Deutschland DFB-Pokal

Arminia Bielefeld

VfB Stuttgart

Finn Fichtner

Am Samstag trifft der VfB Stuttgart auf Arminia Bielefeld im Finale des DFB-Pokals. Zu verdanken haben die Schwaben das Endspiel auch einem Mann, der erst im Winter zur Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß stieß: Finn Jeltsch. Das 18-jährige Abwehrtalent spielt längst wie ein alter Hase und kennt sich mit Trophäen und Titeln bereits bestens aus.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Vom unbekannten Millionen-Transfer aus der 2. Liga ins Pokalfinale: Deutschlands größte Abwehrhoffnung spielt beim VfB Stuttgart

Die Schlagzeilen und großen Highlights gehörten den Anderen. Im Pokalhalbfinale empfing der VfB Stuttgart RB Leipzig. Mit 3:1 entschied der VfB die Partie für sich und machte das Endspiel in Berlin klar und darf vom ersten Pokalsieg seit 1997 träumen. Bereits in der 5. Spielminuten hatte Angelo Stiller aus der Distanz mit einer traumhaften Direktabnahme für die frühe Führung gesorgt. Der zweite Treffer in der 57. Spielminute war ein ebenso schönes Gemälde nach Doppelpass von Nick Woltemade und Ermedin Demirovic. Dass dieses Tor die 2:0 Führung bedeuten sollte, hatte seinen Ursprung am defensiven Ende.Benjamin Sesko hatte sich kurz zuvor mit großen, schnellen Schritten in Richtung VfB-Tor und Ausgleich gemacht. Der Slowene hatte halbrechts ganz viel grünen Rasen vor sich und konnte gedanklich schon überlegen, ob er gleich querlegen würde oder selbst den Abschluss wählt – wäre da nicht Finn Jeltsch. In einer absoluten Seelenruhe grätsche er dem Sesko nach langem Sprint mit langem Bein den Ball ab. Es war ein Tackling für das Lehrbuch und zum Einrahmen. Als "epische Grätsche“ betitelte der VfB die Aktion in den eigenen Kanälen auf Social Media.Coach Sebastian Hoeneß gönnte seinem Youngster im Anschluss jedoch öffentlich keine Superlative oder gar ein Einzellob. Dabei hatte Jeltsch nicht nur Sesko blitzsauber abgekocht, sondern auch Xavi Simons nahezu eigenständig in Manndeckung aus dem Spiel genommen: "Das war Teil unseres Plans", analysierte der Coach nüchtern. Für seinen Trainer waren solche Leistungen Anfang April mutmaßlich schon zur Normalität geworden und nicht mehr groß der Rede wert.

Dabei war Jeltsch erst im Winter nach Stuttgart gewechselt. Mehrere Vereine sollen sich um den Verteidiger bemüht haben, doch kurz vor Ende des Transferfensters erhielt der VfB für rund 10 Millionen Euro (plus Boni) den Zuschlag. Zuvor hatte Anthony Rouault die Schwaben verlassen und hinterließ in der Innenverteidigung eine Lücke. Diese sollte mit Jeltsch ein Spieler schließen, der zu dem Zeitpunkt gerade einmal 31 Spiele in der 2. Bundesliga bestritten hatte. Doch schon bei seiner Verpflichtung zeigte sich Fabian Wohlgemuth, Vorstand Sport beim VfB, zuversichtlich, den passenden Ersatz gefunden zu haben: "Finn Jeltsch zählt auf seiner Position zu den herausragenden, jungen Spielern in Deutschland." Jeltsch selbst gab sich im Vergleich noch demütig: "Ich freue mich sehr, beim VfB zu sein und somit den nächsten Schritt in meiner Entwicklung machen zu können. Mit dem Wechsel in die Bundesliga geht für mich ein Traum in Erfüllung."Kaum ein Jahr war es gerade her, dass Jeltsch sich seinen vorherigen Traum des Debüts in der zweiten Liga beim 1. FC Nürnberg erfüllt hatte, dem Club seiner Jugend. Im Alter von neun Jahren verließ er seinen Heimatverein SV Raitersbach und wechselte in die Jugendabteilung des FCN. Am 18. Februar 2024 warf ihn der damalige Cheftrainer Christian Fiel erstmals ins kalte Wasser und wechselte ihn zur zweiten Halbzeit im Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern ein. Groß akklimatisieren musste sich Jeltsch trotz gelber Karte nach dem ersten Zweikampf nicht. Statt Xavi Simons schaltete Jeltsch damals Ragnar Ache ohne größere Probleme aus: "Ich kann zu Finns Leistung nur sagen: Hut ab", zeigte sich Fiel beeindruckt.

"Hut ab": Finn Jeltsch beeindruckt bei Debüt sofort

Dabei war abzusehen, dass sein Abwehrtalent keine großen Anpassungsschwierigkeiten brauchen würde. Als Kapitän in der Jugend sowie als Stammspieler mit den Titeln als U-17-Europameister und -Weltmeister dekoriert, strotzt das Spiel des Innenverteidigers nur vor Selbstverständnis und Selbstvertrauen. Letzteres schenkte ihm in der Folge auch Fiel und nach seinem ersten Einsatz durfte Jeltsch in der folgenden Woche gegen im Derby gegen Greuther Fürth sein Debüt in der Startelf feiern. Ab sofort war er aus jener nicht mehr zu verdrängen und ging alle verbleibenden Spiele der Saison über die volle Distanz.Für Stuttgart dufte er nach einem Kurzeinsatz bei der Niederlage gegen den VfL Wolfsburg erstmals am 23. Spieltag gegen die TSG aus Hoffenheim von Beginn an ran. Dass da gerade ein 18-Jähriger auf dem Platz steht, schien nahezu absurd. 60 Pässe spielte Jeltsch und brachte 52 zu seinem Mitspieler. Er gewann seine beiden Duelle am Boden und entschied auch alle drei Luftzweikämpfe für sich. Zwei Bälle fing er ab, zwei Schüsse blockte er. Es wirkte, als wäre das alles für ihn ganz normal. Dabei sollte das für einen Spieler seines Alters eigentlich gar nicht so sein. Das musste auch Nick Woltemade anerkennen: "Er könnte noch in der A-Jugend spielen. Aber er spielt schon wie ein alter Hase."

"Könnte noch in der A-Jugend spielen": Jeltsch glänzt für sein Alter

Insbesondere im Zweikampf am Boden ist Jeltsch schon einer der ganz großen und konnte seine Topwerte aus der 2. Bundesliga (71 Prozent) auch in das deutsche Oberhaus übertragen. Doch in der Luft hat der 1,88-Meter-Mann teils noch Schwächen. Gleiches gilt für sein Timing beim Rausrücken aus der Defensivreihe. Mit Sebastian Hoeneß hat er jedoch einen Trainer an seiner Seite, der sich dank der vergangenen Spielzeiten den Ruf erarbeitet hat, (junge) Spieler individuell zu verbessern.&nbsp;Das unglaubliche Potenzial von Jeltsch wird jedoch nicht allein in seiner Physis, seinen Monstergrätschen oder schnellen Sprints deutlich, sondern dann, wenn er den Ball am Fuß hat und mitspielen kann. Zu Zweitligazeiten war er der Innenverteidiger mit den meisten progressivsten Läufen und trieb den Spielaufbau aktiv voran. Sein Gefühl am Ball ist dabei ein glückliches Relikt aus Jugendzeiten. In der Jugend spielte der heutige Abwehrspieler nahezu jede Position. Er lief als Sechser, Achter, Zehner und Stümer auf. Stand kein Training an, verbrachte er seine Freizeit zockend in Soccer Courts, in denen er mit "Technik, Tempo und Dribblings" glänzte.&nbsp;

"Technik, Tempo und Dribblings"

In der Nationalmannschaft kam dann jedoch alles anders. Im Rahmen eines "Experiments" stellten ihn die Trainer Christian Wück und Rainer Zietsch in die Innenverteidigung. Ein Schachzug, der sich auszahlte. Mit Jeltsch im Abwehrzentrum verzückte die U-17 ganz Fußballdeutschland. Auch für ihn selbst hat sich die Umstellung gelohnt: "So bin ich Profi geworden", zeigte sich Jeltsch dankbar. Sein Förderer Zietsch sieht<a href="https://www.zeit.de/sport/2025-05/finn-jeltsch-abwehrspieler-fussballpodcast#comments" target="_blank"></a> <a href="https://www.zeit.de/sport/2025-05/finn-jeltsch-abwehrspieler-fussballpodcast#comments" target="_blank">gegenüber der Zeit </a>in ihm bereits "einen neuen Typ des deutschen Innenverteidigers". Seine technischen Fähigkeiten sorgen zudem dafür, dass er nicht allein im Zentrum einsetzbar ist. Sebastian Hoeneß stellte den gelernten Alleskönner bereits mehrfach auf der Rechtsverteidigerposition auf, denn schließlich sei Jeltsch "ein sehr offensivstarker Verteidiger, der schnell ist, einen außergewöhnlich guten Spielaufbau hat und häufig auch ohne Zweikampf auskommt, weil er Situationen gut antizipiert."Denn auch wenn Hoeneß zuletzt keine großen Loblieder mehr auf Jeltsch allein singen wollte, heißt dies nicht, dass er jene noch nie angestimmt hätte. Doch es wirkt für alle Beteiligten, als würde Jeltsch seit Jahren nichts anderes machen: "Man konnte nicht zwingend davon ausgehen, dass Finn direkt so performt. Mit 18 ist der Junge hier aufgeschlagen und hat einen sehr reifen Eindruck hinterlassen", zeigte sich Hoeneß beeindruckt. Auf seine ersten 90 Minuten gegen Hoffenheim folgten 90 gegen die Bayern. Dass er sich bei der Nominierung gegen prominente Konkurrenz auf seiner Position durchsetzte und im Spiel Leroy Sane lässig abgrätschte, überraschte dann weder seinen Trainer noch Experten. VfB-Legende Sami Khedira hielt salopp fest: "Der scheißt sich nicht ein, auf gut deutsch gesagt.“

Finn Jeltsch? "Der scheißt sich nicht ein"

Für seinen Trainer steht aufgrund der unaufgeregten und souveränen Leistungen bereits fest: "Da haben wir einen Jungen, der uns auch in Zukunft Freude bereiten wird." Vermutlich nicht nur in Stuttgart, sondern auch für die Nationalmannschaft. Zunächst ist Jeltsch "nur" für den Kader für die U-21-Europameisterschaft berufen worden. Es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis er für die A-Nationalmannschaft aufläuft. Vermutlich dürfte dann kaum jemanden auffallen, dass dort ein Teenager die Abwehr zusammenhält. Einer, der sich ganz nebenbei am Samstag gegen Bielefeld zum Pokalsieger krönen könnte. Es wäre die vorläufige Krönung eines traumhaften Aufstiegs, der sich nebenbei ganz natürlich und real anfühlt.

Jeltsch steht noch im Kader der U-21

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Er ist bereits Welt-und Europameister. Finn Jeltsch gilt mit nur 18 Jahren als eines der vielversprechendsten Abwehrtalente.