Boris Becker über Novak Djokovic: "Er hat sich übernommen und zahlt jetzt den Preis"

Von SPOX
Becker trainierte Djokovic zwischen 2014 und 2016.
© imago images / Prime Media

Novak Djokovic wurde bei den US Open am Sonntagabend nach einem Aussetzer disqualifiziert (der Eklat im Video). Für seinen ehemaligen Trainer Boris Becker kommt der Vorfall alles andere als überraschend.

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In seiner Kolumne für die englische Daily Mail erinnert sich Becker, der Djokovic zwischen 2014 und 2016 trainierte, an einen ähnlichen Vorfall vor rund vier Jahren. "Als ich in seinem Trainerteam arbeitete, saß ich während eines Vorfalls mit Schlägerwurf bei den French Open 2016 in der Spielerbox, als er versehentlich fast einen Linienrichter traf", schreibt der dreifache Wimbledon-Sieger.

Anschließend habe er sich mit Djokovic unterhalten, da er dessen Druck in großen Spielen nachempfinden könne. "Ich war selbst nicht immer Mr. Nice Guy als Spieler", führt Becker aus: "Ich sagte zu ihm, du kannst so viel schreien, wie du willst, deinen Schläger zerbrechen, aber keine Dinge werfen oder den Ball wegschlagen. Ich hatte Angst, dass so etwas passieren könnte."

Der Weltranglistenerste und Topfavorit auf den Turniersieg hatte im Achtelfinale versehentlich eine Linienrichterin am Hals getroffen, als er einen Ball in Richtung Grundlinie schlug. Das Match wurde umgehend abgebrochen, Djokovic wurde disqualifiziert und erhielt eine Geldstrafe.

"Für mich zahlt er den Preis dafür, dass er vor und während eines Grand Slam zu viele Dinge übernommen hat, insbesondere mit seiner Führung der neuen Spielerorganisation", begründete Becker den Kontrollverlust des Serben. Djokovic hatte kurz vor Turnierstart die Professional Tennis Players Association (PTPA) mitgegründet, um mehr Einfluss auf die Verbände üben zu können.

Becker über Djokovic: Mentalität eines Straßenkämpfers

Auch die Abwesenheit von Djokovics langjährigem Cheftrainer Marian Vajda, der nicht zu den US Open nach New York reiste, nennt Becker als Grund: "Er ist Novaks Ansprechpartner, jemand, der sehr ruhig ist und Einfluss als eine Art Vaterfigur hat - aber er war nicht da."

Die Entscheidung der Schiedsrichter kann Becker, der Djokovic weiterhin "sehr schätzt", zudem nachvollziehen. "Ich glaube nicht, dass er versucht hat, jemanden zu verletzen, er hat nur für einen Moment die Kontrolle verloren und musste gehen." Der Serbe habe die Mentalität eines "Straßenkämpfers", so Becker: "Diese Art von Feuer hat ihm geholfen, 17 Grand-Slam-Titel zu gewinnen."

Der unrühmliche Abgang aus Flushing Meadows werde den Djoker aber noch lange verfolgen, vermutet Becker: "Wenn man ihn ihn zehn Jahren nach seinem schlimmsten Erlebnis auf dem Tennisplatz fragen wird, wird es ganz sicher die Disqualifikation bei den US Open 2020 sein."

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