"Ich würde am liebsten losheulen, aber ich probiere, mich zusammenzureißen. Mir fehlen die Worte", sagte der sichtlich mitgenommene Boll: "Ich bin einfach verkrampft und dann ist mir das Spiel weggebrochen."
Für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) dürfte es nach dem Untergang seines Flaggschiffs nur ein kleiner Trost sein, dass immerhin Dimitrij Ovtcharov das Viertelfinale erreichte. Dort trifft der 23-Jährige am Dienstagabend auf den Dänen Michael Maze.
"Ich träume von einer Medaille", sagte Ovtcharov, der durch ein 4:0 gegen den für Österreich startenden Chinesen Chen Weixing erstmals in seiner Karriere die Runde der besten Acht erreicht hatte.
Der Fokus lag am Montagabend jedoch auf Bolls völlig unerwartetem Scheitern. Noch am 21. Juli hatte Boll Crisan im letzten Trainingslager vor Olympia 4:1 besiegt. Im Zeichen der fünf Ringe präsentiert sich der beste europäische Spieler jedoch völlig von der Rolle.
Minutenlang saß der WM-Dritte nach dem Match auf seinem kleinen Stuhl. "Timo war nervös, er hat nicht sein bestes Spiel gemacht. Ich habe meine Chance genutzt", sagte der überglückliche Crisan.
Nachtschicht hatte Boll noch zum Auftaktsieg geführt
Vor seinem ersten Auftritt in der ExCel-Arena hatte Boll noch eine Nachtschicht vor dem Laptop eingelegt und seinen Auftaktgegner Noshdan Alamiyan im Video studiert. Letztlich zahlte sich das und die Erinnerung aus dem ersten Vergleich vor drei Jahren gegen den Iraner aus.
"Ich bin froh, dass es ein 4:0 geworden ist, und es war auch gut, gleich volle Pulle gehen zu müssen", sagte Boll und verabschiedete sich zur Erholung ins Olympische Dorf.
Dort gönnte sich auch Ovtcharov nach seinem deutlichen 4:0 gegen den Briten Paul Drinkhall ein paar ruhige Stunden. Der Brite, der die Mehrheit der 5.000 Zuschauer hinter sich hatte, hatte im gesamten Match nicht den Hauch einer Chance. "Das war ein guter Auftakt. Paul ist ein Spieler ohne besonderen Aufschlag, das liegt mir eigentlich sehr gut", sagte Ovtcharov.
Wu scheitert früh
Für die deutschen Damen ist das Einzel-Turnier dagegen beendet. Wie schon bei der Team-WM im März in Dortmund zog die Ex-Europameisterin gegen Feng Tianwei den Kürzeren. Beim 2:4 gewann Wu nur die Sätze zwei und vier und war nach dem Aus im Achtelfinale enttäuscht: "Eigentlich wollte ich unter die besten Acht."
Ihre Vereinskollegin Kristin Silbereisen war bereits in der dritten Runde gescheitert. Damit bleibt Qianhong Gotsch die einzige deutsche Tischtennis-Spielerin, die je ein Viertelfinale erreichte. Bei den Sommerspielen in Sydney 2000 verlor die Europameisterin desselben Jahres gegen die spätere Bronzemedaillen-Gewinnerin Chen Jing aus China mit 2:3.