Wie Rafa Roger leiden lässt...

Von Philipp Joubert
Roger Federer verlor im Viertelfinale von Monte Carlo gegen Jürgen Melzer
© Getty

Die Sandplatzsaison hat so begonnen, wie sie nur beginnen kann: mit einem Sieg von Rafael Nadal. SPOX erklärt, wer den König im Hinblick auf die French Open in Paris noch am ehesten ärgern könnte, wer der Geheimtipp ist und was die Deutschen reißen werden.

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Power-Ranking - Herren:

1. Rafael Nadal

Nadals Dominanz auf Sand ist legendär und seinen Spitznamen Matador hat er sich in jahrelanger Arbeit verdient. Der Spanier erläuft nicht nur wie viele andere Sandplatzspezialisten die Bälle seiner Gegner, ihm gelingt es meist mit nur einem Schlag, den Ballwechsel zu seinen Gunsten zu drehen. Seine Topspin-Vorhände besitzen eine solche Wucht, dass sie vor allem in Paris den Gegnern bis auf Kopfhöhe springen.

Die beiden Niederlagen gegen Novak Djokovic in Indian Wells und Miami werden am Spanier genagt haben, hat er die Schlachten doch nicht nur physisch verloren, sondern war seinem Gegner vor allem mental nicht gewachsen. Trotzdem wird Nadal, wie schon in den letzten Jahren, von seinen Hardcourt-Niederlagen noch stärker zurückkehren und mindestens zwei Vorbereitungsturniere und die French Open gewinnen. In Monte Carlo hat er ja schon wieder mit seinen Sandplatzsiegen angefangen.

2. Novak Djokovic

Kein Spieler seit Ivan Lendl 1986 hat das Jahr mit einer solchen Siegesserie begonnen, und niemand hat Nadal und Federer so ihre Grenzen aufgezeigt wie der Serbe in den letzten Monaten. Waren der Aufschlag und die Vorhand Anfang letzten Jahres noch Unsicherheitsfaktoren, haben sich beide in diesem Jahr zum Grundstein seiner Dominanz entwickelt.

Dass er in Monte Carlo fehlte, muss nicht von Nachteil sein für die neue Nummer zwei der Welt. Während er im Fürstentum fast sicher gegen Nadal verloren hätte, stehen seine Chancen in Rom und Madrid besser, wo die Sandplätze sich eher wie Hardcourts spielen. Wenn dabei noch mal ein Duell zwischen Djokovic und Nadal wie im Jahr 2009 in Madrid herumkommt, umso besser. Damals siegte Nadal in einer wahren Schlacht 3:6, 7:6, 7:6.

3. Roger Federer

Nur gegen zwei Spieler hatte Roger Federer bis zu seiner Pleite gegen Jürgen Melzer in Monte Carlo in diesem Jahr verloren: Novak Djokovic und Rafael Nadal. Doch bei jeder dieser Niederlagen wurde der Schweizer klar in seine Schranken verwiesen. War es früher Djokovics ausgezeichnete Defensive, die Federer zu Fehlern verleitete, wurde er jetzt auch offensiv vom Serben dominiert. Ähnlich erging es ihm bei seiner Niederlage gegen Nadal in Miami.

Dort schien es, als ob Federer keine Lust mehr hatte, sich auf lange, zähe Ballwechsel mit seinem jüngeren Gegner einzulassen. Federer ist ein äußerst talentierter Sandplatzspieler, hat aber in den letzten Jahren wie sonst kaum jemand unter Nadals Spielweise gelitten. Mit seiner einhändigen, weniger kraftvollen Rückhand war er gegen die Topspin-Bälle und angeschnittenen Aufschläge von Nadal meist chancenlos. Trotzdem wird er in den nächsten zwei Monaten noch einmal aufhorchen lassen, sei es bei den French Open oder bei einem der Vorbereitungsturniere.

4. Robin Söderling

Es überrascht immer noch viele, dass der Schwede so gute Resultate auf Sand einfährt. Doch bieten gerade die Bedingungen in Paris die perfekte Voraussetzung für sein Spiel. Der Belag ist schnell genug, damit seine Schläge ihre ganze Wucht entfalten und die Gegner mürbe machen können. Trotzdem ist der Untergrund so langsam, dass Söderling Zeit hat, sich richtig zum Ball zu stellen. Dass die Bälle auch noch genau in seine "hitting zone" springen, schadet sicherlich nicht.

Vermutlich wird er wie in den letzten Jahren keine herausragenden Resultate in den Wochen vor Paris haben, aber bei den French Open ist mit dem 1,93-Meter-Mann zu rechnen. Nach seinen Siegen über Nadal und Federer in den letzten beiden Jahren wäre es nur passend, wenn er in diesem Jahr Djokovics Rekordjagd stoppen würde.

5. Nicolas Almagro

Hinter Nadal hat sich in den letzten Jahren eine wahre Armada an talentierten spanischen Sandplatzspielern eingefunden. Während Fernando Verdasco und David Ferrer der große Durchbruch schon gelungen ist, wartet der 25-jährige Almagro immer noch auf den ganz großen Erfolg auf europäischem Sand.

Seit Jahren sammelt er beständig Sandplatztitel, vor allem in Südamerika, aber in den großen Matches verlassen dem sonst so selbstbewussten Mann die Nerven. Auch Nadal hat er schon mehrfach auf der Asche in Bedrängnis bringen können. Kein Wunder bei seiner kraftvollen, ästhetischen Spielweise, die um einen beeindruckenden Aufschlag und eine harte, präzise Vorhand aufgebaut ist.

Man to watch - Juan Martin del Potro

Viele Experten dachten, dass del Potro nach seinem US-Open-Triumph 2009 nicht nur Nadal die Nummer eins im Ranking streitig machen würde, sondern sogar an seinem Sandplatzthron rütteln könnte. Seine beeindruckende Mischung aus Geduld und kraftvollen, präzisen Schlägen von der Grundlinie sind eine Gefahr für jeden Gegner - Nadal eingeschlossen. Durch seine Größe neutralisiert er auch die Topspin-Bälle der Sandplatzspezialisten weitestgehend.

Trotz der beeindruckenden Rückkehr von seiner einjährigen Verletzungspause hat sich der Argentinier aber in der Weltrangliste noch nicht so weit nach oben gespielt, dass er den Topgegnern per Setzliste in den frühen Runden aus dem Weg gehen kann. Und um mehrere Spitzenspieler in Folge zu schlagen, reicht die Matchfitness noch nicht. Daher ist er für Überraschungen gut, für einen großen Turniersieg reicht es aber noch nicht.

Die Aussichten der Deutschen

Dafür, dass Deutschland eine solche Menge an Sandplätzen besitzt, ist die Anzahl wirklich guter Sandplatzspieler sehr überschaubar. Wie schon auf Hardcourts besitzt Philipp Kohlschreiber auf Sand die Fähigkeit, fast alle Spitzenspieler zu schlagen. Sein Sieg über den damals auf Sand überragend aufspielenden Djokovic bei den French Open 2009 war die vielleicht beeindruckendste Leistung seiner Karriere. Würde er in jedem Match sein Leistungspotential konstant ausschöpfen, hätte er auch in diesem Jahr mehr Matches für sich entscheiden können. Trotzdem ist ein Viertelfinale entweder in Rom, Madrid oder sogar bei den French Open möglich.

Das wird Florian Mayer vermutlich nicht schaffen, aber seine einzigartige Spielweise führt ihn auch auf Sand zu konstanten Resultaten. Bei all den jungen Spielern, die dieses Jahr den Durchbruch geschafft haben, gilt es ein Auge auf Cedric Marcel Stebe zu behalten. Stebe ist ein talentierter Linkshänder, der sich mit sehr guten Resultaten auf der Challenger Tour, der zweiten Liga des Tennis, nach oben arbeitet und die richtige Spielweise besitzt, um ein wirklich guter Sandplatzspieler zu werden.

Teil II: Das Power-Ranking der Damen

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