Doppelschlag durch die goldenen Reiter

SID
Romeike, Reiten, Olympia
© Getty

Hongkong - Die Revanche für das "geklaute Gold" von Athen ist geglückt: Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben in Hongkong mit einer beeindruckenden Team-Leistung Gold gewonnen. Anschließend wurde Hinrich Romeike auch noch Olmypiasieger im Einzel. 

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Der Zahnarzt gewann in Hongkong mit seinem Pferd Marius die Goldmedaille vor der Amerikanerin Gina Miles mit McKinlaigh und der Britin Kristina Cook mit Miners Frolic. Ingrid Klimke (Münster) mit Abraxxas wurde Fünfte, Andreas Dibowski (Egestorf) mit Butts Leon Achter.

Zuvor hatten die drei Deutschen gemeinsam mit Peter Thomsen (Lindewitt) auf The Ghost Hamish und Frank Ostholt (Warendorf) auf Mr. Medicott das dritte Mannschafts-Gold in dem Reiter-Dreikampf nach 1936 und 1988 gewonnen. Silber ging an Australien, Bronze an Großbritannien.

Genugtuung ist groß

Noch bevor Hinrich Romeike als letzter Reiter über die Ziellinie ritt, rissen die Teamkollegen die Arme hoch und sprangen sich in die Arme.

"Es ist eine gute Genugtuung, das uns wiederzuholen, was man uns weggenommen hat. Jetzt haben wir ihnen das gezeigt", sagte Bundestrainer Hans Melzer nach dem Coup. "Athen hat uns zu dieser Leistung beflügelt."

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Nullrunden von Frank Ostholt (Warendorf) mit Mr. Medicott und Andreas Dibowski (Egestorf) mit Butts Leon hatten den Weg geebnet, doch dann hatte Ingrid Klimke mit Abraxxas einen Abwurf. Sie hätte schon das Gold perfekt machen können, aber "das wusste ich gar nicht".

Sie war mit dem Ritt dennoch "total happy", weil ihr Pferd noch sehr unerfahren ist: "Er hat einen Super-Job gemacht." Sie erinnerte an ihren Vater Reiner, der vor exakt 20 Jahren in Seoul mit der Dressur-Mannschaft seine sechste und letzte Goldmedaille geholt hatte.

"Bin superglücklich"

So strebte die Zitterpartie erst nach Klimkes Ritt ihrem Höhepunkt zu, auf dem ein australischer Abwurf das dritte Team-Gold der Deutschen nach 1936 und 1988 perfekt machte. Deutschland gewann mit 166,10 Strafpunkten vor Australien (171,20) und Großbritannien (185,70).

"Ich bin super-glücklich", schwärmte Ostholt, der als zweiter deutscher Reiter die erste fehlerfreie Runde schaffte. "Es ist ein aufregendes Gefühl", sagte der 32-Jährige, der unter Druck stand, weil vor ihm auch die Australierin Sonja Johnson mit Jaguar ohne Strafpunkt geblieben war. "Man weiß ja nie, was nach drei Tagen noch passiert."

Dem Quintett gelang das Happy End vier Jahre nach der "griechischen Tragödie", als das deutsche Team in Athen seine Medaillen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wieder verlor. Und die traurige Hauptdarstellerin dieser tränenreichen Handlung, die wegen einer Verletzung ihres Pferdes nicht nominierte Bettina Hoy, gehörte zu den ersten Gratulanten. "Sie gehört weiter zu uns. Sie hat uns hier immer geholfen, wenn es ging", sagte Klimke.

Hoy hat die Daumen gedrückt

Hoy hatte der Mannschaft "immer die Daumen gedrückt und mitgezittert", nachdem sie in Athen zunächst das legendäre "Papi, ich habe Gold" in die Kameras gerufen hatte.

"Ich freue mich unheimlich. Ich gönne es ihnen von Herzen", sagte die aus Rheine stammende Reiterin, die vor vier Jahren versehentlich zweimal über die Startlinie geritten war. Sie hatte diese Unachtsamkeit aber nicht bemerken können, weil die Zeitnahme nicht funktionierte. Anschließend gab es Proteste der Konkurrenten und das CAS-Urteil, das die deutschen Reiter als "große Ungerechtigkeit" empfanden, wie Romeike noch heute sagt.

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