"Konzentriert, dominant, locker - wie die Bayern!"

Von Interview: Florian Regelmann
Angelique Kerber scheiterte 2012 erst im Wimbledon-Halbfinale
© getty

2012 erreichte Angelique Kerber in Wimbledon das Halbfinale, was ist 2013 möglich? Die deutsche Nummer eins über Punkte-Druck, die Dominanz der Serena Williams und die Bayern als Vorbild.

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SPOX: Jedes Grand Slam hat seinen besonderen Reiz, aber Wimbledon ist sicher einzigartig. Was macht für Sie den Flair aus?

Angelique Kerber: Wimbledon ist natürlich Tradition pur, alle spielen in Weiß, jeder auf der Welt kennt dieses Turnier.

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SPOX: Wenn Sie sich ein Grand Slam wünschen könnten, das Sie gewinnen, wäre Wimbledon die Nummer 1?

Kerber: Ich finde, man darf beim Gewinn eines Grand Slams nicht wählerisch sein. (lacht) Aber Wimbledon ist aus den eben genannten Gründen schon ganz weit vorne mit dabei, da haben Sie Recht.

SPOX: Welche Erinnerungen haben Sie an Wimbledon aus Ihrer Jugend?

Kerber: An einzelne Matches erinnere ich mich nicht mehr so, aber ich weiß noch, wie ich immer bei Steffi Graf vor dem TV gesessen und mitgefiebert habe.

SPOX: Wie war es dann, als Sie selbst zum ersten Mal auf dem Centre Court gespielt haben?

Kerber: Eine Wahnsinns-Erfahrung! Ich war natürlich schon aufgeregt, aber das hat sich dann im Verlaufe des Matches gelegt.

SPOX: Sie kommen nach dem Halbfinale 2012 mit tollen Gefühlen zurück. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Kerber: Eigentlich auf alles! Es ist ein tolles Turnier, bei dem auch das Rundherum super organisiert ist und man sich einfach wohlfühlt.

SPOX: Wie ist die Form im Moment? Wie zufrieden sind Sie?

Kerber: Die Form ist ganz gut. Ich habe meine Verletzungen jetzt ausgestanden und kann wieder voll angreifen.

SPOX: Jetzt kommt ein entscheidender Monat, in dem es für Sie um viel geht. Ganz kriegt man es wohl nicht aus dem Kopf, dass man viele Punkte zu verteidigen hat. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Kerber: Ich darf nicht daran denken, was ich zu verteidigen habe. Ich versuche, wie immer, Spaß auf dem Platz zu haben und meine Leistung abzurufen. Der Rest kommt von alleine.

SPOX: In Paris gehen Sie immer gerne mal zum Eiffelturm, haben Sie in London auch einen Lieblingsplatz?

Kerber: Das ist eine gute Frage. Obwohl London eine wahnsinnig tolle Stadt ist, könnte ich jetzt keinen Lieblingsplatz nennen! Da muss ich wohl noch mal schauen. (lacht)

SPOX: Wie wichtig ist es Ihnen generell, nicht nur zwischen Hotel und Anlage zu pendeln, sondern auch was zu unternehmen?

Kerber: Das ist sehr wichtig für den Kopf, auch mal abzuschalten. Allerdings ist es bei einem Grand Slam nicht so einfach...

SPOX: Sie schließen auch gerne Wetten ab mit Ihrem Coach. Gibt es schon was für Wimbledon?

Kerber: Die Wetten überlegen wir uns immer spontan. Das für ihn "Schlimmste", was er schon machen musste, war wohl die Achterbahnfahrt nach meinem Sieg in Kopenhagen. Ich fand's gut. (lacht)

SPOX: Sie spielen ja wieder Doppel mit Andrea Petkovic. Sie spricht gerne vom schlechtesten Doppel der Welt...

Kerber: Die Klasse unseres Doppels müssen natürlich andere bewerten. In Stuttgart hat es doch ganz gut funktioniert. (lacht)

SPOX: Das stimmt. Serena ist sicher auch in Wimbledon die Favoritin. Es ist ziemlich beeindruckend, wie dominant Sie ist. Wie beeindruckt sind Sie von Ihr?

Kerber: Ja, Serena ist sicherlich diejenige, die es zu schlagen gilt. Mich beeindruckt ihre Power, vor allem der Aufschlag und ihre Konstanz, mit der sie im Moment ihr Spiel abrufen kann.

SPOX: Ist Serena schlagbar, wenn Sie so spielt wie im Moment?

Kerber: Schwer zu sagen! Aber klar ist: Man braucht einen sehr guten Tag!

SPOX: Bei den Herren war das Nadal-Djokovic-Match in Paris mal wieder der Hammer. Wenn die Top 4 gegeneinander spielen, gibt es ja immer unglaubliche Matches. Wie erleben Sie diese?

Kerber: Um ehrlich zu sein, schaue ich gar nicht so viel Tennis in meiner Freizeit. Aber was die Herren leisten, ist schon beeindruckend. Aber es gibt auch mehr tolle Spieler als die Top 4.

SPOX: Nach Annika Becks Sieg bei den Juniorinnen in Paris war Antonia Lottner jetzt im Finale. Was trauen Sie unseren beiden größten Talenten in der Zukunft zu?

Kerber: Auch das ist schwer zu sagen. Das war im letzten Jahr für Annika ein toller Sieg und auch das Finale von Antonia ist ein super Ergebnis. Der Schritt zu den Damen ist dann immer ein großer, ich denke aber, dass, wenn sie weiter dran bleiben, sie noch viel erreichen können.

SPOX: Sie verfolgen ja auch das Fußball-Geschehen sehr intensiv. Jetzt haben die Bayern das Triple gewonnen. Gibt es etwas, das Sie sich von ihnen abschauen können?

Kerber: Man kann sich sicherlich abschauen, wie konzentriert und auch dominant, aber auch locker sie diese Saison bestritten haben. Es gibt keinen einzelnen Spieler, der mir besonders gefallen hat, bei diesem Erfolg waren, glaube ich, alle Spieler beeindruckend.

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