US Open - Daniil Medvedev im Interview: "Ich nehme immer die 33, weil ich so ein großer Fan von Mario Gomez bin"

Daniil Medvedev spricht im Interview über seine Liebe zum FC Bayern.
© spox

Titel in Toronto, Halbfinale in Cincinnati: Daniil Medvedev ist in Topform und bei den am Montag beginnenden US Open nach Novak Djokovic einer der großen Favoriten. Vor dem Start des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres spricht der Superstar im Interview mit SPOX aber über seine andere große Liebe: den FC Bayern.

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Der 25-Jährige verrät, wie er zu einem Hardcore-Bayern-Fan wurde und wer sein absoluter Lieblingsspieler ist.

Außerdem erzählt die Nummer zwei der Tenniswelt, was er von Julian Nagelsmann hält und was für eine Art Fußballer er hätte werden können.

Daniil, Sie sind als großer Fußball-Fan, vor allem als großer Bayern-Fan bekannt. Wie hat sich das entwickelt?

Daniil Medvedev: Um ehrlich zu sein, habe ich mich so richtig in Fußball und in Bayern verliebt, als ich so 12 Jahre alt war. Da hat es richtig angefangen. Aber mir hat Bayern schon davor gut gefallen. Ich erinnere mich, da war ich 6 Jahre alt, und Bayern war richtig gut zu der Zeit Anfang der 2000er-Jahre, dass ich meinen Eltern immer gesagt habe: Bayern spielt im Fernsehen, wir müssen das anschauen. Aber als ich 12 war, ging es richtig los und ich habe zu mir gesagt: Hey, ich brauche jetzt ein Team.

Gab es keinen Klub in Russland, den Sie unterstützt haben?

Medvedev: Doch. Am Anfang meiner Kindheit war ZSKA Moskau mein Klub. Aber ZSKA hat nicht in der Champions League gespielt oder wenn sie mal dort gespielt haben, dann haben sie oft verloren. Also brauchte ich ein Team in Europa, das ich als Fan unterstützen und anfeuern konnte. Dann habe ich mich an die Bayern erinnert und mir gesagt: Das ist jetzt meine Mannschaft. So habe ich mir meinen Verein ausgewählt und von diesem Zeitpunkt an habe ich natürlich angefangen, bestimmte Spieler zu vergöttern und die Bayern-Sache wurde immer größer und größer in meinem Leben.

Sie haben also alle Spiele verfolgt?

Medvedev: Klar! Als ich noch in der Schule und in der Universität war, habe ich mir absolut alles reingezogen. Ich habe jedes Bayern-Spiel angeschaut, auch jedes Freundschaftsspiel, ganz egal. Von mir aus auch jedes Training, wenn es irgendwo zu sehen war. Ich bin ein riesiger Fan geworden. Als ich dann anfing, etwas besser Tennis zu spielen und erfolgreicher wurde, musste ich Fußball ein wenig zurückstellen, weil ich einfach nicht mehr so viel Zeit hatte. Aber ich verfolge den FC Bayern täglich, auch wenn ich auf der Tour unterwegs bin.

Wie machen Sie das?

Medvedev: Es gibt einen russischen Social-Media-Channel, auf dem du alle News zu den Bayern bekommst. Da bekommst du alle Infos. Dort schaue ich jeden Tag rein und lese alles, was es zu den Bayern zu finden gibt. Weil wir so viel reisen, ist es schwierig, irgendwo ein Abo abzuschließen, um alle Spiele zu sehen. Aber wenn ich nicht trainieren muss oder zu der Zeit kein Match habe, versuche ich immer, einen Online-Stream zu finden, um nichts zu verpassen. Es ist ganz witzig, ich habe sogar ein paar Jahre lang beim Kickbase-Managerspiel mitgemacht mit ein paar Freunden. Ich habe auch immer gewonnen, aber weil die Bundesliga nicht ganz so beliebt ist wie die Premier League in Russland, haben meine Freunde aufgehört, zu spielen. Deshalb musste ich leider auch aufhören.

"Ich werde versuchen, zu jedem Spiel nach München zu kommen"

Waren Sie schon mal bei einem Spiel der Bayern in München?

Medvedev: Nein, leider noch nicht. Als ich jünger war, habe ich einmal ein kleines Turnier in Ismaning gespielt, das ist ja nicht so weit von der Allianz Arena entfernt. Das war während der Winterpause in der Bundesliga. Es war also nichts los, aber ich bin natürlich trotzdem zur Arena gefahren und habe eine Tour durchs Stadion gemacht. Ich war auch im Fanshop - es war ein richtig cooles Erlebnis, selbst ohne ein Spiel sehen zu können. Und eine Sache weiß ich ganz sicher: Sobald Tennis eine kleinere Rolle in meinem Leben spielt und ich endlich die nötige Zeit habe, werde ich versuchen, zu jedem Spiel nach München zu kommen. Oder zumindest zu sehr vielen. (lacht)

Die Bayern haben Ihnen ja nach Ihrem Triumph bei den ATP Finals ein Trikot geschenkt.

Medvedev: Genau, sie haben mir einige Sachen geschickt, das war supernett. Ich nehme bei Trikots immer die Nummer 33, weil ich so ein großer Fan von Mario Gomez bin. Als er bei den Bayern spielte, hat er so großartige Leistungen gezeigt - ich habe ihn so sehr geliebt. Er war mit Abstand mein absoluter Lieblingsspieler und alleine wegen ihm ist die 33 meine Lieblingsnummer.

Aber warum ausgerechnet Mario Gomez?

Medvedev: Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass ich auch mal Stürmer war, als ich früher in der Jugend Fußball gespielt habe. Ich war auch groß und hatte keine Technik. (lacht) Aber ich habe auch Tore geschossen. Mario war einfach fantastisch und irgendwie war er mir von seiner ganzen Art und Weise sehr nahe. Aber Arjen Robben war auch genial, er war wie ein Magier auf dem Platz.

Medvedev: "Ich bewundere Robert Lewandowski"

Wer sind denn Ihre Lieblinge aus der aktuellen Mannschaft?

Medvedev: Es ist ein bisschen langweilig und fast zu offensichtlich, aber ich muss Robert Lewandowski sagen. Ich bewundere ihn dafür, wie hart er an seinem Spiel, aber auch an seiner Fitness und an seinem Körper arbeitet. Auch seine mentale Herangehensweise imponiert mir. Früher konnten wir alle ja nur verfolgen, was die Spieler auf dem Platz machen. Heute bekommen wir zum Beispiel durch Instagram viel mehr Einblicke und können sehen, wie sie arbeiten. Ich habe extrem großen Respekt davor, was Lewandowski macht und ich versuche, im Tennis einen ähnlichen Ansatz zu verfolgen. Was du außerhalb des Courts machst, spielt eine große Rolle für deinen Erfolg auf dem Court. Cristiano Ronaldo ist ja auch ein perfektes Beispiel dafür. Wenn ein Spieler zu den Bayern kommt, sieht er ein Jahr später wie ein Bodybuilder aus. (lacht) Es ist sehr beeindruckend, wie fit alle Spieler sind.

Was ist mit jemandem wie Joshua Kimmich, der gerade seinen Vertrag verlängert hat?

Medvedev: Witzig, dass Sie genau nach ihm fragen. Ich sehe noch vor mir, wie ich den Supercup geschaut habe, noch zu Zeiten von Pep Guardiola, und ich hatte keine Ahnung, wer dieser Kimmich ist. Ich war richtig überrascht. Wahnsinn, was für ein herausragender Spieler er geworden ist. Und was für einen herausragenden Charakter er besitzt. Seine Mentalität ist ganz besonders. Du brauchst solche Spieler unbedingt, um Spiele und große Titel zu gewinnen. Er schießt vielleicht nicht in jedem Spiel den Ball aus 30 Metern sensationell in den Winkel, wobei er ja auch Tore machen kann, aber er ist so wichtig für den Erfolg der Mannschaft. Wenn Kimmich nicht auf dem Feld steht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen, sofort. Die Energie, die er auf den Platz bringt, ist brutal. Er ist ein echter Unterschiedsspieler.

Und er verkörpert in gewisser Weise auch sehr gut die berühmte Mia-san-Mia-Mentalität der Bayern.

Medvedev: Ich muss zugeben, dass es für einen Typen wie mich, der kein Deutsch spricht und versteht, etwas schwierig ist, so ganz zu fühlen, was Mia san Mia bedeutet. Deshalb hat es für mich wahrscheinlich nicht ganz die Bedeutung wie für die Bayern-Fans in München. Aber das macht nichts. Ich weiß, wie wichtig diese Mentalität für die Bayern ist und ich weiß natürlich die generelle Bedeutung. Dass es Ausdruck der besonderen Siegermentalität des Klubs ist, dass er auch die Verbundenheit zur Heimat reflektiert. Und es ist einfach der Slogan meines Klubs, also benutze ich ihn auch gerne immer mal wieder.

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