Lena Krey

<a href="https://www.spox.com/fussball/listen/darf-nicht-spielen-bayern-star-lena-oberdorf-stiftet-vor-rueckkehr-in-die-deutsche-nationalmannschaft-verwirrung/blt245f2b45f7888444" target="_blank">Lena Oberdorf ist erst seit dieser Woche wieder Teil des DFB-Kaders</a>. <a href="https://www.spox.com/mehrsport/listen/lena-oberdorf-verpasst-olympia-fussball-wegen-kreuzbandverletzung/6801116" target="_blank">Zehn Monate lang bremste die Starspielerin vom FC Bayern ein Kreuzbandriss aus</a>. Klubkameradin Giulia Gwinn hatte traf dieses Schicksal sogar doppelt: Die Nationalspielerin riss sich 2021 das Kreuzband, ein Jahr später passierte das erneut – da war sie gerade einmal 23 Jahre alt.&nbsp;Zwei prominente Beispiele, aber keine Einzelfälle. Studien zeigen: Fußballerinnen verletzen sich am vorderen Kreuzband vier- bis sechsmal häufiger als Männer. Bei der WM 2023 fehlten mehr als 30 Spielerinnen wegen dieser Blessur.<script src="https://cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SINGLE_104dc9c0-3b1f-4968-af03-968861d3477b" async=""></script>

Mehr als 30 Spielerinnen verpassten deswegen die letzte WM! Warum Fußballerinnen anfälliger für Kreuzbandrisse sind - und was man dagegen tun kann

Noch immer zu wenig beachtet ist der Einfluss des Menstruationszyklus auf eine der schwersten Verletzungen für Sportlerinnen und Sportler überhaupt. Eine neue Studie, finanziert von der FIFA, untersucht nun, ob hormonelle Schwankungen ein mitentscheidender Faktor für die hohe Verletzungsrate sein könnten. "Es kommt einfach zu spät, dass die FIFA sich auch für Frauengesundheit interessiert, obwohl wir sogar wissen, dass die Zahl von Kreuzbandrissen bei Sportlerinnen stark gestiegen ist", sagt Sportwissenschaftlerin Saba Shakalio im Interview mit Indivisa.Für sie deuten speziell zwei Studien darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen dem weiblichen Zyklus und der Verletzungsanfälligkeit bestehen könnte. Dabei wurde insbesondere das Hormon Relaxin in Verbindung mit der Kniegelenkstabilität untersucht. Rund um den Eisprung steigt der Relaxin-Spiegel – der Körper bereitet sich auf eine mögliche Schwangerschaft vor, wodurch Sehnen und Bänder weicher und flexibler werden. "Das kann zu einer erhöhten Instabilität und damit möglicherweise zu mehr Verletzungen führen", betont Shakalio, die mehrere Jahre als Athletiktrainerin bei den Frauen des FC St. Pauli tätig war.

Der Zyklus: Ein unterschätzter Risikofaktor

Ein weiterer Hinweis darauf, dass der weibliche Zyklus Einfluss auf Kreuzbandrisse hat: "Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Frauen, die die Pille nehmen, ein geringeres Risiko haben, sich das vordere Kreuzband zu verletzen. Die Pille sorgt für einen stabileren Hormonhaushalt und reduziert hormonelle Schwankungen – dadurch sind die Sportlerinnen weniger verletzungsanfällig."Laut Shakalio gibt es noch eine weitere Theorie: Der Testosteronspiegel verändert sich im Verlauf des Zyklus, was das Risiko für Kreuzbandrisse erhöhen könnte. "Testosteron fördert risikofreudiges Verhalten. Steigt der Testosteronspiegel, spielen viele Frauen körperlicher, suchen häufiger den Kontakt und treten selbstbewusster auf." Das stärkt das Spiel, erhöht aber gleichzeitig die Verletzungsgefahr.

Zyklusgesteuertes Verhalten: Wenn Hormone das Spiel verändern

Bei Bundesligist FC Carl Zeiss Jena wird der Menstruationszyklus der Spielerinnen inzwischen systematisch in die Trainingssteuerung integriert. Wer sich um den Eisprung oder gegen Ende des Zyklus instabil fühlt, kann einen “Frauentag“ einlegen und das Training aussetzen. Cheftrainer Tim Kästner hat die Belastung entsprechend angepasst: Maximal elf intensive Einheiten pro Woche, zwei Tage vor und nach einem Spiel stehen ausschließlich Regeneration oder Pause auf dem Plan. In sensiblen Zyklusphasen werden Übungen mit hoher Belastung bewusst ausgelassen, um das Verletzungsrisiko gezielt zu minimieren.Die Maßnahmen zeigen Wirkung: Im Vergleich zur Vorsaison, in der mehrere Spielerinnen einen Kreuzbandriss erlitten hatten, blieb Jena in diesem Jahr von schweren Verletzungen verschont. Auch Spitzenklubs wie der FC Bayern, der FC Chelsea oder der SC Freiburg berücksichtigen den Zyklus inzwischen, wenn es um Trainingsinhalte und Belastung der Spielerinnen geht.

Carl Zeiss Jena: Zyklusgesteuertes Training als Erfolgsmodell

Doch die Gründe für die hohe Zahl an Kreuzbandrissen bei Fußballerinnen sind komplex – und reichen laut Shakalio weit über den Einfluss des Zyklus hinaus.Ein anatomischer Faktor sei das breitere Becken von Frauen. Es begünstige eine X-Bein-Stellung, bei der sich das Knie beim Landen oder bei plötzlichen Richtungswechseln nach innen dreht – genau jene Bewegung, bei der das vordere Kreuzband häufig reißt. Sie ergänzt: "Auch zeigen Sportlerinnen beim Springen und Landen oft andere Bewegungsmuster, bei denen sie tendenziell stärker nach innen kippen." Dies erhöht das Risiko zusätzlich.Neben diesen körperlichen Voraussetzungen kommt noch ein anderer Faktor hinzu: die Voraussetzungen im Frauenfußball. "Im Männerfußball gibt es deutlich besseren Zugang zu medizinischem Personal und zu Sportwissenschaftlern", erklärt Shakalio. Diese Unterschiede sind Ausdruck des sogenannten Gender Resource Gaps – also der strukturellen Ungleichheit im Zugang zu finanziellen Mitteln und medizinischem Personal zwischen Männern und Frauen im Profifußball. Diese Lücke wirkt sich auch auf die Prävention von Kreuzbandrissen aus, wie die Sportwissenschaftlerin erläutert:&nbsp;"Gerade während einer langen Saison verlieren viele Spielerinnen Muskelmasse – besonders, wenn die Spiele dicht aufeinanderfolgen und kaum Zeit für Regeneration bleibt." Deshalb sei es entscheidend, dass regelmäßig gezielte Krafteinheiten stattfinden, um das Knie stabil zu halten.Genau hier liegt ein Problem: "Frauen absolvieren deutlich weniger Athletikeinheiten als Männer und dieses Problem beginnt bereits im jungen Alter", kritisiert Shakalio. Während bei männlichen Nachwuchsspielern schon früh mit professionellem Athletiktraining begonnen wird, sind solche Strukturen im Frauenfußball vielerorts noch ausbaufähig. Ein gezieltes, präventives Krafttraining könnte jedoch entscheidend sein, um die Zahl der Kreuzbandverletzungen zu senken.

Ungleiche Bedingungen, erhöhtes Risiko?

Ein weiterer zentraler Baustein zur Vorbeugung von Kreuzbandrissen ist eine gezielte Analyse kombiniert mit individuellem Athletiktraining – das betont Shakalio auf Basis ihrer Arbeit beim FC St. Pauli. Dort wurden Spielerinnen regelmäßig getestet: etwa durch Kraftmessungen beider Beine. So ließ sich erkennen, ob eine Athletin ein erhöhtes Verletzungsrisiko hatte und ob sich ihre athletischen Werte im Saisonverlauf verschlechterten. Auf dieser Grundlage erhielten gefährdete Spielerinnen individuelle Trainingspläne. Solche personalisierten Programme seien laut der Athletiktrainerin essenziell, um schwere Verletzungen wie Kreuzbandrisse langfristig zu vermeiden.Auch wenn die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, deuten erste Erkenntnisse klar darauf hin: Zyklusorientiertes Training und personalisiertes Training können helfen, das Verletzungsrisiko deutlich zu senken. Der Frauenfußball beginnt, den weiblichen Körper ernst zu nehmen – ein längst überfälliger Schritt. Oder wie es Saba Shakalio formuliert:&nbsp;"Besser spät als nie."

So lässt sich das Risiko senken

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Mehr als 30 Spielerinnen verpassten deswegen die letzte WM! Warum Fußballerinnen anfälliger für Kreuzbandrisse sind - und was man dagegen tun kann | SPOX

Kreuzbandrisse sind vor allem Frauensache. Der Menstruationszyklus könnte dabei eine entscheidende – und lange unterschätzte – Rolle spielen.