27 Mal Gold! Wenn das kein Fest wird...

Von SPOX
Zwei potenzielle deutsche Medaillenkandidaten in London: Britta Heidemann und Robert Harting
© spox

In Peking 2008 holten deutsche Olympioniken 16 Goldmedaillen. Diesmal sollen es bitte schön mehr werden. SPOX lehnt sich in seiner Medaillenprognose aus dem Fenster und sagt: Wir bekommen 27 Olympiasieger.

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So genannte Experten haben gesprochen: Deutschland holt laut deren Hochrechnung in London 17 Mal Gold - eine mehr als in Peking - und insgesamt 56 Medaillen.

Schön und gut, aber wir von SPOX sind in den kommenden zwei Wochen Patrioten und daher in unserer Prognose deutlich optimistischer. Laut unserer zugegebender Maßen wohlwollenden Einschätzung sind 27 Olympiasiege drin. Wir rechnen zudem mit 23 Mal Silber und 32 Mal Bronze. Macht insgesamt 82 Mal Edelmetall.

Dazu muss natürlich alles ziemlich optimal laufen, aber wer weiß? Und wenn es am Ende 20 Olympiasieger sind, sind wir alle sicher auch sehr zufrieden.

Wir haben uns jede einzelne Sportart in alphabetischer Reihenfolge vorgenommen und die Starterlisten nach deutschen Medaillenkandidaten durchforstet. Realistische Chancen haben sie auf dem Papier alle, jetzt müssen sie es in London nur noch auf den Punkt hinbekommen.

 

Badminton: 1x Silber

Juliane Schenk ist dran. Nach zwei Erstrunden-Pleiten bei ihren bisherigen Olympiateilnahmen mag das komisch klingen. China, Malaysia, Südkorea, Indonesien. Höchstens mal Dänemark. Das sind die Nationen, die die Medaillen traditionell unter sich ausmachen. Schenks Super-Series-Sieg in Singapur Ende Juni aber spricht Bände, sie ist die erste Deutsche, der dieses Kunststück gelang. In der Weltrangliste inzwischen Sechste, hat sie vier der fünf Besserplatzierten schon geschlagen. Bei der Generalprobe in der olympischen Wembley Arena gewann sie 2011 WM-Bronze. Und ihre Auslosung ist ein Traum, das Halbfinale allemal drin. Europameister Marc Zwiebler hat dagegen lediglich Außenseiterchancen.

Basketball:

Vor vier Jahren führte Dirk Nowitzki das deutsche Olympia-Team als Fahnenträger ins Stadion, heute liegt er daheim auf der Couch und denkt weiter darüber nach, wie bedingt cool es sein wird, bis zum Karriereende jedes Jahr in der ersten Playoff-Runde mit Dallas auszuscheiden. Das DBB-Team hat die Quali verpasst. Schade. So kann Deutschland nicht wie in Peking die höchste Niederlage des olympischen Basketball-Turniers kassieren. 57:106 gegen die USA. Hier noch mal die Starting Fives vom 49-Punkte-Thrashing. USA: Jason Kidd, Kobe Bryant, Carmelo Anthony, LeBron James und Dwight Howard. Schland: Steffen Hamann, Demond Greene, Sven Schultze, Dirk Nowitzki und Chris Kaman. In London wird das Dream Team wieder Gold holen, im Finale gibt's ein 97:84 gegen Spanien. Topscorer: James (31). Bronze holt sich Frankreich.

Beachvolleyball: 1x Silber

Vier deutsche Pärchen haben den Sprung in den olympischen Sand gepackt, eine Medaille ist angesichts der Qualität Pflicht. Die Europameister Julius Brink/Jonas Reckermann haben das größte Potenzial, Reckermanns Schulterverletzung sorgt jedoch für ein ebenso deutliches Fragezeichen hinter ihrer Form. Olympia ist gerade einmal das sechste Turnier seit der Zwangspause. Jonathan Erdmann und Kay Matysik haben eine ordentliche Saison hinter sich, übernehmen aber klar eine Außenseiterrolle.

Auf Deutschlands bestes Frauen-Duo Sara Goller/Laura Ludwig warten zunächst lösbare Aufgaben. Sie verpatzten die Generalprobe beim Grand Slam in Klagenfurt mit Rang neun so deutlich, dass es fast schon wieder für London hoffen lässt. Katrin Holtwick und Ilka Semmler müssen sich schon in der Vorrunde mit den Weltmeisterinnen Larissa und Juliana messen. Allerdings kommen zwei Teams pro Gruppe direkt weiter, auch die Drittplatzierten können sich noch für die erste K.o.-Runde qualifizieren.

 

Bogenschießen:

Eine deutsche Problemdisziplin. Wir sind nicht so wirklich Bogenschießen. Im Einzel sind nur Elena Richter und Camilo Mayr am Start, eine Medaillenchance besteht NICHT. Noch schlimmer sieht es mit den Mannschaften aus. Im Quali-Turnier crashten die deutschen Frauen in Runde eins gegen Georgien raus, die deutschen Männer wurden vom Iran weggeschossen. Wer könnte Bogenschütz-König von London werden? Ganz heiße Medaillenkandidaten sind der Koreaner Dong-Hyun Im, US-Boy Brady Ellison und Khairul Anuar Mohamad aus Malysia. Auch bei den Frauen regiert vor allem Korea.

Boxen: 2x Bronze

Elf Mal Gold, 14 Mal Silber und 22 Mal Bronze - was war Deutschland doch für eine Boxnation. Für London konnten sich gerade mal noch vier Boxer qualifizieren. Patrick Wojcicki (Weltergewicht), Stefan Härtel (Mittelgewicht), Enrico Kölling (Halbschwergewicht) und Erik Pfeifer (Superschwergewicht) wollen trotzdem nicht ohne Medaille nach Hause kommen. "Zwei Medaillen wären ideal, aber wir sind da sehr zurückhaltend. Man braucht auch Glück bei der Auslosung. Ich denke aber, dass alle vier Sportler dazu in der Lage sind", so DBV-Präsident Jürgen Kyas. In diesem Sinne: Erik Pfeifer holt Bronze wie bei der letzten WM, dazu gibt's eine Überraschung durch Enrico Kölling.

Fechten: 1x Gold, 1x Silber, 2x Bronze

Mit der Planche ist das immer so eine Sache. Da kann eine Menge richtig laufen und es hagelt Medaillen, oder es geht eben alles schief und die Deutschen gehen leer aus. Na ja, so schlimm wird es schon nicht werden, denn die Medaillenchancen sind durchaus zahlreich. Heißeste Tipps sind die Mannschaften im Säbel und Florett der Herren und im Degen der Damen. Gerade bei den Mädels haben einige etwas zu beweisen. Imke Duplitzer nach ihrer verbalen Keule gegen alles und jeden im Vorfeld und Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann nach einer unterirdischen Saison. Bei den Herren heißen die Leistungsträger und Hoffnungen im Einzel Peter Joppich, Benjamin Kleibrink (beide Florett) und Nicolas Limbach (Säbel). Wir sagen mal, die Degen-Mädels und die Säbel-Herren holen etwas, im Einzel kommen Limbach und Kleibrink durch. Vier Medaillen - das wäre sehr gut.

Fußball

Männer: Nachdem sich das deutsche U-21-Team um Kapitän und Weltklasseverteidiger Mats Hummels bereits im August 2010 von Kolbeinn Sigthorssons und Alfred Finnbogasons Island 1:4 abfieseln ließ und dadurch erneut die Quali verpasste (das letzte Mal war man 1988 qualifiziert und holte mit illustren Namen wie Wolfram Wuttke, Armin Görtz oder Gerhard Kleppinger Bronze), führt wohl kein Weg an den Brasilianern vorbei. Die Zauberer vom Zuckerhut wollen mit Nationaltrainer Mano Menezes endlich den letzten Titel holen, der noch in der üppigen Trophäensammlung der Selecao fehlt. Hulk, Neymar, Thiago Silva oder Pato sollen dabei richten, was längst überfällig ist und zwischen Manaus und Rio als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird. Doch aufgepasst! Auch Spanien ist am Start und wie es ausging, wenn die Iberer in den letzten Jahren bei Turnieren ihr Können zeigten, ist hinlänglich bekannt. Egal ob EM, WM, nochmal EM, U-19-EM oder was auch immer: die Dauer-Tikitakernde Furia Roja scheint derzeit auf erste Plätze abonniert. Hoffnung machen lediglich die schwedischen U-19-Mädels, die im EM-Finale am vergangenen Samstag als erste den roten Titelreigen galant abgrätschten. Außenseitertipps: Mexiko (Grund: eingespielte, hungrige Mannschaft), Uruguay (Grund: Luis Suarez und Edinson Cavani am Start), Großbritannien (Grund: Come on, Ryan Giggs!)

Frauen: Als wäre es nicht schon Skandal genug, dass Birgit Prinz nach ihrem Karriereende erstmals ein olympisches Frauenfußballturnier verpassen wird, hat sich der sichere Bronze-Abonnent der letzten drei olympischen Spiele dank der grandiosen Heim-WM 2011 gar nicht mal qualifiziert. "Das bedeutet, dass wir nun eineinhalb Jahre Zeit haben, um uns auf die EM 2013 vorzubereiten", freute sich Bundestrainerin Silvia Neid über die zusätzliche Vorbereitungszeit auf das nächste Großereignis in Schweden. Super. Die 48-Jährige weiter: "Dass wir nicht bei Olympia dabei sind, wird der Entwicklung im Frauenfußball nicht schaden." Nein, dem Frauenfußball wird dies nicht schaden, aber dafür dem deutschen Medaillenspiegel. Achja, Finaltipp: irgendwas mit Brasilien und den Vereinigten Staaten.

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