1. Bundesliga Qualifikation

FC Heidenheim

Elversberg

Jochen Tittmar

Filippo Cataldo

<p>Die SV Elversberg hat einen der erstaunlichsten Aufstiege der deutschen Fußballgeschichte hingelegt. Mit einem Sieg in der Relegation gegen den ebenfalls erstaunlichen 1. FC Heidenheim würde der dritte Aufstieg in vier Jahren und die Bundesliga winken. Der Aufstieg des Provinzklubs aus Spiesen-Elversberg wäre verdient. Aber wäre er eine Bereicherung für die 1. Liga? Das Pro und Contra.</p><script src="https://cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SINGLE_104dc9c0-3b1f-4968-af03-968861d3477b" async=""></script><img src="https://vg01.met.vgwort.de/na/951ca2bcd17b403a88e90067ba7cc961" width="1" height="1" alt="" style="width: 1;height: 1;">

Pest und Cholera oder eine riesige Bereicherung? Warum die SV Elversberg der Bundesliga (nicht) gut tun würde

<p><em><strong>Von Jochen Tittmar</strong></em></p><p>Zunächst: Ich finde auch den Weg, den der 1. FC Heidenheim seit vielen, vielen Jahren eingeschlagen hat und konsequent gegangen ist, absolut wunderbar. Bliebe der Klub in der Bundesliga, würde ich das vollumfänglich gutheißen.</p><p>Allerdings drücke ich nun in der Relegation etwas mehr der SV Elversberg die Daumen. Ich hatte schon immer ein Faible dafür, dass es auch Neulinge in die Profiligen schaffen und halte die Geschichte, die der Verein aus dem Saarland ähnlich wie Heidenheim seit Jahren erzählt, für extrem bemerkenswert.</p><p>Sie gehört vor allem deshalb mit dem sensationellen Aufstieg in die Bundesliga - es wäre übrigens der dritte in den vergangenen vier Jahren! - belohnt, weil sie wieder einmal belegt, dass sich sportliche Kontinuität auszahlt. Seit Herbst 2018, das sind bald sieben Jahre, arbeiten in Elversberg der 56-jährige Trainer Horst Steffen und der 39-jährige Sportdirektor Nils-Ole Book augenscheinlich äußerst harmonisch zusammen. Irre dabei: Als das Duo begann, musste die SVE noch um den Klassenerhalt in der Regionalliga Südwest bangen.</p><p>Die beiden fahren seitdem eine stringente Linie in der Kaderplanung und werden von einem Präsidium gestützt, das scheinbar völlig uneitel seinen Dienst tut. Die Kompetenzbereiche sind klar abgesteckt, gegenseitiges Vertrauen in die Stärke des anderen gegeben. Und siehe da, schon funktioniert's. Ja, Elversberg ist gewiss auch ein besonderer Standort. Dennoch: Allein davon könnten sich viele andere, deutlich prominentere Vereine gleich mehrere Scheiben abschneiden.</p><p>Das Konzept mit vielen Leihspielern, darunter zuletzt auch heutige Stars wie Nick Woltemade oder Paul Wanner, gepaart mit talentierten Profis, die an anderen Standorten unter höherem Druck nicht ihr Potenzial abrufen konnten, geht auf. Book beweist stets ein gutes Händchen bei der Personalakquise und liefert Steffen viele Versprechen zu.</p>

PRO: Die Elversberger Geschichte gehört mit dem Aufstieg belohnt

<p>Und der Coach schafft es, daraus ein funktionierendes Ganzes zu machen, das sich fußballerisch überhaupt nicht versteckt. Elversberg spielte in der abgelaufenen Zweitligasaison den mit Abstand attraktivsten Fußball, die Mannschaft sucht und findet häufig die spielerische Lösung. Zusammen mit Magdeburg kam so der zweitbeste Sturm und nach Hannover die zweitbeste Abwehr der Liga zusammen.</p><p>Bereits im Vorjahr überzeugte der Klub als Neuling in Liga zwei und wurde souveräner Elfter, ohne im Geringsten in Abstiegsgefahr zu geraten. Beim Aufstieg aus der 3. Liga 2023 - wohlgemerkt als Aufsteiger! - erzielte Elversberg 80 Tore, 30 von 38 Spielen gingen nicht verloren (22 Siege).</p><p>Und natürlich: Ich habe vollstes Verständnis für alle, die sagen, dass es nicht noch mehr Provinzvereine ohne größere Anhängerschaft oder ruhmreiche Tradition, die deutschlandweit kaum Interesse erregen, in der Liga braucht. Würde ich mir eine ideale Bundesligawelt malen können, wären Heidenheim und Elversberg freilich nicht einmal unter den ersten 36 Klubs.</p><p>Doch das kann niemand. Und unnötig aufregen will ich mich über die Tatsache, dass das Relegationsduell Heidenheim gegen Elversberg für die Bundesliga und nicht die Regionalliga ausgetragen wird, auch nicht. Stattdessen erkenne ich die gesamte Elversberger Entwicklung als schlicht herausragend an.</p><p>Mit 13.000 Einwohnern würde das Örtchen Spiesen-Elversberg dazu zum kleinsten Spielort der Bundesligahistorie werden. Das Saarland wäre nach Saarbrückens einstigem Abstieg nach 32 Jahren wieder auf der Landkarte im Oberhaus. Von mir aus kann's losgehen!</p>

Elversberg spielte den mit Abstand attraktivsten Fußball der 2. Liga

<p><em><strong>Von Filippo Cataldo</strong></em></p><p>Nun ist Spott von der Deutschen Bahn wahrscheinlich das Letzte, worüber man sich grämen oder länger als unbedingt nötig beschäftigen sollte. Der Social-Media-Manager des 1. FC Heidenheim reagierte also auf den<a href="https://www.instagram.com/p/DJ1L4wbOmyj/?utm_source=ig_embed&amp;utm_campaign=loading" target="_self"> Post mit dem Mini-Sonderzug zu den Bundesliga-Relegationsspielen </a>genau richtig - und empfahl den Fans entweder mit dem Bus oder dem eigenen Auto anzureisen. Schließlich wolle man ja pünktlich sein (dass es in Elversberg nicht mal einen Bahnhof gibt, hätte vielleicht noch erwähnt werden können).</p><blockquote class="instagram-media" data-instgrm-captioned="" data-instgrm-permalink="https://www.instagram.com/p/DJ1L4wbOmyj/?utm_source=ig_embed&amp;utm_campaign=loading" data-instgrm-version="13" style=" background:#FFF; border:0; border-radius:3px; box-shadow:0 0 1px 0 rgba(0,0,0,0.5),0 1px 10px 0 rgba(0,0,0,0.15); margin: 1px; max-width:540px; min-width:326px; padding:0; width:99.375%; width:-webkit-calc(100% - 2px); width:calc(100% - 2px);">
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<script async="" src="//www.instagram.com/embed.js"></script><p>So egal der Beitrag der Bundesbahn auch war, er traf einen Punkt: Allzu viele Menschen werden die Spiele zwischen dem aktuell zweitkleinsten Bundesliga-Standort Heidenheim und dem vielleicht bald historisch allerkleinsten Bundesligisten Elversberg nicht interessieren. Als die beiden Klubs das letzte Mal aufeinandertrafen, lockte ein 1:1 in der 3. Liga am 35. Spieltag der Saison 2013/2014 gerade mal 1866 Menschen ins Elversberger Stadion. Und das, obwohl Heidenheim da den damals historischen Zweitliga-Aufstieg feierte und das Heidenheimer Fußballmärchen erst richtig seinen Lauf nahm.</p><p>Das mit dem Märchen meine ich übrigens völlig ironiefrei. Was die jeweiligen Vereinsverantwortlichen, Trainer und Mannschaften beider Klubs in den vergangenen Jahren geschafft haben, davor kann man sich nur voller Ehrfurcht verneigen. Dass Heidenheim sogar im Europapokal spielte und Elversberg sich anschickt, mit dem spektakulärsten Fußball der 2. Liga in die Bundesliga aufzusteigen, das war der verdiente Lohn exzellenter Arbeit.</p><p>Und doch sage ich mit dem gleichen Ernst: Die Wahl zwischen Heidenheim und Elversberg ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera für die Bundesliga!</p>

CONTRA: Heidenheim oder Elversberg - wie die Wahl zwischen Pest und Cholera

<p>Noch mal: Natürlich ist jedes Team, das sportlich in die Bundesliga aufsteigt (und sich dort gar hält), zu Recht in der Bundesliga. Das gilt für Greuther Fürth, den SC Paderborn 07, Holstein Kiel und all die anderen Eintagsfliegen genauso wie für beispielsweise den FC Augsburg und einige anderen leicht angebiederten Mittelklasseklubs, die höchstens in ihrer Region interessieren, ihre Anhänger aber nicht zum Auswärtssupport aus der Region kriegen. Sie sind zu Recht in der Bundesliga, gut tun sie der Liga aber seit Langem nicht.</p><p>Das großartige Liebhaber-Portal<a href="https://www.diefalsche9.de/zuschauer-und-auswartsfahrerzahlen-der-bundesliga-2024-25/" target="_self"> <em>diefalsche9</em> </a>dokumentierte, dass in der Saison 2024/25 im Schnitt 794 Fans die Reisen der TSG Hoffenheim zu Auswärtsspielen begleiteten, 1425 den FC Augsburg, 1442 die Red Buller aus Leipzig, 1520 die Wölfe aus der VW-Stadt und immerhin 1860 die Heidenheimer. Das unattraktivste Spiel der Saison war das Gastspiel des FC Augsburg bei RB Leipzig, zu dem gerade einmal 250 Auswärtsfans mitreisten. Zugegeben: Das größte Problem für die Bundesliga sind in dieser Beziehung also nicht mal die kleinen, regional verwurzelten Überraschungsaufsteiger, sondern die beliebigen Werksklubs und Marketingkonstrukte.</p><p>In diesem speziellen Relegationsfall kommt zwar dazu, dass beide Mannschaften sich ihr Dasein in der Bundesliga sogar redlich verdient hätten. An den Aufstiegserzählungen beider Teams ist nichts verwerflich oder verachtenswert: Da ist kein gekaufter Erfolg, kein Marketingkonstrukt, kein Hirngespinst eines Multi-Milliardärs weit und breit. Doch der eh schon mächtig ramponierten Attraktivität der Liga hilft das überhaupt nicht.</p><p>Und wenn Märchen zu oft erzählt werden, werden auch sie beliebig. Da geht es dem schönsten Fußball-Storytelling auch nicht anders als jedem x-beliebigen Social-Media-Trend. Faustformel: Spätestens, wenn die Deutsche Bahn oder Markus Söder bei einem<a href="https://www.instagram.com/dbpersonenverkehr/p/DHlT4xlv8Qb/" target="_self"> Social-Media-Trend mitmachen, ist der Trend aber sowas von vorbei.</a></p><p>Spätestens, wenn Elversberg in die Bundesliga aufsteigt, muss endlich Schluss sein mit der Selbstverzwergung der Bundesliga. Auch wenn Elversberg und Heidenheim am allerwenigsten dafür können: Die Bundesliga kann sich so viele Klubs, die sehr vielen Fans einfach ziemlich egal sind, einfach nicht leisten. Wenigstens sind der HSV und der 1. FC Köln wieder zurück.</p>

Die Selbstverzwergung der Bundesliga muss aufhören!

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Pest und Cholera oder eine riesige Bereicherung? Warum die SV Elversberg der Bundesliga (nicht) gut tun würde | SPOX

Die SV Elversberg kann in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim den Bundesligaaufstieg erreichen. Wäre das gut? Das Pro und Contra.