NBA

Kings beenden Heimserie der Wizards

Von Philipp Dornhegge
Kings-Spielmacher Isaiah Thomas wurde im Rückspiel bei den Washington Wizards zum Helden
© spox

Die Sacremento Kings (17-29) haben die Heimserie der Washington Wizards (11-32) nach fünf Siegen in Folge beendet. Beim 96:94-Erfolg verbuchten die Kalifornien erst ihren fünften Auswärtssieg der Saison. Isaiah Thomas wurde dabei zum Helden.

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Der kleine Point Guard der Kings gewann das Duell der Spielmacher gegen John Wall und erzielte 22 Punkte (dazu 7 Assists), darunter den Game-Winner eine Sekunde vor dem Ende. Wall wiederum beendete die Partie mit 19 Punkten und 6 Assists.

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Francisco Garcia kam auf 17 Zähler, drei weitere Gästespieler punkteten zweistellig. Unter anderem DeMarcus (12), der dennoch eine miserable Partie hinlegte, große Probleme mit Washingtons Topscorer Emeka Okafor (23 Punkte 14 Rebounds) hatte und von Coach Keith Smart folgerichtig nur 26 Minuten Spielzeit bekam.

Sacramentos Rookie Thomas Robinson zeigte bei der Rückkehr in seine Heimatstadt und dem Besuch der ganzen Familie eine solide Leistung (9 Punkte, 2 Blocks), Washingtons Neuling Bradley Beal wiederum war überhaupt kein Faktor (6 Punkte).

Martell Webster (18) und Kevin Seraphin (12) kamen für die Gastgeber auf zweistellige Punkte.

Die Reaktionen:

Isaiah Thomas (Kings) über seinen entscheidenden Drive gegen Garrett Temple: "Ich sah einen Gegenspieler, der noch gar nicht gespielt hatte, also sagte ich mir: 'Gegen den kannst Du zum Korb ziehen.' Er hat mich auf meine starke Seite gedrängt, also habe ich das Angebot angenommen und das Ding reingemacht."

Keith Smart (Trainer Kings) über den Game-Winner: "Ich sagte ihm, dass er entweder vorbeiziehen wird oder ein Foul bekommt. Zum Korb zu ziehen war die richtige Entscheidung. Den Floater hat er drauf, da hat sich die Arbeit daran ausgezahlt."

Randy Wittman (Traier Wizards): "Ich hoffe doch sehr, dass uns das ein bisschen wehtut. Mir tut es jedenfalls weh."

Martell Webster (Wizards): "Irgendwann haben wir diese Einstellung entwickelt, dass wir sie einfach in der Offense schlagen können. Wir haben keine Defense mehr gespielt, und sie haben uns kalt erwischt. Das darf uns nicht passieren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Wizards mit ihrer Wunschaufstellung aus Wall, Beal, Webster, Nene und Okafor, die Kings ebenfalls in Bestbesetzung. Thomas, Evans, Salmons, Thompson und Cousins starten.

6.: Wall ist derjenige, der für die Ahs und Ohs zuständig ist. In zwei Fastbreak-Situationen macht er es spektakulär: Einmal schickt er Salmons beim Zug zum Korb per Fake-Pass auf die Reise und schließt ab, dann zieht er mit seinem Drive zwei Verteidiger auf sich und findet Beal in der Ecke für einen offenen Dreier. Starker Auftakt hier, 16:11 Wizards.

11.: Thomas penetriert mühelos und findet Robinson. Der Rookie hat in seiner Heimatstadt einen Bombenstart erwischt, macht per Layup seine Punkte 6 und 7. 24:24.

12.: Cousins mit einem Steal, dann geht er Coast-to-Coast und schließt ab. Das sieht spektakulär aus, doch in der Defense pennt er schon wieder. Okafor hat gleich die passende Antwort, Cousins' Gegenspieler hat schon 14 Punkte und 4 Rebounds auf dem Konto. 30:27 Wizards.

16.: Garcia hat hier richtig Lust und deutet das mit seinem Kopfnicken auch an. Zwei Dreier hintereinander, bei denen Crawford aber auch höflich Abstand hält. 36:36, es geht weiter munter rauf und runter.

22.: Wall, immer wieder Wall, der hier spielerisch leicht zum Korb zieht, besonders im Schnellangriff kaum zu stoppen ist. Nach einem schönen Durchstecker auf Nene schließt er diesmal selbst per Layup ab. Der Spielmacher hat vier seiner fünf Würfe für 8 Punkte getroffen, 51:47 Wizards.

28.: Bei den Wizards häufen sich die Ballverluste. Nach dem Ausgleich der Kings zum 61:61 verursachen Beal und Webster den zweiten und dritten Turnover im dritten Viertel, insgesamt sind es schon 11. Die Kings machen das Spiel mit besserer Defense langsamer, Washington hat damit Probleme.

32.: Cousins und Evans mit vier versammelten Freiwürfen in Folge. Sacramento lässt hier etliche Chancen liegen, endgültig die Kontrolle über die Partie zu übernehmen. Stattdessen erhöht Seraphin nach einem Offensivrebound auf 70:67 Wizards.

39.: Fredette gibt den Kings wertvolle Minuten von der Bank. Vorhin spielt er einen schönen Bodenpass auf den freien Hayes, jetzt umkurvt er nach leichtfertigem Price-Turnover Ariza für einen leichten Korbleger. Sacramento ist voll im Spiel, 78:76 Wizards.

43.: Nach einem viel zu kurzen Wall-Wurf wollte Sacramento schnell umschalten, doch die Wizards stoppen den Fastbreak. Allerdings geht dabei die Zuordnung verloren, plötzlich muss Beal Robinson im Low Post verteidigen. Seraphin kommt zur Hilfe, doch dafür steht Thomas an der Dreierlinie frei. Der Spielmacher lässt sich nicht zwei Mal bitten, die Kings übernehmen die Führung! 81:79.

48.: Wahnsinns-Treffer von Thomas! Der kleine Kings-Spielmacher zieht gegen Wall zum Korb und gerät ins Stolpern, Nene und Okafor kommen als Shotblocker zur Hilfe. Thomas lässt den Ball ohne Balance fliegen - und trifft! 91:90 Kings, packende Schlussphase.

48.: Webster zieht zum Korb, trifft den Bankshot und gleicht aus. 94:94, noch sieben Sekunden. Thomas bekommt den Ball, verdribbelt sich scheinbar, zieht dann doch zum Korb und netzt den Floater ein! Washington hat keine Auszeiten mehr, wirft überhastet ein und verliert das Spiel!

Der Star des Spiels: Isaiah Thomas. John Wall ist der größere Name und der größere Spieler, doch im direkten Duell war diesmal der kleine Kings-Spielmacher der Gigant. Mit viel Übersicht zog Thomas für Sacramento die Fäden, fand seine Mitspielern mit guten Pässen und traf selbst hochprozentig (9/16). Mit seinen kleinen, flinken Dribblings bereitete er seinem Gegenspieler große Probleme und schien fast nach Wunsch zum Korb ziehen zu können. Mit zwei schweren, aber kaltschnäuzigen Treffern in der Schlussminute ebnete er seinem Team den Weg zum Sieg.

Der Flop des Spiels: Die Wizards-Reservisten. Mit Ausnahme von Kevin Seraphin bekamen Washingtons Starter gegen Sacramento überhaupt keine Unterstützung der eigenen Bank. Trevor Ariza, Jordan Crawford, A.J. Price, Trevor Booker: Das klingt nicht völlig schlecht, an diesem Abend waren sie aber genau das. Point Guard Price fiel nur durch Ballverluste auf, Crawford und Ariza spielten verhalten, Booker war in acht Minuten Einsatzzeit völlig wirkungslos. Zusammen kamen die vier Backups auf vier Treffer aus dem Feld bei 16 Versuchen, alle vier hatten ein negatives Plusminus-Rating zu Buche stehen.

Die Analyse: Nach fünf Heimsiegen in Folgen und insgesamt sieben Siegen aus den letzten zehn Spielen hatten die Washington Wizards zuletzt den letzten Platz im Osten verlassen und an die Charlotte Bobcats abgegeben. Erfolge in diesem Zeitraum gegen Oklahoma City, Atlanta, Denver, Portland und Chicago zeigen bereits, dass mit Washington mittlerweile nicht mehr zu spaßen ist.

Das Comeback von Star-Point-Guard John Wall und die bessere Gesundheit der erfahrenen Big Men Nene und Emeka Okafor haben aus dem Hauptstadtklub eine Mannschaft gemacht, die wie der Playoff-Kandidat spielt, den viele Fans und Experten schon vor der Saison erwartet hatten. Auch wenn es nach einem Katastrophenstart in die Spielzeit für einen Run auf die Postseason wohl schon zu spät sein dürfte.

Die Kings wiederum durchlebten zuletzt wieder eine schwere Phase, hatten nur drei der letzten zwölf Spiele gewonnen, dabei aber immerhin das erste Duell mit Washington in Sacramento gewonnen.

Nachdem es in den letzten Wochen phasenweise anders aussah, scheint die unsichere Situation der Franchise - ein Verkauf, ein Umzug nach Seattle und die Umbenennung in SuperSonics drohen - zunehmend an der Psyche zu nagen. Am mangelnden Talent scheitern die Kalifornien jedenfalls nicht, wie sie trotz ihrer miesen Auswärtsbilanz (4-17) auch im Verizon Center von Washington zeigten.

Beide Teams spielten von Beginn an inspirierten Offensivbasketball, der die Defenses schlecht aussehen ließ. Dabei lag es überwiegend tatsächlich an uneigennützigem Teambasketball und guter Wurfauswahl auf beiden Seiten, dass sich ein temporeiches und interessantes Spiel entwickelte. Einzig in der Transition Defense, also beim Umschalten von Angriff auf Verteidigung, waren die Mannschaften hier und da gedanklich zu langsam, was die beiden Point Guards Isaiah Thomas (Kings) und vor allem John Wall perfekt ausnutzten.

Genau hier schienen die Coaches in der Halbzeit angesetzt zu haben, denn nach der Pause nahm die Aggressivität deutlich zu. Es gab weniger Fastbreaks und weniger Tempo, beide Teams hatten in langsameren Halfcourt-Angriffen ihre Mühe. Dank Cousins auf der einen und dem bärenstarken Okafor auf der anderen Seite waren die Zonen weitgehend dicht, die Mannschaft taten sich schwer, andere Wege zu scoren zu finden. Sacramento vergab reihenweise Freiwürfe (15/25), Washington versuchte aufgrund des Mangels an Scharfschützen nur 11 Dreier.

Besonders Wall war in der zweiten Hälfte kaum noch in der Lage, sich durchzusetzen. Sein Jumper sah so fürchterlich aus, dass er ihn sich kaum noch zutraute, der Weg zum Korb war aber fast immer dicht. In der Defense hatte er große Probleme mit dem quirligen Isaiah Thomas. In den Schlussminuten stagnierte daher die Offense, Punkte wurden immer mehr zur Mangelware. Die Kings hatten da schlicht und ergreifend einen besseren Plan, kreierten aus dem Pick'n'Roll immer wieder gute Wurfoptionen. In den entscheidenden Momenten war es dann immer wieder Thomas, der für die Punkte sorgte. Sein Game-Winner war nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch kaltschnäuzig.

Für Washington geht es nach dem Ende der Heimserie auswärts weiter: Philadelphia, Memphis und San Antonio warten. Die Kings müssen auf ihrem aktuellen Roadtrip noch nach Boston, Philly, New York und Utah.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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