"Der Playboy wäre nichts für mich"

Von Interview: Daniel Börlein
Magdalena Neuner holte bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver zwei Goldmedaillen
© Imago

Magdalena Neuner (23) ist das Aushängeschild des deutschen Skiverbands und die beliebteste deutsche Wintersportlerin. Im Interview spricht die zweifache Olympiasiegerin von Vancouver über Motivationsprobleme, öffentlichen Rummel, ihr Verhältnis zu Uli Hoeneß und Dessous-Fotos in der Sommerpause.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Magdalena Neuner, die Saison geht ja schon wieder gut los. Zum Auftakt mussten Sie Ihren Start in Östersund wegen einer Erkältung absagen.

Magdalena Neuner: Es scheint mittlerweile fast eine traurige Tradition zu sein, dass ich pünktlich zum Weltcupstart krank werde. Aber ich war einfach nicht richtig fit, deshalb hätte es wenig Sinn gemacht, nach Östersund mit zu fliegen. Sicher ist das ärgerlich, aber positiv stimmt mich, dass ich bis dahin wirklich gut trainieren konnte.

SPOX: Das klingt nach einer runden Vorbereitung. War es nach der erfolgreichen letzten Saison mit den zwei Goldmedaillen bei Olympia und dem Gesamtweltcupsieg nicht schwer, sich wieder zu motivieren?

Neuner: Ich muss schon zugeben, dass es nach Vancouver auch Momente gab, in denen ich gedacht habe: Jetzt hast du eigentlich schon alles erreicht.

SPOX: Heißt das, dass Sie auch überlegt haben aufzuhören?

Neuner: Nein, nicht ernsthaft. Und ich bin ja auch noch jung. (lacht) Aber anfangs musste ich schon ein wenig kämpfen, um mich wieder zu motivieren. Da war ich allerdings nicht die Einzige, der es so ging. Ich habe zum Beispiel mit Maria Riesch gesprochen. Bei der war es genauso. Jetzt ist das kein Problem mehr.

SPOX: Obwohl in dieser Saison "nur" eine Weltmeisterschaft als Saisonhöhepunkt ansteht?

Neuner: Natürlich ist Olympia etwas Besonderes. Die Spiele finden nur alle vier Jahre statt. So oft hat man deshalb nicht die Möglichkeit, bei Olympia etwas zu gewinnen. Und von einer Olympia-Medaille habe ich schon als Kind geträumt. Deswegen stehen diese Medaillen sicher ein bisschen über den anderen.

SPOX: Aber?

Neuner: In dieser Saison ist eben kein Olympia, sondern eine Weltmeisterschaft. Und da möchte ich natürlich nicht mit leeren Händen da stehen. Auch der Gesamtweltcup ist immer ein Ziel. In den letzten Jahren war es immer meine Stärke, zum Saisonhöhepunkt hin fit zu sein. So darf das auch gerne in diesem Jahr wieder sein.

SPOX: In der letzten Saison gab es zum Saisonhöhepunkt bei Olympia zwei Gold- und eine Silbermedaille, wodurch der öffentliche Rummel um Sie extreme Ausmaße angenommen hat. Hat sich das Ganze in der Sommerpause wieder normalisiert?

Neuner: Einladungen gibt es noch immer genug, das Interesse ist nach wie vor sehr groß. Aber man muss ja nicht überall hingehen und sich nicht auf jede Couch setzen. Das ist nicht mein Ding, das habe ich schon häufig gesagt. Es gibt ein paar wenige Veranstaltungen, bei denen es auch wirklich um den Sport geht, da gehe ich dann auch gerne hin. Ansonsten habe ich am liebsten meine Ruhe.

SPOX: Durch die Rücktritte von Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Martina Beck stehen Sie künftig allerdings wohl noch mehr im Mittelpunkt. Auch der sportliche Druck wird zunehmen.

Neuner: Der Druck ist nun schon größer, ja. Die Trainer wollten mich auch gleich zur Mannschaftssprecherin machen. Aber dafür bin ich eigentlich nicht der Typ. Jetzt machen Andrea Henkel und ich das gemeinsam. Wir wechseln uns auch bei den öffentlichen Auftritten ab. Das ist gut. Kati Wilhelm hat das immer Spaß gemacht hat. Für mich ist das eher anstrengend. Ich bin nicht stressverträglich.

SPOX: Wie sehr fehlen Wilhelm, Hauswald und Beck als Teamkolleginnen?

Neuner: Wir hatten schon ein bisschen Bammel, dass nun gleich drei erfahrene Athletinnen wegfallen. Aber ich muss sagen, dass es gar kein so großer Umbruch ist, wie wir alle gedacht hatten. Es ist tatsächlich kein großer Unterschied zu früher. Und das Wichtigste ist ohnehin, dass das Klima innerhalb der Mannschaft gut ist und wir uns verstehen.

SPOX: Einen guten Draht haben Sie mittlerweile auch zu Uli Hoeneß. Der Bayern-Präsident hat Ihnen nach den Olympischen Spielen einen Job beim FC Bayern angeboten. Haben Sie sich inzwischen mit ihm ausgetauscht?

Neuner: Es ging da insgesamt nicht so sehr um einen Job. Herr Hoeneß hat sich bei mir gerührt und mir angeboten, dass ich jederzeit auf ihn zukommen kann, wenn ich mal einen Rat zu irgendetwas brauche. Das ist schon toll und hat mich beeindruckt. Er hätte das ja nicht machen müssen. Das fand ich sehr sympathisch. Seine Nummer habe ich jetzt abgespeichert. (lacht)

SPOX: Sie haben sich im Sommer kaum in der Öffentlichkeit gezeigt, mit sehr ästhetischen Dessous-Fotos dann aber selbst für Schlagzeilen gesorgt. Wie kam es dazu?

Neuner: Da war immer dieses Klischee: Ach, das ist die kleine, nette Magdalena aus Wallgau, die Harfe spielt und daheim auf dem Sofa sitzt und strickt. Klar mache ich das gerne, aber ich bin eben nicht nur die kleine, nette Magdalena.

SPOX: Sondern?

Neuner: Mit den Fotos zeige ich auch mal eine andere Seite von mir. Ich präsentiere mich als Frau. Ich wollte aus der Schublade raus. Ich wollte nicht mehr nur süß sein. Und ich musste auch nicht lange nachdenken, ob ich die Bilder mache. Wenn dann jetzt, habe ich mir gedacht - und ich würde es jederzeit wieder so machen. Der Playboy wäre allerdings nichts für mich.

Die deutschen Biathlon-Frauen im Check

Artikel und Videos zum Thema