Hellas-Eddie und Bruchpiloten

Von SPOX
Stefan Kraft hatte bei der Tournee gut lachen - andere weniger
© getty

Die 63. Vierschanzentournee ist Geschichte. Die Österreicher haben wieder abgeräumt, ein Grieche wandelt auf den Spuren von Eddie the Eagle. Richard Freitag durchbrachen den Fluch, die DSV-Adler enttäuschten dennoch. Zudem: Ein tragischer Held, Chaos und zu wenig Kohle. SPOX zeigt euch die Tops und Flops.

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Immer wieder Österreich

Es tut weh, aber wir müssen es zugeben: Was das Skispringen angeht, blicken wir Deutschen neidisch in Richtung Österreich. Immer wieder zaubern unsere Nachbarn neue Überflieger aus dem Hut. Die Konsequenz: Mit Stefan Kraft wurde nach Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, zwei Mal Gregor Schlierenzauer und Thomas Diethart zum siebten Mal in Serie ein Österreicher Tournee-Gesamtsieger.

Die Nachwuchsarbeit funktioniert überragend. Mit Kraft und dem Gesamtzweiten Michael Hayböck dominierten zwei Athleten die Tournee, die erst in diesem Jahr in die Weltspitze vorgedrungen sind. Beide sind gut befreundet, sie sind Zimmerkollegen - das fliegende Doppelzimmer sozusagen.

"Jetzt neben den ganz großen Namen zu stehen, ist einfach genial", sagte Kraft nach dem letzten Springen in Bischofshofen. Und Hayböck kann mit dem zweiten Rang gut leben, solange nur der Zimmerkollege und Kumpel vor ihm steht.

Nur in einem Punkt versteht sich das Austria-Duo nicht wirklich - wenn es um Fußball geht. Kraft ist glühender Anhänger des FC Bayern und Dauergast in der Münchner Arena. Hayböcks Herz schlägt für den FC Barcelona.

Ein Grieche auf den Spuren von Eddie the Eagle

Michael "Eddie the Eagle" Edwards wurde im Skispringen legendär. Nicht etwa wegen herausragender Leistungen, sondern weil der Engländer mit seiner dicken Brille ein bunter Vogel war. Ähnlich ist es bei Nico Polichronidis, der in diesem Jahr für Griechenland an der Tournee teilnahm.

In seiner Heimat gibt es weder Schnee noch eine Schanze. Er hat keinen Trainer, kein Team und muss die rund 25.000 Euro, die ihn die Saison kostet, irgendwie selbst herbeischaffen. Von der Schanze wird er meistens von einem Kumpel gewunken. "Skispringen ist mein Traum und ich lebe ihn, auch wenn ich ein Exot bin", erklärte der in Oberstdorf wohnhafte Deutsch-Grieche der "Bild".

Dass es bisher zu keinem Weltcuppunkt und in Oberstdorf und Garmisch nicht zur Quali reichte - geschenkt. SPOX meint: Bunte Vögel tun nicht nur Olympia, sondern auch der Tournee gut. Was sagt Polichronidis eigentlich zum Vergleich mit Eddie the Eagle? "Das stört mich nicht. Schließlich hatte Eddie doch viele Groupies."

Oldie but Goldie

Am 17. Dezember 1988 gab Noriaki Kasai sein Debüt im Weltcup. Zur Einordnung: Damals waren Kraft und Hayböck noch nicht geboren, Severin Freund war gerade sieben Monate alt. Heute ist Kasai 42 Jahre alt - und schloss seine 24. Tournee auf dem vierten Rang ab.

Man kann vor dem Japaner nur den Hut ziehen, wie er seine nahezu perfekten Sprünge ohne Wackler, mit wenigen Korrekturen und in extremer Körpervorlage nach wie vor nach unten bringt. "Ich fühle mich wie Mitte 20 - körperlich und vom Kopf", sagte Kasai. Wer weiß, was für diesen grandiosen Typen bei der WM noch drin ist?

Das Ende des deutschen Fluchs

"Super-Richie kommt zu dir gefliegt." Gut, bis in die Wohnzimmer segelte Richard Freitag dann doch nicht. Seine Performance in Innsbruck war aber das Highlight aus deutscher Sicht. 12 Jahre nach dem Sieg von Sven Hannawald in Oberstdorf sicherte der 23-Jährige den DSV-Adlern endlich wieder einen Tagessieg bei der Tournee.

133,5 und 132 Meter weit sprang Freitag und verwies damit Kraft, Kasai und Simon Ammann auf die Plätze. "Ich bin ein wenig gerührt. Richard hat das super gemacht. Er ist entspannt in den Wettkampf gegangen und hat die Nerven behalten", lobte Bundestrainer Werner Schuster.

Nicholas, der Bruchpilot

Letzte Station der Vierschanzentournee in Bischofshofen, Qualifikation. Nicholas Fairall verliert unmittelbar nach der Landung die Kontrolle, stürzt kopfüber in den Schnee und verletzt sich schwer. Den Zuschauern stockt der Atem, der US-Amerikaner wird ins Krankenhaus gebracht und muss sich aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung einer Notoperation unterziehen.

Und was macht dieser verrückte Kerl nur einen Tag nach den Horrorszenen? Er twittert - und zwar mit unheimlich viel Humor. "Haha, ich bin noch nicht tot", bekam man zu lesen. Spätestens in diesem Moment war klar: Fairall hat es zwar übel, aber nicht ganz übel erwischt. Daumen hoch, Nicholas!

Tops: Hellas-Eddie und Super-Richie

Flops: Tragischer Held und zu wenig Kohle

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