Zeiten zurück und erinnert an die besten Szenen.

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Tony Parkers Bankshot: Nach neun Tagen Pause waren in Spiel eins der Finals rostige Spurs erwartet worden, mit nur 4 Ballverlusten zeigte der Gast in Miami aber eine echte Sahnevorstellung in Sachen Ballkontrolle und Teamspiel.

Und doch konnte sich San Antonio der Heat nicht lockerleicht entledigen, sondern fand sich in der Crunchtime in einem echten Thriller wieder. 31 Sekunden vor Schluss verkürzte LeBron James mit zwei Freiwürfen auf 88:90, die Spurs hatten eine knappe Führung und den Ball. Mit einem weiteren Korberfolg wollten die Texaner für den Gnadenstoß sorgen.

Doch von Anfang an war der Angriff unsauber. Die Heat-Defense stand bombensicher, nahm dem Gegner die erste, zweite und dritte Option. In den letzten Sekunden der Shot Clock schien Tony Parker nur noch ziellos über den Court zu irren, stolperte kurzzeitig sogar und dribbelte kniend weiter.

Und genau in diesem Augenblick spekulierte James zu stark auf einen Ballgewinn, wurde beim Spin Move des Franzosen kalt erwischt und fiel dann auf die Wurffinte rein.

Parker tauchte unter dem Blockversuch des MVP durch und versenkte den Jumper eine Millisekunde vor Ablauf der Wurfuhr. Die Spurs gewannen, es war ein überragender Startschuss in eine historische Serie.

LeBron James' Monsterblock: In Spiel zwei hatten die Heat alles im Griff, mit 19 Punkten Rückstand und achteinhalb Minuten auf der Uhr wollten die Spurs einen letzten Anlauf starten. Ein sauber ausgespieltes Pick'N'Roll zwischen Parker und Tiago Splitter schien ein guter Anfang zu sein.

Der Brasilianer tauchte in die Zone ab, bekam den Ball und war bereit für einen Slam Dunk. Doch er hatte die Rechnung ohne LeBron James gemacht. Von der Weak Side tauchte James plötzlich auf, stieg mit perfektem Timing praktisch synchron mit Splitter hoch und begegnete dem Dunkingversuch in der Luft.

Rohe Power traf hier auf rohe Power - und der Heat-Megastar triumphierte. Das Publikum tobte, der Wille der Spurs war gebrochen. James' Block war nicht so wichtig wie zum Beispiel der von Roy Hibbert in Spiel 5 der zweiten Playoff-Runde gegen Carmelo Anthony, dennoch war es eine überragende Aktion. Und sie trug zu Splitters inzwischen angeschlagenem Ruf bei. Der Brasilianer erlebte insgesamt eine Finalserie zum Vergessen.

LeBron James im Fokus: Geschichte schreiben reicht nicht mehr

Spurs-Dreierrekord: In den Finals ging es hin und her. Nach dem spannenden Start in Spiel eins schlugen die Heat massiv zurück, in Spiel drei waren die Spurs wieder an der Reihe. Diesmal waren nicht die Stars die Protagonisten, sondern die Rollenspieler.

Danny Green, Gary Neal und Co. brannten ein wahres Feuerwerk von außen ab, trafen satte 16 Dreier (Green: 7; Neal: 6) und fügten dem amtierenden Meister eine herbe 113:77-Pleite zu.

Die 16 Treffer von Downtown waren ein Finals-Rekord, gleichzeitig begannen mit diesem Spiel die Spekulationen, ob bei einem Finals-Sieg der Spurs nicht ein anderer Spieler als Tony Parker oder Tim Duncan der MVP der Serie werden könnte.

Danny Greens Treffsicherheit: Die Spurs stellten in Spiel drei nicht nur einen Teamrekord für die NBA Finals auf, Danny Greens sieben Dreier waren auch ein entscheidender Schritt für den NBA-Dreierrekord eines einzelnen Spielers in einer Finals-Serie.

In Spiel fünf in San Antonio traf Green zunächst seinen 22. Dreier gegen Miami und stellte Ray Allens Rekord ein, im gleichen Spiel brach er ihn. Nach der Partie führten die Spurs mit 3-2, Green war zu diesem Zeitpunkt für viele Beobachter der MVP der Finals. Weil er nicht nur scorte, sondern auch reboundete und exzellent verteidigte.

Und obwohl der Shooting Guard in Spiel sechs und sieben deutlich abkühlte (2/19 Field Goals), legte er wenigstens zwei weitere Dreier drauf und die Messlatte mit insgesamt 27 Dreiern in den NBA Finals für die nachfolgenden Generationen enorm hoch.

Tim Duncans Dominanz: Was wären die NBA Finals mit Spurs-Beteiligung ohne eine Tim-Duncan-Show? Lange Zeit überließ der Routinier das Rampenlicht den Youngstern, den Rollenspieler oder wahlweise Tony Parker.

Doch in Spiel sechs war es an der Zeit für den Big Fundamental, ein Statement abzugeben. Mit 30 Punkten legte er so viele Zähler in einer Finals-Partie auf wie seit 2003 nicht mehr, dazu trug er satte 17 Rebounds bei.

Insbesondere die erste Hälfte war eine Demonstration seiner nach wie vor enormen Klasse.

Chris Bosh, Chris Andersen oder wer auch immer es versuchte: Duncan ließ sich nicht stoppen, traf seine ersten acht Field Goals und trug sein Team, das ansonsten in der ersten Hälfte mit den Nerven zu kämpfen hatte.

San Antonio konnte in Spiel sechs den Sack zumachen, doch letztlich sollte es nach einem historischen Finish nicht sein. An Tim Duncan, so viel steht fest, lag es in dieser Partie nicht.

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