NBA

Serie gestoppt: Erste Heim-Pleite für Jazz

Von Jan-Hendrik Böhmer
Seit der Rückkehr von Chauncey Billups weisen die Clippers eine makellose Bilanz auf
© spox

Bis zur letzten Sekunde mussten die Clippers (11-6) um ihren Sieg bei den Utah Jazz (9-10) kämpfen, doch am Ende gewann Los Angeles eine spannende Partie mit 105:104. Erfolgreichster Werfer für die Clippers war Blake Griffin mit 30 Punkten.

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Wenn wir sagen: "Dieses Spiel war spannend bis zum Schluss", dann meinen wir das in diesem Fall auch so. Dann meinen wir nämlich: bis zum Buzzer. Inklusive einem wilden Turnover 0,7 Sekunden vor dem Ende und einem letzten verzweifelten Wurf.

Doch fangen wir von vorne an. Vor dem Spiel bestand die größte Frage eigentlich darin, welche Serie denn nun enden würde. Die Jazz wollten unbedingt den 13. Heimsieg in Folge und damit den besten Heimstart seit 2006, die Clippers hingegen den dritten Sieg im dritten Spiel seit der Rückkehr von Chauncey Billups.

Die Antwort nach dem Spiel: Routinier Billups bringt weiterhin Glück. Auch wenn er auf dem Feld einen eher ruhigen Abend verlebte (9 Punkte, 1 Rebound, 1 Assist), gewannen am Ende die Clippers.

Dabei sah es lange Zeit überhaupt nicht danach aus. Utah führte die Partie dank der starken Leistungen von Mo Williams (20 Punkte, 1 Rebound, 12 Assists), Randy Foye (19 Punkte, 2 Rebounds, 2 Assists), Gordon Hayward (17 Punkte, 5 Rebounds) und Al Jefferson (16 Punkte, 10 Rebounds, 5 Assists) bis fünf Minuten vor dem Ende an.

Doch dann kamen die Clippers. Exemplarisch drehte Chris Paul (14 Punkte, 3 Rebounds, 9 Assists), der über weite Strecken des Spiels völlig abgetaucht war, plötzlich auf.

Zuvor hatte Blake Griffin (30 Punkte, 11 Rebounds, 1 Assist) bei den Clippers den Alleinunterhalter gegeben. Unterstützt wurde er dabei am ehesten noch durch die Bank - genauer gesagt durch Jamal Crawford (20 Punkte, 4 Assists) und Eric Bledsoe (10 Punkte, 3 Rebounds, 1 Assist). Einmal mehr eine starke Leistung der Reservisten.

Reaktionen:

Vinny Del Negro (Trainer Clippers): "Die erste Hälfte war reine Zeitverschwendung, meine Jungs waren überhaupt nicht anwesend. Wir waren ganz schwach in der Defense. Aber: Mir hat sehr gefallen, wie wir in der zweiten Hälfte reagiert haben. Und wie wir uns am Ende durchgesetzt haben."

Randy Foye (Jazz) über den letzten Wurf: "Ich wünschte, ich hätte drei Sekunden gehabt, dann wäre ich zum Korb gegangen. Es sollte nicht sein, schade."

Chris Paul (Clippers) über DeAndre Jordans Block in den Schlusssekunden: "Das war das 'Play of the Game'. DJ musste sich extrem strecken, um rechtzeitig von seinem Mann zu Al Jefferson zu kommen, hochzusteigen und seinen Wurf zu blocken."

Mo Williams (Jazz) über das Duell mit Chris Paul: "Er ist toller Spieler, einer der besten Point Guards der Liga. Klar, dass er im vierten Viertel da ist. Das hat man heute nicht zum ersten Mal gesehen. Aber ich denke, dass wir unsere Aufgaben ganz gut erfüllt haben. Schade, dass es trotzdem nicht so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben."

Der Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Bei den Clippers steht Chauncey Billups nach dem Ende seiner 52-Spiele andauernden Verletzungspause erst zum dritten Mal wieder auf dem Parkett. Ansonsten setzt Coach Vinny del Negro auf Blake Griffin, Caron Butler, DeAndre Jordan und Chris Paul.

Utah muss weiter auf Marvin Williams (Gehirnerschütterung) und Derrick Favors (Fuß) verzichten. In der Starting Five: Paul Millsap, DeMarre Carroll, Al Jefferson, Randy Foye und Mo Williams. Keine Veränderung also im Vergleich zur Rockets-Pleite.

2.: Starke Defense der Jazz! Mit viel Energie drängt Utah die Clippers aus der Zone. Keine Chance zum Abschluss. Am Ende muss Butler fast von der Mittellinie draufhalten. Daneben. Und dann knallt Foye auf der anderen Seite den Dreier rein. 6:4 Utah.

4.: Was war das denn? Millsap und Griffin kämpfen um den Ball und landen dabei nebeneinander auf dem Boden. Die beiden schauen sich an, keiner bewegt sich. Und was macht Griffin dann? Er schnappt sich einfach den Ball und feuert noch auf dem Hintern sitzend Richtung Korb. Backboard! Wildes Ding, aber sehr, sehr unterhaltsam.

12.: Richtig gutes erstes Viertel der Jazz. 74 Prozent Shooting aus dem Feld, 13 Rebounds - und eine ganz starke Defense. Die Clippers bekommen kaum offene Würfe und können ihr feines Spiel nicht aufziehen. Resultat: 31:19-Führung für Utah.

16.: Baaam! Baaam! Evans! Erst der Putback-Dunk, dann der Alley-Oop! Kein Wunder, dass sie ihn hier in Utah den "Human-Pogo-Stick" nennen. Beim Alley-Oop gerade hätte man denken können, dass er nie wieder landen würde. Ganz stark. 40:33 für Utah.

20.: Ganz stark verteidigt von Williams. Er macht Paul bereits das komplette Spiel das Leben schwer und luchst ihm jetzt bereits zum zweiten Mal den Ball ab. Hayward schnappt sich den Turnover und stopft den Ball für seine Verhältnisse fast unspektakulär rein. Zur Entschädigng gibt's den Dreier direkt hinterher. Bereits 13 Punkte für ihn.

22.: Das kann er einfach, der Kollege Billups. Unfassbar weicher Dreier - und damit die ersten Punkte für den Routinier. Nicht umsonst ist er der fünftbeste Dreierschütze aller Zeiten. Trotzdem bleiben die Jazz weiter vorne: 58:51 für Utah zur Halbzeit.

31.: Der Vorsprung der Jazz pendelt sich bei rund zehn Punkten ein. Zwar geht bei Utah längst nicht alles glatt, doch immer wenn die Clippers ein wenig aufdrehen, sind auch die Jazz wieder da. Wie gerade mit Carroll, der den Dreier versenkt. 71:61 Utah.

36.: Unschöne Szene zwischen Williams und Paul. Beim Gerangel um den Ball geraten die beiden aneinander: Paul landet unsanft auf dem Boden - und Williams beschwert sich anschließend lautstark über den Foul-Call. Das kann hier noch heiß werden. 83:71 Utah.

41.: Jetzt wird es doch noch einmal richtig eng. Starker Run der Clippers - und das vor allem wegen vieler unnötiger Fouls der Jazz. Nur noch ein Punkt. 88:87 Utah.

48.: Unglaublich. Dreimal waren die Jazz bereits besiegt, immer kommen sie irgendwie wieder zurück - und das alles in den letzten Sekunden: Was für eine dramatisches Finale! Erst verpasst Williams den Dreier - und damit die vermeintlich letzte Chance auf den Sieg. 99:103 und nur noch 13,9 Sekunden auf der Uhr. Doch dann patzt Barnes auf der Gegenseite beim Freiwurf und Williams bringt die Jazz noch einmal auf zwei Punkte ran. Wieder das schnelle Foul und Crawford macht beide Würfe rein. Game over? Noch lange nicht. Foye bekommt den Pass von Williams - und versenkt den Dreier! 0,7 Sekunden und es steht 104:105. Game over, richtig? Nein. Denn Billups verschätzt sich beim Einwurf völlig und Foye feuert noch einmal ab. Daneben. Und nach dem Buzzer. Aus.

Der Star des Spiels: Blake Griffin? Natürlich war der stark. Während die übrigen Clippers-Starter weitgehend enttäuschten, hielt er sein Team im Spiel. 30 Punkte, 11 Rebounds, 1 Assist und 1 Steal sprechen eine deutliche Sprache.

Und wenn nicht: Griffin erzielte damit knapp doppelt so viele Punkte wie im Saison-Durchschnitt. Neben Griffin waren es aber besonders Jamal Crawford und Eric Bledsoe, die bei den Clippers von der Bank für Betrieb sorgten. Besonders Bledsoe brachte viel Energie ins Spiel.

Der Flop des Spiels: Bis wenige Minuten vor dem Ende der Partie hätte an dieser Stelle gestanden: Chris Paul. Keine Frage. Hatte er die Jazz bei den letzten Begegnungen noch quasi im Alleingang abgefertigt, sah er nun weitgehend überhaupt keine Sonne.

Der Clippers-Guard wurde von Utah - und besonders Williams - größtenteils aus dem Spiel genommen und fand kein Gegenmittel. Ganz im Gegenteil. Sobald er sein Spiel nicht aufziehen konnte, schien er sogar unsicher zu werden. Oftmals gab er offene Würfe lieber ab.

Doch dann... dann drehte er kurz vor Schluss auf und verhalf den Clippers zum Sieg. Doch der Weg zum nächsten Flop ist nicht weit: Caron Butler. Nach dem starken Spiel gegen Sacramento gab es nun furchbares Shooting (2 von 8 aus dem Feld) und eine völlig unauffällige Leistung. DeAndre Jordan (3 Punkte in 33 Minuten) sicherte sich immerhin noch 6 Rebounds und kurz vor dem Ende einen ganz wichtigen Block.

Die Analyse:

Die Clippers gewinnen eine hart umkämpfte und am Ende extrem spannende Partie dank eines ganz starken Schlussviertels. Schienen diverse Spieler - allen voran Chris Paul - über weite Strecken der Partie gegen die knallharte Defense der Jazz keinen Fuß auf den Boden zu bekommen, waren sie am Ende genau zur rechten Zeit da.

War Los Angeles in der ersten Halbzeit besonders in der Zone vollkommen unterlegen, drehten sie die Verhältnisse am Ende sogar um und dominierten unter dem Korb.

Dass die Clippers überhaupt im Spiel blieben, hatten sie einmal mehr ihren Reservisten zu verdanken. Die viertbeste Bank der Liga sprang einmal mehr für schwächelnde Starter (wie Caron Butler) ein. Diesmal besonders durch Bledsoe und Crawford.

Wobei aber selbst die Bank nicht helfen konnte, war das unglaublich schlechte Shooting aus der Distanz. Magere 19 Prozent der Dreier fielen, und man kann nicht einmal einen Spieler besonders hervorheben. Es ging einfach nichts, beim kompletten Team. Anders die Situation bei den Jazz. Hier fielen besonders zu Beginn viele Würfe.

Insgesamt zeigte Utah eine durchgehend ansprechende Team-Leistung, nur Carroll punktete aus der Starting Five nicht zweistellig; Hayward, Enes Kanter und Jeremy Evans (3 von 3 aus dem Feld, 2 Rebounds, 2 Blocks) kamen stark von der Bank.

Zudem spielte Utah guten Transition-Basketball und wusste, sich anbietende Matchups gut auszunutzen. Besonders Lamar Odom (7 Punkte, 6 Rebounds) bekam dies zu spüren; Immer wieder sah er im Duell mit den körperlich überlegenen Kanter (8 Punkte, 4 Rebounds) und Jefferson ziemlich alt aus. Generell waren die Jazz sehr aggressiv.

Dass Utah am Ende dennoch verlor, lag einmal mehr an einem Einbruch im Abschlussviertel. Bereits bei der Niederlage gegen Houston hatte Utah den Rockets 39 Punkte im letzten Viertel erlaubt. Diesmal waren es 32 - bei nur 21 eigenen Zählern.

Und wie geht es jetzt weiter? Für die Clippers geht es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gegen die Dallas Mavericks, Utah muss gegen Orlando ran.

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