UFC

Die beiden Gesichter des Anderson Silva

Von Oliver Copp
Mittelgewicht-Weltmeister Anderson Silva feiert sich nach seinem Sieg über Vitor Belfort selbst
© ufc.com

Bei UFC 126 zeigte sich Mittelgewicht-Weltmeister Anderson Silva mal wieder von zwei Seiten: Zunächst zurückhaltend, dann knallhart und entschlossen. Zu entschlossen für Gegner Vitor Belfort. Jon Jones demonstrierte gegen Ryan Bader sein enormes Potential und steht kurz vor seinem ersten Titelkampf.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der UFC-Weltmeister im Mittelgewicht, Anderson Silva, hat zwei Gesichter: Je nach Motivation gehören seine Kämpfe entweder zum Spektakulärsten, was man im Kampfsport jemals gesehen hat, oder zu den größten Schlaftabletten.

Dana White bekam in seiner Funktion als UFC-Präsident bereits bei der Pressekonferenz am Mittwoch einen Vorgeschmack darauf, was ihn im Kampf gegen Vitor Belfort erwarten könnte, denn der Weltmeister packte gleich zu Beginn seine berüchtigten Ein-Wort-Antworten aus.

Dieses Verhalten legte er auch vor seinen Kämpfen gegen Demian Maia und Thales Leites an den Tag, und im Octagon verbrachte Silva mehr Zeit damit, seine Gegner zu verhöhnen, als an einem Sieg zu arbeiten. Den Hauptkampf der UFC 126 eröffneten Anderson Silva und Vitor Belfort damit, einander zu umzirkeln - eine Minute, zwei Minuten.

Just in dem Moment, als dem weltweitem Publikum Böses schwante, packte der Weltmeister einen geraden Front Kick zum Gesicht seines Herausforderers aus, der Belfort anklingelte und zu Boden schickte. Nach zwei weiteren Treffern von Silva ging Ringrichter Mario Yamasaki dazwischen und brach den Kampf nach 3:25 Minuten der ersten Runde ab.

Training mit Steven Seagal

Diesen bestimmten Kick hatte Silva in den letzten Monaten zusammen mit US-Schauspieler und Aikidomeister Steven Seagal trainiert. Seagal berät den Weltmeister nun seit eineinhalb Jahren im Bereich der ungewöhnlichen Techniken.

Silva, der nach einigen uninspirierten Titelverteidigungen stark in der Kritik stand, hat sich mit dem Belfort-Kampf und dem gegen Chael Sonnen in den Augen der Fans und Experten rehabilitiert und gilt nun wieder als der über alle Gewichtsklassen hinweg beste Kämpfer des MMA-Sports.

Abgesehen von einem "Dream Match" zwischen Silva und dem Weltergewichtsmeister Georges St. Pierre, zu dem es als nächstes kommen wird, sofern St. Pierre im April seine Weltmeisterschaft gegen Jake Shields verteidigen kann und keine Verletzungen davon trägt, stehen noch potentielle Titelverteidigungen gegen Yushin Okami, Michael Bisping und ein Rückkampf gegen Chael Sonnen auf dem Programm.

Franklin körperlich deutlich unterlegen

Im zweiten Hauptkampf setzte sich der frühere UFC-Weltmeister im Halbschwergewicht, Forrest Griffin, einstimmig nach Punkten gegen UFC-Legende Rich Franklin durch. Franklin, der vor gut zwei Jahren vom Mittelgewicht zurück ins Halbschwergewicht wechselte, war Griffin körperlich deutlich unterlegen.

Während Franklin vor dem Wiegen kaum Gewicht abkochen musste, stieg Griffin gut zehn Kilogramm schwerer ins Octagon als der frühere Mittelgewichtsmeister. Franklin hatte die Geschwindigkeit auf seiner Seite, war jedoch nicht dazu in der Lage, diese als Zünglein an der Waage zu nutzen und so den Sieg herauszuholen.

Absolute Dominanz von Jones

Jon Jones brauchte nur 9:20 Minuten, um Ryan Bader in einem wichtigen Kampf zwischen High Potentials des Halbschwergewichts zur Aufgabe zu zwingen. Während der Ausgang die Experten wenig überraschte, war die absolute Dominanz, mit der Jones seinen erstklassigen Rivalen vom Platz fegte, so nicht vorherzusehen.

Der Spitzenringer Bader wirkte von der ersten Runde an chancenlos und konnte weder auf den Beinen Akzente setzen, noch seinen Gegner davon abhalten, ihn durch das Octagon zu werfen.

Titelkampf im März für Jones

Aufgrund einer Verletzung von Titelherausforderer Rashad Evans traf die UFC kurzfristig die Entscheidung, Jon Jones im März einen Titelkampf gegen UFC-Weltmeister im Halbschwergewicht Mauricio "Shogun" Rua zu geben. Obwohl man schon die Frage stellen muss, ob Jones hier nicht zu sehr ins kalte Wasser geworfen wird, ist das die richtige Entscheidung.

Gelingt es Jones tatsächlich, Rua zu besiegen und Weltmeister zu werden, wartet eine ganze Riege möglicher Herausforderer um den Titel. Verliert Jones, nimmt seine Karriere daran keinen großen Schaden, weil es nach Expertenmeinung sowieso zu früh für ihn war.

Alternativ hätte man Randy Couture oder Quinton Jackson den Kampf geben können. Der Rekordweltmeister der höheren Gewichtsklassen, Couture,  deutete zwar an, dass er den Kampf gern übernehmen würde, aber es wären wieder Stimmen laut geworden, die angezweifelt hätten, ob er die Titelchance überhaupt verdient.

Jackson wäre von der Story her der optimale Ersatz gewesen, hat er doch bereits einmal gegen Rua gekämpft und ist seitdem auf Revanche gegen den Brasilianer aus. Doch für Jackson wären die sechs Wochen bis zum Titelkampf zu kurz gewesen, um sich vernünftig vorzubereiten, weswegen die Entscheidung am Ende für Jones getroffen wurde.

Rocha verliert trotz starker erster Runde

Jake Ellenberger setzte sich durch geteilte Punktrichterentscheidung gegen den in Hamburg trainierenden Brasilianer Carlos Eduardo Rocha durch. Rocha, der als krasser Außenseiter in den Kampf ging, wischte mit Ellenberger in der ersten Runde die Matte, konnte den Ringen jedoch nicht vorzeitig zur Aufgabe zwingen. Ellenbergers Ecke sorgte zwischen den Runden dafür, dass er Rocha in den verbleibenden Runden größtenteils auf den Beinen hielt, wo er selbst deutliche Vorteile hat.

Während der Brasilianer auch im Striking keine schlechte Figur machte, gehörten die Akzente dort dem Amerikaner, der am Ende die zweite und dritte Runde jeweils kurz vor Schluss mit einem Takedown für sich besiegelte. Trotz der Niederlage macht Rocha im Ranking durch die Art und Weise, wie er sich in diesem Fight schlug, einen gewaltigen Schritt nach vorn. Die Kritiken für Ellenberger fielen allerdings erwartungsgemäß deutlich verhaltener aus.

Durchwachsenes Debüt von Torres

Der frühere Bantamgewichtsmeister der UFC-Schwesterliga World Extreme Cagefighting, Miguel Torres, lieferte in seinem UFC-Debüt gegen Antonio Banuelos alles andere als eine überzeugende Vorstellung ab. Zwar gewann der hohe Favorit nach Punkten, aber er konnte keine der Qualitäten, die ihn in der WEC zu einem Star und zu einem Weltmeister machten, zeigen und wurde von einem Großteil der Fans in der Halle dafür ausgebuht.

Der Kampf war nicht unbedingt schlecht, aber wenn ein als spannend geltender Fighter plötzlich dank neuer taktischer Ausrichtung auf Sicherheit kämpft, dann ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig.

Kelly mit unsportlicher Eröffnung

Donald "Cowboy" Cerrone bestand seine Feuertaufe in der UFC und besiegte den Briten Paul Kelly nach 3:48 Minuten der zweiten Runde mit einem Rear-Naked-Choke. Kelly frustrierte Cerrone zunächst mit seinem guten Striking - und mit einer unsportlichen Eröffnungsaktion:

Als Cerrone versuchte, zu Beginn der ersten Runde abzuklatschen, nutzte Kelly die Chance, um einen Schlag ins Ziel zu bringen. Obwohl Cerrone dem Briten in den Woche vom Kampf in der Presse respektlos begegnet war, gibt es für ein solches Verhalten keine Entschuldigung.

Kingsbury brauchte nur 21 Sekunden

Chad Mendes setzte sich einstimmig nach Punkten gegen Michihiro Omigawa durch. Kid Yamamoto verpatzte sein UFC-Debüt und unterlag Demetrious "Mighty Mouse" Johnson ebenso eindeutig wie verdient nach Punkten. Paul Taylor knipste Gabe Ruediger nach 1:42 Minuten der zweiten Runde mit einer Schlagsalve die Lichter aus.

Kyle Kingsbury besiegte Ricardo Romero überraschend nach nur 21 Sekunden mit einem Kniestoß, einer Linken und etwas Ground-and-Pound. Im Eröffnungskampf setzte sich Mike Pierce nach 29 Sekunden der zweiten Runde durch technisches K.o. gegen UFC-Debütanten Kenny Roberts durch.

UFC 125: Umstrittenes Remis - Edgar bleibt Champion