Die Erfolgsgeheimnisse von Magdalena Neuner

SID
Magdalena Neuner hat einige Erfolgsgeheimnisse wie ihr Heimtrainer Bernhard Kröll verrät
© Getty

Am Wochenende hat "Goldschmied" Bernhard Kröll seine Magdalena Neuner seit fünf Jahren zum ersten Mal wieder bei einem großen Rennen live gesehen. "Frau Cool" gewann in Ruhpolding Gold und Silber, und ihr Heimtrainer konnte nach ein paar gemeinsamen Stunden beim Familienabend mächtig stolz den Heimweg antreten.

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Vor allem er hat die Rekord-Weltmeisterin in den letzten zwölf Jahren zur umjubelten Sport-Heldin gemacht. Deren Erfolgsgeheimnis, über das Millionen Fans und die Biathlon-Welt rätseln, ist auch ein Mentalexperte.

"Magdalena arbeitet mit dieser Person sehr viel zusammen in Vorbereitung der Wettkämpfe. Da werden Sachen durchgespielt, damit man auf die verschiedensten Situationen vorbereitet ist. Die Person ist sehr vielseitig. Das geht vom Bereich der Heilpraktik bis zum mentalen Training", verrät Kröll der Nachrichtenagentur dapd.

Es sei sehr, sehr gut, was da gemacht werde, deshalb arbeiten auch andere Sportlerinnen aus seiner Trainingsgruppe mit dem Mann zusammen.

Mentalcoach möchte inkognito bleiben

Der Mentalcoach möchte inkognito bleiben, "weil er das für sich nicht als Werbeeffekt benutzen möchte." Fest steht, dass das Mentaltraining im Sommer 2009 vor Olympia begonnen hat und Magdalena Neuner seitdem stärker jemals zuvor ist. Allein zwei Olympiasiege und vier Weltmeistertitel - den letzten am Samstag trotz des riesigen Drucks bei der Heim-WM - hat sie zu ihrer einmaligen Erfolgsbilanz hinzugefügt.

Neben der psychischen Stärke gibt es laut Kröll jedoch noch viele andere Puzzleteile, die den einmaligen Erfolg bringen: "Ein Hauptgrund ist auch das soziale Umfeld, das einfach stimmt. Dazu zählt das Verhältnis zu ihrem Freund, zu den Eltern, zur Trainingsgruppe."

Seinen eigenen Anteil spielt der Biathlon-Stützpunktchef im Werdenfelser Land, der seit über einem Jahrzehnt Tag für Tag mit Neuner arbeitet, gern herunter: "Magdalena ist ein großes Talent. Aber man musste sie führen und formen. Sagen wir also mal, dass ich nicht ganz unbeteiligt an der ganzen Sache bin."

Einen Sonderstatus in seiner Trainingsgruppe, zu der auch Neuners Zimmerkollegin Miriam Gössner und 18 weitere Sportler zählen, habe die beste Biathletin der Welt nie gehabt. Es sei immer klar, so Kröll, dass "ich der Chef bin."

Entscheidung über Rücktritt schon im Oktober

Allerdings konnte auch Kröll den Rücktritt von Neuner zum Saisonende nicht verhindern. Bereits im Mai letzten Jahres habe sie ihn informiert, dann den ganzen Sommer das Für und Wider abgewogen und im Oktober bereits entschieden, dass mit nur 25 Jahren Schluss mit der großen Karriere sein soll.

Natürlich seinen danach wichtige Menschen an ihn als sportlichen Vertrauten herangetreten und hätten ihn gebeten, die beste Biathletin der Welt zum Weitermachen zu überreden.

"Ich habe geantwortet: Wenn Magdalena eine Entscheidung trifft, dann hat es keinen Sinn, sie zu überreden. Wenn Magdalena eine Sache macht, dann zu 100 Prozent. Und wenn sie eben den Sport nicht mehr zu 100 Prozent will, dann macht sie es nicht mehr."

Familie und Trainer im Nachwuchs

Nach ihrem Ausstieg aus dem Biathlon-Zirkus will Magdalena Neuner laut Kröll ein ganz normales Leben führen, eine Familie gründen. Sie macht derzeit aber auch den sogenannten C-Trainerschein und kündigte selbst an, eventuell in ein paar Jahren ihre Erfahrungen weitergeben zu wollen. "Aber nur im absoluten Nachwuchsbereich, bei den Schnupperkursen der Zehn- bis Zwölfjährigen", sagt Kröll.

Wenn der Name Neuner also noch einmal in der Weltcup-Starterliste auftaucht, dann nur mit dem Vornamen Anna. Das ist Magdalenas 18 Jahre alte Schwester, die ebenfalls zu Krölls Trainingsgruppe gehört: "Undenkbar ist es nicht. Anna ist sehr ehrgeizig und fleißig. Aber man darf eines nicht vergessen: Magdalena Neuner ist ein Ausnahmetalent. So etwas gibt es alle 10, 20 Jahre vielleicht einmal. Wenn überhaupt."

Der Zeitplan der WM in Ruhpolding

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