NBA

Noel an der Spitze der Block-Giganten

Von Cliff Schmit
Nerlens Noel wird seit Monaten als ganz heißer Nummer-Eins-Pick gehandelt
© getty
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Gorgui Dieng

Statistiken: 9,8 Punkte, 9,4 Rebounds

College: Louisville

Alter am Draft-Abend: 23 Jahre, 5 Monate

Größe: 2,11m

Gewicht: 104kg

Im Idealfall ein Typ wie: Emeka Okafor

Stärken:

  • Überragender Shotblocker
  • Starker Rebounder
  • Ordentlicher Passgeber

Schwächen:

  • Anfällig für Fouls
  • Limitiertes Offensivspiel
  • Schlechtes Körpergefühl

Fazit: Gorgui Dieng ist ein wahrer Spätzünder und hat sich erst in seiner letzten Collegesaison zu einem dominanten Big Man entwickelt. Dass er den Draft als Center und Defensivanker des diesjährigen NCAA-Champs Louisville angeht, lassen seine Chancen dabei nicht unbedingt sinken. Der gebürtige Senegalese ist zwar kein Ausnahmeathlet, als Shotblocker und Rebounder wird er jedoch auch auf NBA-Niveau auf Anhieb eine echte Verstärkung darstellen. Obwohl seine Offensive vor allem im Post einen ordentlichen Upgrade erfahren könnte, ist er auch am anderen Ende des Courts nicht verschenkt.

Der Cardinal verfügt nicht nur über einen recht konstanten Mitteldistanzwurf, sondern hat zudem ein exzellentes Auge für den Mitspieler. Vor allem aus High Post gibt es nur wenige Center, die bessere Anspiele im Repertoire haben als der 23-Jährige. Allein im Big East Championship Game gegen Syracuse legte Dieng acht Assists auf. In den letzten Wochen laborierte er an einigen kleineren Verletzungen (Sprunggelenk/Knie), weshalb er bisher an keinem Workout teilnehmen konnte. Dies dürfte ihn zwar leicht nach hinten spülen, als reifer Two-Way-Center ist Dieng jedoch einer der sichersten Picks der diesjährigen Klasse.

Prognose: Mid-First Round Pick

Mögliche Teams: Chicago Bulls, Indiana Pacers, San Antonio Spurs

Mason Plumlee

Statistiken: 17,1 Punkte, 10,0 Rebounds

College: Duke

Alter am Draft-Abend: 23 Jahre, 3 Monate

Größe: 2,11m

Gewicht: 108kg

Im Idealfall ein Typ wie: Tiago Splitter

Stärken:

Explosiver Leaper

Gute Spielübersicht

Starker Rebounder

Schwächen:

Muss physisch zulegen

Limitiertes Offensivspiel

Übersichtliche Post-Moves

Fazit: Der mittlere Plumlee-Bruder (Mason, Marshall) ist zugleich wohl der talentierteste. Anders als der zwei Jahre ältere Miles (letztjähriger Erstrunden-Pick der Pacers), ist Mason nämlich mehr als nur ein Athlet. Als ernsthafter Kandidat auf die Wooden Award Trophy sammelte der Blue Devil in dieser Saison durchschnittlich 17 Punkte, 10 Rebounds und 2 Assists und schloss zudem hochprozentig (60% FG) aus dem Feld ab. Dabei kam dem 23-Jährigen als einzigem Big Man in Dukes Four-Out-Offensive eine besonders wichtige Rolle zu. Plumlee hielt nicht nur die Defensive zusammen, sondern setzte sich auch im Angriff zumeist gekonnt durch. Wurde er gedoppelt, bestrafte er dies regelmäßig mit überlegten Pässen zum freien Mitspieler.

Es drängt sich einem jedoch die Frage auf, wie effektiv Plumlee in der NBA sein kann. Zum erstklassigen Rimprotector fehlen ihm sowohl einige Kilos an Gewicht, als auch einige Zentimeter an Armspanne (2,10m). Plumlee bringt im Grunde genommen die ideale Statur mit, um sich zuweilen aus der Zone herauszuziehen. Das Problem ist, dass sein Jumper keine außergewöhnliche Range hat und er Schwierigkeiten hat, sich seinen eigenen Wurf zu erarbeiten. Zudem fühlt er sich in Ringnähe deutlich wohler. Vor allem beim Pick-and-Roll dürfte Plumlee, dank seiner schnellen Füße und seiner Explosivität, jedoch eine gute Figur abgegeben und häufig das Ziel von Alley-oop-Anspielen werden. Plumlee ist in einigen Hinsichten sicherlich etwas limitiert, er ist aber zweifelsohne smart genug, um auch auf dem nächsten Level seine Rolle zu finden.

Prognose: Mid-First Round Pick

Mögliche Teams: Atlanta Hawks, Cleveland Cavaliers, Brooklyn Nets

Steven Adams

Statistiken: 7,2 Punkte, 6,3 Rebounds

College: Pittsburgh

Alter am Draft-Abend: 19 Jahre, 11 Monate

Größe: 2,14m

Gewicht: 116kg

Im Idealfall ein Typ wie: DeAndre Jordan

Stärken:

NBA-reifer Body

Exzellenter Rebounder

Guter Shotblocker

Schwächen:

Mieser Freiwurfschütze

Äußerst limitiertes Offensivspiel

Sehr unerfahren

Fazit: Steven Adams gehört abseits des Courts sicherlich zu den buntesten Personalien der diesjährigen Klasse. Der Neuseeländer hat gleich siebzehn Geschwister und meldete sich zum diesjährigen Draft hauptsächlich wegen Geldsorgen seiner Familie an. Was seine Leistungen auf dem Parkett betrifft, so ist der erst 19-Jährige noch ein unglaublich roher Spieler. Dass er dennoch teilweise als Top 10 Pick betrachtet wird, hängt in erster Linie mit seinem schlummernden Potenzial zusammen, auf das sich die Scouts immer wieder berufen. Vor allem in der Defensive könnte Adams vom Start weg nützlich sein, weil er trotz seiner Länge und seiner Masse relativ beweglich ist.

Die größten Fragezeichen wirft allerdings seine Offensive auf, wo er einige Jahre davon entfernt zu sein scheint, einem NBA-Team ernsthaft weiterhelfen zu können. Einen Jumper sucht man bei ihm vergeblich und auch im Low Post stellt er sich zumeist noch ziemlich ungeschickt an. Adams ist nicht nur deswegen in jeder Hinsicht der Prototyp eines "Boom or bust" Prospects. Welche Franchise ihn auch immer picken sollte, kommt nicht darum herum, ihn erstmals für einige Zeit in die D-League zu verfrachten. Ob man den Neuseeländer anschließend wiedersehen wird, hängt in erster Linie davon ab, wie schnell er sich in der Offensive weiterentwickeln kann.

Prognose: Top 15 Pick

Mögliche Teams: Portland Trail Blazers, Oklahoma City Thunder

Alex Len

Statistiken: 11,9 Punkte, 7,8 Rebounds

College: Maryland

Alter am Draftabend: 20 Jahre

Größe: 2,15m

Gewicht: 102kg

Im Idealfall ein Typ wie: Brook Lopez

Stärken:

Vielseitiger Big Man

Solides Perimeter-Game

Setzt gute Screens

Schwächen:

Muss physisch zulegen

Ausbaufähiger Rebounder

Nicht dominant genug

Fazit: Alex Len ist vielleicht der interessanteste Prospect in diesem Jahr, zugleich jedoch unglaublich schwierig einzuschätzen, weil er Teil einer äußerst chaotischen und talentfreien Maryland-Mannschaft war, die den 20-Jährigen mehr als nur unzureichend einzusetzen wusste. In den letzten Tagen hat der Hype um den Ukrainer noch einmal neue Maßstäbe erreicht und er tauchte in verschiedenen Mockdrafts sogar zeitweise an Position eins auf. Einige Teams sehen ihn aufgrund seines größeren Offensivarsenals sogar vor Nerlens Noel. Mit einem starken NBA-Backcourt an seiner Seite dürfte er zudem sofort einen gewaltigen Sprung nach vorne machen. Vor allem im Pick-and-Roll und Pick-and-Pop sind dem Terrapin nahezu keine Grenzen gesetzt.

Hinzu kommt, dass Len auch den Midrange-Jumper ziemlich verlässlich trifft, was für einen Spieler seiner Größe und seines Releases natürlich von unschätzbarem Wert ist. Defensiv ist er vielleicht nicht ganz so dominant wie Noel, einen Schwachpunkt stellt seine Defensivarbeit jedoch keinesfalls dar. Die größten Fragezeichen bestehen aber hinsichtlich seiner momentanen Fußverletzung. Len kuriert zurzeit einen Ermüdungsbruch in seinem linken Sprunggelenk aus und wird deshalb noch vier bis sechs Monate ausfallen. Für einen Center sind solche Verletzungen stets etwas schwerwiegender und für viele NBA-Teams ein triftiger Grund von ihm abzusehen. Geben die Ärzte allerdings grünes Licht, dürften jede Franchise dazu geneigt sein, ihn zu ziehen. Ein 20-jähriger Big Man mit derartigem Entwicklungspotenzial kommt nicht jedes Jahr daher.

Prognose: Top 10 Pick

Mögliche Teams: Cleveland Cavaliers, Charlotte Bobcats, New Orleans Pelicans

Nerlens Noel

Statistiken: 10,5 Punkte, 9,5 Rebounds

College: Kentucky

Alter am Draft-Abend: 19 Jahre, 2 Monate

Größe: 2,11m

Gewicht: 94kg

Im Idealfall ein Typ wie: Kevin Garnett

Stärken:

Unfassbarer Shotblocker

Starker Verteidiger

Cleverer Rebounder

Schwächen:

Muss physisch deutlich zulegen

Ausbaufähiges Perimeter-Game

Mieser Freiwurfschütze

Fazit: Der seit Monaten designierte Nummer-Eins-Pick geht in den Draft als einer der besten Defensivspieler der letzten Jahre. Neben seinen Rebounderqualitäten überzeute Noel in Kentucky durch monströse Verteidigungsleistungen. Ein Block Percentage von 13,2% (4,4 pro Partie), sowie ein Steal Percentage in Höhe von 3,9% (2,1 pro Partie) sind irrwitzige Werte für einen Center. Die Umstellung auf NBA-Niveau wird für den 19-Jährigen jedoch nicht so ohne weiteres von statten gehen. Und das nicht nur, weil er bis Anfang nächstes Jahres aufgrund seines Kreuzbandrisses ausfallen wird. Als defensivorientierter, schmächtiger Big Man ohne variables Angriffsspiel, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bevor Noel auch bei den Profis ein Starting Center mit All Star Potenzial sein wird.

Auf dem Weg dorthin muss der Wildcat allerdings noch einige Baustellen schließen. Der Vergleich zu Anthony Davis, seinem Vorgänger in Kentucky, hinkt nämlich vor allem was die Offensivskills der beiden Big Men anbelangt. Im Gegensatz zu Noel, verfügt Davis über ein wesentlich höheres Spielverständnis und einen viel besseren Shootingtouch. Noel hat jedoch deutliche Vorteile was die Schnelligkeit, sowie die Explosivität in Ringnähe betrifft. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Noel tatsächlich an Eins gezogen wird. In den letzten Tagen mehren sich die Stimmen, dass einige Teams (selbst die Cavaliers) nicht mehr hundertprozentig von Noel überzeugt sein sollen und Bedenken haben, wie schnell er sich als reelle Verstärkung entpuppen kann.

Prognose: Top 3 Pick

Mögliche Teams: Cleveland Cavaliers, Washington Wizards

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