NHL

"Ich habe nur auf Gretzky geschaut"

Von Interview: Florian Regelmann
Marco Sturm von den Boston Bruins will nach seiner langen Reha wieder voll durchstarten
© Getty
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SPOX: Sie haben es angesprochen: Sie sind seit zwölf Jahren "drüben". Hätte irgendetwas in Ihrer Karriere besser laufen können?

Sturm: Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr glücklich, wie alles gelaufen ist. Ich hatte einen tollen Start in San Jose und bin acht Jahre bei den Sharks geblieben. Wer bleibt schon acht Jahre bei einem Klub? Und jetzt bin ich schon wieder seit langem in Boston. Ich bin nur einmal gewechselt, ich habe zwei wunderschöne Städte erwischt und auch persönlich hätte es nicht besser sein können. Wobei ich schon glaube, dass ich in einem Alter bin, in dem noch was geht.

SPOX: Wie wäre es mal mit 30 Toren?

Sturm: Ja, an der 30-Tore-Marke kämpfe ich immer noch herum. Die 20er-Barriere habe ich häufig geknackt, aber die 30 fehlen mir. Es wäre schon schön, wenn ich das noch packen würde.

SPOX: Wie viel Zeit geben Sie sich dafür noch? Sprich: Wie lange wollen Sie noch in der NHL spielen?

Sturm: So lange es geht. Ich habe nicht vor, vorzeitig nach Deutschland zurückzukehren. So lange ich Spaß habe, will ich mich in der NHL durchbeißen. Was danach kommt, ist völlig offen. Meine Kinder kommen jetzt in die Schule, vielleicht bleiben wir nach meiner Karriere auch erstmal in den Staaten. Grundsätzlich würde ich gerne dem Eishockey verbunden bleiben.

SPOX: Dann werden Sie eben Bundestrainer. Abgemacht?

Sturm (lacht): Nein, auf gar keinen Fall. Wenn ich etwas nicht machen werde, dann ist es Trainer. Dafür bin ich nicht der Typ und daran habe ich überhaupt kein Interesse.

SPOX: Es gibt sicher auch attraktivere Jobs als Eishockey-Bundestrainer in Deutschland. Wie sehen Sie die Situation im deutschen Eishockey?

Sturm: Was im letzten Jahr abgelaufen ist, war sehr bitter. Es geht ja nicht nur um die A-Nationalmannschaft. Auch die Junioren sind abgestiegen. Dass die deutschen Spieler in der DEL zu wenig Eiszeit bekommen, ist ein Problem, aber auch der DEB ist gefordert. Wenn man mit so ziemlich jedem Jahrgang absteigt, was ich persönlich schon schlimm finde, und sich dann wieder nichts tut... Es ist ein schwieriges Thema. Ich weiß auch zu wenig darüber, was im DEB alles passiert. Wir sind eben auch einfach nicht so stark wie andere Nationen. Das wird auch immer so sein.

SPOX: Auch wenn wir da keine Chance haben werden, sind die Olympischen Spiele im nächsten Jahr noch einmal ein Highlight für Sie, oder?

Sturm: Auf jeden Fall. Olympia noch einmal mitzunehmen, wird eine schöne Sache. Speziell deswegen, weil es in Kanada, in Vancouver stattfindet. Schöner kann es nicht sein.

SPOX: Gibt es überhaupt etwas, was an Ihrem Leben schöner sein könnte?

Sturm (lacht): Nein, Sie haben schon Recht. Ich könnte so viele Dinge aufzählen, die mir an meinem Beruf großen Spaß machen. Wenn man in jedem Spiel vor 18.000 Fans in der besten Liga der Welt spielt, kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Das ganze Drumherum passt auch und dann verdienst du noch ordentlich. Ich fahre einfach jeden Tag gerne ins Stadion.

SPOX: Wenn wir schon bei schönen Dingen sind. Was war denn bislang Ihr schönstes Tor?

Sturm: Schwierige Frage. Ich würde sagen, dass es mein erstes Tor war. Immer noch. Es war mein allererstes Spiel, zuvor hatte ich einmal aussetzen müssen. Wir haben gegen Chicago gespielt und in Unterzahl habe ich nach einem Alleingang und einem guten Fake getroffen. Den Puck habe ich noch daheim, das erste Tor vergisst man nie.

SPOX: Schönstes Tor hätten wir. Schönstes Erlebnis?

Sturm: Da gibt es mehrere. Das All-Star-Game in meinem dritten Jahr gehört dazu, das war eine Ehre, da dabei zu sein. Und dann hatte ich auch noch ein Bully gegen Wayne Gretzky. Ich glaube, ich habe nur auf ihn geschaut und gar nicht auf die Scheibe. Die WM in Deutschland habe ich auch noch gut in Erinnerung. Das hat von Anfang bis zum Ende unglaublich Spaß gemacht. Speziell in Köln war die Stimmung der Hammer. Wir haben toll gespielt und das Viertelfinale erreicht. Und dann sind grundsätzlich die Playoffs immer eines der schönsten Erlebnisse. Egal, wie lange die Spiele da gehen, die Kraft geht dir irgendwie nie aus. Du bist so angespannt und willst unbedingt am Ende den Cup hoch halten. Da geht es in jedem Spiel um alles.

SPOX: Letzte Frage: Sie haben bald Geburtstag, sind vom Sternzeichen also Jungfrau. Jungfrauen wird ein stark ausgeprägter Drang zum Perfektionismus nachgesagt. Stimmt das bei Ihnen?

Sturm: Nicht so richtig. Wenn es um den Beruf geht, dann schon, aber außerhalb bin ich nicht so perfektionistisch veranlagt. Aber man sagt ja auch, dass die Jungrauen lieb, brav und nett sind - da liege ich dann schon wieder richtig (lacht).

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