"Die Brechstange holt keine Medaille"

Von Interview: Jonas Schützeneder
Severin Freund will bei der WM in Falun ganz oben aufs Treppchen
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SPOX: Los geht es mit dem Springen von der Normalschanze. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die Entscheidung mehr als nur knapp wird.

Freund: Genau das macht den Reiz der Normalschanze aus. Die Top-Springer werden nur wenige Punkte trennen. Da darf man den Telemark wirklich nicht vergessen. Ich freue mich total drauf und würde auch gerne den Team-Wettbewerb von der Normalschanze springen.

WM-Training: Freitag und Eisenbichler stark

SPOX: Sie kommen gerade vom Skifliegen. Und jetzt geht es direkt auf eine kleine Schanze. Ist die Umstellung groß?

Freund: Natürlich ist es eine Umstellung. Aber ich habe vor dem Wettkampf drei Trainingssprünge, das reicht eigentlich. Vor der WM 2011 in Oslo habe ich zum Beispiel das Skifliegen ausgelassen und mich danach geärgert. Das Skifliegen bringt einfach so viel Extra-Energie und Selbstvertrauen. Das ist ungemein viel wert.

SPOX: In Vikersund haben Sie einen deutschen Rekord aufgestellt. Wie fühlt man sich bei Sprüngen in Richtung 250 Meter?

Freund: Dieter Thoma hat es mal so beschrieben: Irgendwo zwischen Sex und Autounfall. Es ist wirklich unglaublich und das Adrenalin nochmal extremer als bei Sprüngen auf Großschanzen. Beim ersten Wettkampf bin ich 220 Meter gesprungen und wusste sofort, dass der Sprung noch lange nicht perfekt war. Der deutsche Rekordsprung war dann einfach super. Die Geschwindigkeit und der Luftwiederstand sind der pure Nervenkitzel. So ein Sieg bringt nochmal wichtiges Selbstvertrauen für die WM.

SPOX: Sie haben sich nach der letzten Saison sehr deutlich für eine langfristige Vertragsverlängerung von Werner Schuster ausgesprochen. Jetzt bleibt der Österreicher bis 2019. Das richtige Signal?

Freund: Auf jeden Fall. Werner Schuster leistet enorm wichtige und sehr gute Arbeit. Man darf sich da nicht nur das Team und seine Erfolge ansehen. Das ganze System inklusive Nachwuchsförderung ist super aufgestellt und hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Auch unsere Zeit wird mal vorbei sein. Aber wir werden mit Blick auf den starken Nachwuchs danach wahrscheinlich kein Loch haben, wie es in der Zeit nach 2003 war.

SPOX: Schuster und andere DSV-Funktionäre beklagen trotzdem, dass die finanzielle Förderung dieser Sportart nicht optimal ist. Ein Drittliga-Kicker verdient mehr Geld als die meisten der Top-10-Springer.

Freund: Klar ist das so. Aber daran denke ich eigentlich nie. Mir macht mein Sport unglaublich viel Spaß und er hat mir so viele tolle Erlebnisse gebracht. Ich bin der festen Überzeugung, dass Spaß die Lust am Sport viel länger und intensiver hält als Geld. Das ist mir auch viel wichtiger. Und solange diese Freude da ist, werden auch weiterhin Kinder zum Skispringen gehen.

SPOX: Wenn man sich bei Ihren Waldkirchner Freunden aus früheren Tagen umhört, existiert da so eine Geschichte, die eher mit Übermut als mit Spaß zu tun hat...

Freund: Jaja, ich weiß (lacht). Wir sind damals immer von der Schaukel gesprungen und natürlich wollte jeder den weitesten Sprung zeigen. Telemark inklusive. Ich habe es dann mal etwas übertrieben und bin dabei blöd auf das Handgelenk gestürzt. Zum Glück war nichts gebrochen, erschrocken sind wir aber alle ziemlich.

SPOX: Und der niederbayerische Fasching? Den verpassen Sie doch seit Jahren...

Freund: Ja, das stimmt. Ich war aber nie ein großer Faschings-Fan, für mich gibt es schönere Jahreszeiten, muss ich zugeben. Trotzdem habe ich natürlich noch ein paar alte Kostüme zuhause. Schwer zu sagen, was das Beste davon ist. Vielleicht mein Dracula-Kostüm, das ich mal zu Halloween bekommen habe.

Seite 1: Freund über sein Gewicht, Katar und den Tournee-Absturz

Seite 2: Freund über die WM, den deutschen Rekord und Kritik vom DSV

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