NBA

Heat holen sich den Heimvorteil zurück

Von Martin Gödderz
Auch im dritten Spiel gab es wieder Tumulte zwischen den Heat und den Bulls
© getty

In einem bis zum Schluss hochspannenden Spiel holen sich die Miami Heat in Chicago den 104:94-Sieg gegen die Bulls. (BOXSCORE) Nazr Mohammed legte sich mit LeBron James an und musste dafür vom Feld. Bankspieler Norris Cole erlebte einen fast perfekten Shooting Abend und Chris Bosh stellte einen persönlichen Rekord auf.

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Mit dem Sieg im United Center führen die Miami Heat nun mit 2:1 in der Serie. Somit haben sie sich den Heimvorteil wieder zurückgeholt. Superstar LeBron James war mit 25 Punkten Top-Scorer des Spiels. Nebenbei holte er 8 Rebounds und verteilte 7 Assists. Der amtierende MVP verwandelte aber nur 6 seiner 17 Feldwürfe und zeigte eine verhältnismäßig unauffällige Leistung.

Dafür glänzte Bankspieler Norris Cole, der von der Bank kommend 18 Punkte erzielte und dabei 6 seiner 7 Wurfversuche sowie 3 seiner 3 Dreierversuche verwandelte. Auch Chris Bosh machte ein starkes Spiel und brachte die Bulls mit seinen Mitteldistanzwürfen zur Verzweiflung. Am Ende kam der Big Man auf 20 Punkte, 19 Rebounds, 4 Assists sowie 2 Blocks. Dwyane Wade erzielte 10 Punkte (5/7 FG), leistete sich aber auch 4 Ballverluste.

Die Chicago Bulls, die wieder ohne Deng, Rose und Hinrich auskommen musste, hielten bis zum Ende mit. Bester Punktesammler war Carlos Boozer, der neben 21 Punkten (10/16 FG) auch 4 Rebounds holte. Frontcourt-Kollege Joakim Noah kam auf 15 Punkte, 11 Rebounds, 2 Steals und 2 Blocks.

Die Starting Five der Bulls erzielte 86 der 94 Punkte. Jimmy Butler legte 17 Punkte, 5 Rebounds sowie 3 Steals auf, Nate Robinson verzeichnete 17 Punkte (5/13 FG) und 7 Assists. Marco Belinelli machte 16 Punkte und verteilte 6 Assists.

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Die Reaktionen

Chris Bosh (Miami Heat): "Du kannst eine Meisterschaft nicht auf schöne, glänzende Art und Weise gewinnen. Du musst auch mal dreckig sein. Du musst physisch spielen. Du musst auf dem Spielfeld tauchen. Du musst Dinge tun, die extrem hart sind."

Norris Cole (Miami Heat): "Ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber bis hierhin bin ich zufrieden mit meiner Entwicklung."

Tom Thibodeau (Trainer Chicago Bulls) zur Herausstellung von Nazr Mohammed: "Aus meinem Blickwinkel habe ich nur einen Typen gesehen, der floppt. Und dabei belasse ich es."

Nate Robinson (Chicago Bulls): "So läuft es halt heutzutage in unserer Liga. Es ist nicht wie früher in den Tagen von Isiah Thomas und all diese Typen, als sie kurz davor waren, gegeneinander zu kämpfen und niemand herausgeschmissen wurde. Aber da musst du durch."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Hoffnung der Fans im United Center war vergeblich. Auch im dritten Spiel der Serie laufen die Chicago Bulls ohne Luol Deng, Kirk Hinrich und Derrick Rose auf. Dafür aber mit Taj Gibson, der nicht nachträglich von der Liga wegen Schiedsrichterbeleidigung gesperrt wurde.

Somit beginnen die aus den ersten beiden Spiele bekannten Lineups. Für die Bulls: Robinson, Belinelli, Butler, Boozer, Noah. Erik Spoelstra vertraut wieder Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh.

5.: Fantastischer Beginn für die Bulls. Die Heat leisten sich gleich zu Beginn zwei böse Ballverluste und zwei Fehlwürfe, Marco Belinelli verwandelt dafür einen Dreier einen Meter hinter der Linie. Dann bringen Bosh und Haslem die Heat mit Mitteldistanzwürfen aber wieder ran. 10:10.

12.: Es geht wieder heiß her. Butler erhält sein zweites Foul im Post gegen James. Ein sehr zweifelhafter Pfiff. Cole erzielt aus der Ecke den Ausgleich für die Heat. Im nächsten Spielzug fällt Andersen auf Robinson. Noah stürmt direkt auf diesen zu und schiebt ihn von Robinson. Technisches Foul gegen Noah. Mit 25:25 geht es in die Pause.

15.: Das ist Playoff-Action! James leitet den Fastbreak ein. Nazr Mohammed begeht das absichtliche Foul, doch James schlägt ihn dabei auf den Boden und erhält das technische Foul. Während er noch fragend den Schiedsrichter ansieht, steht Mohammed auf und schubst James rüde auf den Boden. Nach Tumulten und langen Diskussionen wird Mohammed des Feldes verwiesen. 34:28 Bulls.

22.: Es wird auch noch Basketball gespielt. Norris Cole dreht auf und verwandelt einen Wurf nach dem anderen. Auf der Gegenseite zeigt Marco Belinelli einen klasse Korbleger, nachdem er kurz zuvor noch einen Dunk nicht getroffen hatte. Dann trifft Shane Battier aber einen komplett offenen Dreier aus der Ecke und Thibodeau nimmt die Auszeit. 48:48.

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28.: Beide Teams zeigen gerade guten Offensiv-Basketball. Butler verwandelt einen Rainbow-Shot aus der Mitteldistanz in James' Gesicht. Der antwortet auf der Gegenseite gleich per Alley-Oop gegen den zurücklaufenden Butler. Dann tankt sich Robinson durch die Zone und findet Boozer. Der hat leichtes Spiel. 60:58 Heat,

34.: Dieser Nate Robinson ist doch komplett verrückt. James zieht im Fastbreak Richtung Korb und jeder weiß schon, was kommt. Doch dann springt Robinson von hinten heran und bringt den Chasedown-Block gegen James. IRRE! Die Bulls haben Feuer gefangen. Am Spielfeldrand freut sich auch Scottie Pippen mit. 69:66 Bulls.

39.: Jimmy Butler macht einfach wieder ein klasse Spiel. Erst lässt er James stehen, dann zieht er gegen Chris Andersen zum Korb und verwandelt den Korbleger mit Foul. Der ebenfalls glänzend aufgelegte Chris Bosh antwortet per Dreier aus der Ecke. Aber dann verwandelt Nate Robinson wieder einen unmöglichen Zirkus-Schuss mit Brett. 75:75.

45.: Das Spiel steht noch immer auf Messers Schneide. Der bärenstarke Norris Cole zieht in die Zone. Boozer verpennt es völlig, auszuhelfen und die Heat für mit fünf Punkten Vorsprung. 88:83 Heat.

48.: Die Heat drehen am Ende noch einmal einen Gang höher. James bringt einen unmöglichen Korbleger gegen drei Bulls-Verteidiger mit Foul unter und am Ende entscheidet Miami das Spiel von der Linie. 104:94 Heat.

Chicago Bulls vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Chris Bosh war heute der stärkste Teil der Big Three. In der Offensive glänzte er mit absoluter Sicherheit aus der Mitteldistanz. Die Bulls ließen ihm viel Platz, um die Zone dicht zu machen. Bosh bedankte sich und verwandelte 50 Prozent seiner Würfe. Viel wichtiger war dieses Mal aber seine Arbeit in der Defensive. Seine 19 Rebounds bedeuten persönlichen Playoff-Rekord. Spielte zudem 4 Assists und blockte 2 Würfe. Seine beste Leistung in den Playoffs. Auch sehr stark: Norris Cole mit fast perfekten Quoten (6/7 FG, 3/3 Dreier).

Der Flop des Spiels: Taj Gibson. Nachdem Mohammed schon sehr früh zum Duschen geschickt wurde, war Gibson der einzige noch übrige Big Man auf der Bank der Bulls. Für Entlastung sorgen konnte er freilich nicht. Genauso wie Boozer hatte er in der Defensive Probleme, dem agilen Bosh zu folgen. In der Offensive lief wenig zusammen. Am Ende kam er gerade einmal auf 2 von 9 verwandelte Feldwürfe. Zu wenig für einen Big Man. Es ist aber schwer, einzelne Spieler der Bulls zu kritisieren, weil jeder Spieler am spielerischen Limit agierte.

Analyse: Vor heimischen Publikum gingen die Bulls gleich wieder mit vollem Einsatz ins Spiel. Die Heat wurden schon früh zu Ballverlusten gezwungen, Carlos Boozer hatte nach sieben Minuten bereits 10 Punkte auf seinem Konto, Dwyane Wade zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Wurf genommen. Sowieso beschränkten sich die Bulls, die beiden Superstars aus dem Spiel zu nehmen.

Wade nahm bis zur Halbzeit gerade einmal einen Wurf aus dem Feld und James hatte gegen die abermals überragende Verteidigung von Butler große Probleme, ins Spiel zu kommen. Zur Halbzeit hatte er gerade einmal 8 Punkte bei schwachen Quoten (2/6 FG) aufgelegt. Zudem beherrschten die Bulls anders als im zweiten Spiel der Serie die Zone. Zur Halbzeit standen sie bei 24:10 Punkten in der Zone, am Ende waren es 44:28.

Der Nachteil der Zonengewalt und der hautengen Deckung der zwei Superstars war aber schnell offensichtlich: Bei Dreier- und Mitteldistanzwürfen fehlte oft die Verteidigung. Das nutzten insbesondere Cole und Bosh sehr effektiv aus. Hier zeigt sich auch die Vielseitigkeit des Meisters: Die Heat können mittlerweile auch effektiv punkten, wenn James in der Offensive aus dem Spiel genommen wird. Das führte auch zu einem 9:0-Lauf der Heat kurz vor der Pause, welcher den Bulls wehtat.

Cole und Bosh waren auch die Gründe für die abermals starken Quoten der Heat. 50 Prozent aus dem Feld und 40 Prozent von der Dreierlinie sind Ausdruck der Effizienz. Dabei ließ sich Miami auch nicht von der kritischen Phase im zweiten Viertel beirren, als James und Mohammed aneinandergerieten und die Bulls mit sechs Punkten in Front waren. Die ansonsten abermals unsicheren Schiedsrichter entschieden in dieser Situation aber richtig und schickten Mohammed vom Feld.

Die Bulls hielten das Spiel über die gesamte Zeit mit purer Willenskraft offen. Vom frenetischen Publikum angestachelt schrien die Spieler sich immer wieder gegenseitig an und trieben sich nach vorne. Als die Heat dann kurz vor Schluss aber noch einmal anzogen, konnten die Bulls nicht mehr antworten. Es offenbarte sich immer wieder, dass es in einer sieben Spiele andauernden Serie eben schwer wird für dieses ausgedünnte Bulls-Team, das vollkommen am Leistungslimit spielte. Wenn kein Spieler komplett heißläuft, wird es schwer für Chicago.

Die Heat dagegen haben sehr viele Optionen. Auch wenn Wade und Allen heute beispielsweise überhaupt nicht in Erscheinung traten, lief der Offensiv-Motor trotzdem, weil Spieler wie Cole oder Andersen in die Bresche springen. Angestachelt vom Publikum im United Center wäre ein Sieg der Bulls im vierten Spiel aber dennoch möglich.

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