NBA

Schröder: "Ich spiele wie Rondo mit gutem Wurf"

Von Interview: Michael Stadtler
Point Guard Dennis Schröder von den Phantoms Braunschweig erzielt in der BBL im Schnitt 12 Punkte
© getty

Dennis Schröder gilt als das größte deutsche Basketball-Talent seit Dirk Nowitzki. Schon bald könnte der Traum von der NBA für den Point Guard der Phantoms Braunschweig in Erfüllung gehen. Im Interview mit SPOX spricht er über sein Abschneiden beim Nike Hoop Summit in Portland, den kommenden NBA-Draft und das Versprechen an seinen verstorbenen Vater.

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SPOX: Herr Schröder, am Montag sind sie nach einer intensiven und erfolgreichen Woche in den USA nach Braunschweig zurückgekehrt. Mit welcher Gemütslage haben Sie wieder deutschen Boden betreten?

Dennis Schröder: Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich habe ein sehr gutes Spiel abgeliefert und auch die komplette Woche über gut trainiert. Die Trainer waren allesamt sehr zufrieden mit mir und haben nur positiv von mir gesprochen. Deshalb kam ich sehr zufrieden wieder zurück. Jetzt freue ich mich aber auch, wieder in Deutschland zu sein.

SPOX: Sie sprechen von Ihrer glänzenden Performance in Portland in der vergangenen Woche. Mit 18 Punkten und 6 Assists führten Sie die Weltauswahl beim Nike Hoop Summit, bei dem sich alljährlich die viel versprechendsten internationalen U-19-Akteure mit den besten High-School-Spielern der USA messen, zum Sieg. Wie bewerten Sie Ihre persönliche Leistung beim Erfolg über die USA?

Schröder: Ich denke, dass ich sehr gut gespielt habe. Ich habe versucht, meine Mitspieler gut in Szene zu setzen, so dass wir eine Chance hatten, das Spiel zu gewinnen.

SPOX: Was Ihnen und Ihrer Mannschaft auch auf beeindruckende Weise gelang.

Schröder: Ja, das ist richtig. Und deswegen denke ich auch, dass ich sehr viel dazu beigetragen habe, den Sieg zu holen.

SPOX: Was war letztlich das Erfolgsrezept?

Schröder: Wir haben vor allem defensiv gut gestanden und haben einfach sehr ordentlich verteidigt. Außerdem haben wir als Team richtig gut zusammengespielt. Bei uns hat die Teamchemie einfach gestimmt, was bei den Amerikanern nicht unbedingt der Fall war. Deswegen haben wir wohl auch gewonnen.

SPOX: Sie sind bereits eine Woche vor dem eigentlichen Match nach Portland ins Trainingscamp gereist. Wie kann man sich Ihren Alltag während dieser Woche vorstellen?

Schröder: Wir sind immer um 7 Uhr aufgestanden und dann erst einmal frühstücken gegangen. Um 8.30 Uhr ging's dann weiter zur Halle, wo wir eineinhalb bis zwei Stunden trainiert haben. Anschließend haben wir uns direkt in der Halle gestretcht, sind ins Eisbad gegangen und haben dort auch zu Mittag gegessen. Dann hatten wir erst einmal Pause, in der wir meist in die Stadt gegangen sind. Um 18 Uhr hat immer die zweite Trainingseinheit begonnen. Am Mittwoch haben wir uns auch noch das Spiel der Portland Trail Blazers gegen die Golden State Warriors angeschaut.

SPOX: Hatten Sie während Ihrer Zeit in Portland bereits persönlichen Kontakt mit einigen NBA-Scouts?

Schröder: Mit mir persönlich hatten die Scouts keinen Kontakt. Aber mit Ademola (Okulaja, Anm. d. Red.), meinem Agenten. Er hat mehrere Gespräche geführt. Ich persönlich durfte keinen Kontakt zu den Scouts aufbauen. Ademola meinte aber, dass das Feedback durchweg positiv gewesen sei. Deshalb werden wir auch in drei Wochen wieder in die USA fliegen und am Pre-Draft-Camp in Chicago teilnehmen. Und anschließend werden wir zu den Teams weiterfliegen, die Interesse an mir haben. Um welche Teams es sich dabei handelt, werde ich allerdings noch nicht verraten.

SPOX: Sie gelten in den USA neben Sergey Karasev schon länger als das größte Talent Ihres Jahrgangs außerhalb der Vereinigten Staaten. Wie schätzen Sie sich selbst nach den Erfahrungen der vergangenen Woche im Vergleich mit Karasev, Andrew Harrison, dem talentiertesten High-School-Guard der USA, oder Andrew Wiggins, dem wohl kommenden NBA-Star, ein?

Schröder: Ich habe gegen die besten Point Guards der Amerikaner gespielt und denke, dass ich da sehr gut mitgehalten habe. Sie hatten Probleme, mich zu verteidigen. Andrew Harrison habe ich zwar nicht verteidigt, weil er ein Zweier ist, aber ich schätze mich da im Vergleich schon sehr gut ein. Andrew Wiggins ist ein großartiger Spieler. Er hat einfach alles, was ein Basketballer braucht. Die Größe, die Sprungkraft, lange Arme, und werfen kann er auch. Er wird auf jeden Fall seinen Weg gehen und auch ein Star in der NBA werden.

SPOX: Aufgrund Ihres Spielstils wurden Sie zuletzt auch immer wieder als "deutscher Allen Iverson" bezeichnet. Sehen Sie Parallelen zwischen Ihnen und "The Answer"?

Schröder: Ich würde nicht sagen Allen Iverson, sondern eher Rajon Rondo. Nur habe ich auch noch einen guten Wurf, den Rondo nicht unbedingt hat. Vom Spiel her ähnle ich also wohl eher Rondo.

SPOX: Gibt es noch andere Spieler in der NBA, von denen Sie sich etwas abschauen?

Schröder: Auf jeden Fall Chris Paul. Er war schon immer mein Lieblingsspieler. Von ihm gucke ich mir auch viele Spiele an. Aber ich schaue mir auch andere gute Point Guards an. Damian Lillard von Portland zum Beispiel.

SPOX: Am Samstag sorgten Sie schon vor dem Nike Hoop Summit mit Ihrer Anmeldung zum diesjährigen NBA-Draft für Aufsehen. Was bewegte Sie zu diesem durchaus unerwarteten Schritt?

Schröder: Schon beim Training haben alle sehr gut von mir gesprochen. Deswegen hab ich bereits Mitte der Woche mit Ademola besprochen, dass wir mich anmelden werden, sollte das Spiel am Samstag gut laufen. Damit man auf mich aufmerksam wird, wurde dann aber schon ein, zwei Tage vorher entschieden, dass ich mich anmelden werde. Und am Samstag hab ich dann ja auch sehr gut gespielt.

SPOX: Der kommende Draft gilt als vergleichsweise eher schwach besetzt. Spielte die geringere Qualität dieses Jahrgangs eine Rolle bei Ihrer Entscheidung?

Schröder: Auf jeden Fall. Nächstes Jahr kommen sehr viele gute Spieler aus dem College zum Draft, wie Wiggins oder die ganzen High-School-Spieler, die jetzt zu Kentucky gehen. Das wird nächstes Jahr ein sehr stark besetzter Draft.

Seite 2: Schröder über seine Anfänge und seine Schwächen