"So habe ich Dirk noch nie gesehen"

Von Aufgezeichnet von: Haruka Gruber
Dirk Nowitzki
© Getty

Athen - Selbst für den eigenen Vater war es eine neue Erfahrung. Emotional, mit Tränen in den Augen und das Gesicht unter dem Handtuch versteckt, hastete Dirk Nowitzki vom Court in Richtung Kabine.

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"So habe ich Dirk noch nie gesehen", sagte der in Athen anwesende Jörg Nowitzki zu SPOX.com. "Ich bekam bei dem Anblick richtig Gänsehaut."

Deutschland qualifizierte sich dank eines deutlichen 96:82 im Spiel um Platz drei beim Olympia-Qualifikations-Turnier gegen Puerto Rico für die Spiele in Peking. Der Traum von Nowitzki ist endlich wahr geworden.

Im Interview spricht der 30-Jährige über den schwierigen Weg nach Peking, die Anspannung vor dem entscheidenen Spiel und Schokoriegel um zwölf Uhr nachts in der Olympia-Mensa.

Frage: Sie sind nach dem Abpfiff sofort vom Parkett verschwunden. War es alles zuviel für Sie?

Dirk Nowitzki: Es war alles sehr emotional. Auf einmal ist soviel Druck von den Schultern gefallen. Es sind so viele Gefühle hochgekommen. Diese ganze Arbeit in den letzten Jahren. Ich konnte erstmal gar nicht richtig feiern, weil ich es nicht fassen konnte. Deswegen musste ich in die Kabine und für mich sein, alles in mich einsinken lassen.

Frage: Wie groß war die Anspannung vor der Partie?

Nowitzki: Unglaublich groß. Den ganzen Nachmittag schon. Ich konnte gar keinen Mittagsschlaf halten, auch in der Nacht zuvor bin ich nur sehr schlecht eingeschlafen. Es war keine einfache Situation. Aber wir haben als Mannschaft zusammengehalten und eine Riesenleistung gezeigt.

Frage: Es war ein langer Weg bis nach Peking, oder?

Nowitzki: 2000 haben wir es probiert, 2004 ebenso, beide Male sind wir gescheitert. Aber wir sind als Team zusammengeblieben und haben alles gemeinsam durchgestanden. In der Vergangenheit sind wir durch einige richtig bittere Niederlagen gegangen, dennoch haben wir unsere positive Art behalten und noch mehr investiert. Wir alle haben das verdient.

Frage: Wie hart war das Quali-Turnier?

Nowitzki: Nachdem wir es geschafft haben, muss ich ja sagen, dass ich das Turnier mag (lacht). Aber es ging schon sehr hart, sehr physisch zur Sache. Ich bin nur froh, dass es mit Chris Kaman geklappt hat. Er war eine Riesenhilfe und hat mit Patrick Femerling einen super Job erledigt.

Frage: Was ist in Peking möglich?

Nowitzki: Keine Ahnung, für eine Einschätzung ist es ein bisschen früh. Ich bin noch nicht einmal darüber hinweg, dass wir die Qualifikation geschafft haben. Von daher müssen wir einfach mal schauen, wie es in Peking läuft. Wir werden wegen Athen wahrscheinlich kaputt in China ankommen, aber das ist jetzt alles egal. Heute geht erstmal das eine oder andere Alkoholfässchen drauf.

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Frage: Was erwarten Sie sich von den Olympischen Spielen?

Nowitzki: Es ist noch immer unbeschreiblich, dass wir es geschafft haben. Daher habe ich noch keine Vorstellung davon, was mich da erwartet. Hauptsache, ich habe Spaß. Denn das Basketball-Turnier ist ja gar nicht so das Spezielle, sondern das ganze Drum und Dran. Die Eröffnungsfeier, in der Mensa um zwölf Uhr abends einen Schokoriegel holen, andere Athleten kennenlernen. Das ist der Reiz. Aber wenn wir dort sind, wollen wir natürlich auch das Beste geben.

Frage: Verraten Sie, ob es nach der Qualifikation auch über 2008 hinaus weitergeht in der DBB-Auswahl?

Nowitzki: Warten wir doch die Olympischen Spiele ab und dann können wir noch einmal darüber reden.

Frage: Ist die Qualifikation der größte Erfolg Ihrer Karriere?

Nowitzki: Als Tennisspieler bin ich mit 14 Jahren einmal unterfränkischer Meister geworden. Das war eine Riesensache (lacht). Mit Dallas das Finale zu erreichen, war auch toll. Mit der Nationalmannschaft haben wir Medaillen gewonnen. Aber das hier ist die Krönung.

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