Pechstein erhält Kritik aus den Niederlanden

SID
Claudia Pechstein weiß nach wie vor nicht, wie das Urteil ausfallen wird
© Getty

Die nach wie vor auf ihr CAS-Urteil wartende Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat von ihren niederländischen Konkurrentinnen keine Unterstützung zu erwarten.

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Quälendes Warten auf das Urteil, kein Startplatz beim Heim-Weltcup und nun noch Giftpfeile aus den Niederlanden: Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat momentan wenig Grund zur Freude.

Nachdem der Internationale Sportgerichtshof CAS die Bekanntgabe seines Urteils erneut verschoben hatte, wurde die 37-Jährige zur Zielscheibe verbaler Attacken aus dem Nachbarland.

"Ich habe kein Bedürfnis, mit Claudia zu sprechen", sagte 3000-m-Weltmeisterin Renate Groenewold vor dem Start des ersten Weltcups am Freitag in Berlin dem niederländischen Fernsehen.

Groenewold, die 2002 bei Olympia über 3000m hinter Pechstein Silber gewonnen hatte und wohl auch deshalb auf die Doping-Vorwürfe besonders verstimmt reagierte, erklärte aber auch: "Wenn sie zu mir kommt und mir alles erklären will, dann höre ich mir das an."

Wüst befürwortet Startplatzvergabe

Auch 3000-m-Olympiasiegerin Ireen Wüst zeigte wenig Mitleid mit Pechstein: "Es ist richtig, dass Claudia hier beim Weltcup nicht dabei ist", sagte die Niederländerin am Donnerstag.

Direkt nach Bekanntwerden der zweijährigen Sperre für Pechstein durch den Weltverband ISU wegen auffälliger Blutwerte Anfang Juli hatte Wüst schon schweres Geschütz gegen Pechstein aufgefahren: "Das ist einfach sehr dumm. Warum macht man so etwas? Man will sich doch in die Augen schauen können. Es ist eine Sünde für den Sport."

Wüsts Trainer Gerard Kemkers relativierte die Aussagen seiner Läuferin. "Bei der ersten Reaktion waren nicht alle Informationen verfügbar. Es war für uns alle ein großer Schock", sagte der Coach.

Neutrale Haltung sei angebracht

Er selbst fordert eine neutrale Haltung. "Man muss abwarten. Der Weltverband hat Argumente gegen Claudia. Claudia hat Argumente gegen den Weltverband." Generell sei so ein Fall für das Ansehen des Eisschnelllaufs aber "ganz schlimm".

Die dreimalige Olympiasiegerin Marianne Timmer sprach von einer "schweren Zeit" für Pechstein und zeigte wenig Verständnis dafür, dass der CAS die Bekanntgabe seines Urteils erneut verschoben hat. Ihr Trainer Jac Orie meinte: "Der Weltverband hält sie für schuldig, sie hingegen kämpft dagegen an. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte."

Anni Friesinger-Postma schweigt

Pechstein selbst drehte am Freitagmorgen auf ihrer Hausbahn in Berlin noch ein paar Runden, musste dann aber das Eis für die Weltcup-Teilnehmer räumen. "Für sie ist es wichtig, dass sie das Gefühl für das Eis nicht verliert", sagte der deutsche Teamchef Helge Jasch.

Nachdem die Geduld der Berlinerin durch den CAS erneut auf die Probe gestellt worden war, meinte Jasch: "Ihre Probleme sind weniger die Beine als der Kopf. Sie muss durch die Warterei ganz schön was durchmachen."

Erneut keinen Kommentar abgeben wollte Anni Friesinger-Postma zum Fall ihrer gesperrten Dauerrivalin.

"Dazu sage ich nichts", meinte die zweimalige Olympiasiegerin vor ihrem ersten Weltcup-Start. Mit ihrem Trainingslauf am Freitagmorgen war Friesinger nicht ganz zufrieden.

Das im vergangene Jahr operierte Knie bereitete ihr noch kleine Probleme. "Ich habe auf Starts aus dem Stand verzichtet, weil die Belastung zu groß wäre. Ich bin mal gespannt, wie es im Wettkampf läuft", sagte Friesinger-Postma.

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