Wie Rafa Roger leiden lässt...

Von Philipp Joubert
Roger Federer verlor im Viertelfinale von Monte Carlo gegen Jürgen Melzer
© Getty
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Power-Ranking - Damen:

1. Caroline Wozniacki

Seitdem Caroline Wozniacki sich als Spitzenspielerin etabliert hat, wird ihr vorgeworfen, in den wichtigen Momenten das Risiko zu scheuen und sich lieber auf ihre herausragende Defensive zu verlassen. Auch als sie bei den Australian Open im Halbfinale trotz Matchball gegen Na Li verlor und damit abermals am Ziel scheiterte, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, waren die Kritiker wieder zur Stelle.

Zwar hat die Dänin ihr Spiel immer noch nicht grundlegend geändert. Aber mit ihrer leicht veränderten Schlägerhaltung bei der Vorhand scheint sie gewillt zu sein, eher auf den Gewinnschlag zu gehen. Mit drei Turniersiegen hat sie zudem einen exzellenten Start in die Saison hingelegt. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als sie auf Sand meist früh gegen hart und präzise schlagende Gegnerinnen ausschied, dürfte sie 2011 um alle großen Titel mitspielen.

2. Victoria Azarenka

Kaum jemand ist so repräsentativ für die jungen Topspielerinnen wie Victoria Azarenka: Äußerst talentiert, aber viel zu unkonstant, omnipräsent auf Twitter, aber zu Plattitüden neigend in ihren Interviews. Daher waren die meisten Journalisten überrascht, als die Weißrussin beim wichtigen Turnier in Miami in aller Ausführlichkeit erklärte, dass sie in letzter Zeit in sich gegangen sei und endlich ihr wahres Potential ausschöpfen wolle. Prompt gewann sie das Turnier zum zweiten Mal in ihrer Karriere.

Bleibt die Frage, ob ihr jetzt im Gegensatz zum ersten Mal auch der Durchbruch in den Grand Slams gelingt. Zu wünschen wäre es der Tenniswelt, es gibt kaum jemand talentierteren, vor allem ihre Returns, aber auch ihre präzisen und harten Grundschläge sind oft unglaublich gut. Kann sie ihre Form der letzten Wochen konservieren, gewinnt sie nicht nur eines der großen Turniere in Stuttgart, Rom oder Madrid, sondern wird zur Favoritin für die French Open.

3. Francesca Schiavone

Keine Spitzenspielerin beherrscht so viele unterschiedliche Schläge wie Francesca Schiavone. Als die extrovertierte Italienerin letztes Jahr völlig überraschend die French Open gewann, erwarteten nicht wenige, dass sie ein "one tournament wonder" bleiben würde. Stattdessen hat sich die 30-jährige als Top-10-Spielerin etabliert.

Matches wie der Fünf-Stunden-Marathon gegen Svetlana Kuznetsova bei den Australian Open bestätigen darüber hinaus ihren Ruf als Spielerin, die ihr Herz auf dem Platz lässt. Vermutlich wird sie keinen der großen Titel in dieser Sandplatzsaison gewinnen, aber als Ereignis ist Schiavone auf Sand einzigartig.

4. Sam Stosur

Die Verliererin des letztjährigen French-Open-Finales hat die Niederlage gegen Francesca Schiavone scheinbar immer noch nicht verkraftet. Nachdem sie in den vorherigen Runden Justine Henin als Sandkönigin entthront und einen Matchball gegen Serena Williams abgewehrt hatte, ließ Schiavone die Australierin im finalem Match ihr Spiel nicht aufziehen. Dabei gibt es eigentlich keinen Grund für Selbstzweifel, denn Stosurs Spiel bringt alles mit, was die 26-Jährige benötigt, um auch in diesem Jahr wieder nach Sandtiteln greifen zu können.

Ihr Kick-Aufschlag könnte im Lehrbuch stehen, springt höher als bei den meisten Männern und erlaubt es ihr, viele Ballwechsel schnell mit ihrer effektiven Vorhand zu beenden. Trotz enttäuschender Ergebnisse in letzter Zeit wird sie daher auch in diesem Jahr einen der großen Titel gewinnen.

5. Kim Clijsters

Seit ihrem Comeback hat die Belgierin nur zwei Matches auf Sand bestritten, und auch in diesem Jahr werden nicht viele dazukommen. Zwar hat Clijsters immer wieder betont, dass sie die French Open gewinnen möchte, aber zeitgleich ließ sie in den letzten Wochen durchblicken, dass es ihr wie schon öfter an der Motivation für den ermüdenden Tennisalltag fehlt.

Dazu kommt eine auf der Hochzeit ihres Cousins zugezogene Bänder- und Kapselverletzung am Knöchel, die sogar das Aus für die French Open bedeuten könnte. Sollte Clijsters allerdings doch noch spielen, gehört sie auch ohne Vorbereitung zum Favoritinnenkreis. Schon vor ihrem Rücktritt war sie mit ihrer perfekten Mischung aus guter Defensive und ansprechendem Offensivspiel eine der besten Sandplatzspielerinnen.

Woman to watch - Agnes Szavay

Wie viele andere junge Spielerinnen hat die 22-jährige Ungarin noch nicht ansatzweise ihr Potential erfüllt. Als sie im Sommer 2007 den Durchbruch schaffte, war sofort klar, dass ihr Spiel wie geschaffen ist für den Sand. Ein guter Aufschlag und eine solide Vorhand komplettieren ein Spiel, das von einer an guten Tagen sensationellen Rückhand dominiert wird.

Mit dieser Rückhand kann sie nicht nur die auf Sand hoch abspringenden Bälle locker abwehren, sondern besitzt durch ihre Balance während des Schlages Ballverteilerqualitäten, die an Chris Evert erinnern. Für einen ganz großen Titel fehlen ihr die Konstanz und der Biss, aber sie kann mehr als nur eine Favoritin stolpern lassen.

Die Aussichten der Deutschen

Alles dreht sich im Moment um Andrea Petkovic, und das zu Recht. Nicht nur der Autor dieser Zeilen hat Anfang des Jahres unterschätzt, wie schnell die Darmstädterin ihr Spiel weiterentwickeln würde. Mit ihrer Spielübersicht und guten Grundschlägen gehört sie zu den vielen Spielerinnen, die in diesem Jahr eines der großen Vorbereitungsturniere oder sogar die French Open gewinnen können.

Zu den Favoritinnen zählt sie aber noch nicht. Sehr wichtig für ihr Selbstvertrauen war es, dass sie mit ihren Teamkolleginnen die ersatzgeschwächte US-Mannschaft im Aufstiegsspiel in die Fed-Cup-Weltgruppe besiegt hat. Hilfe bekam sie dabei von Julia Görges, die ihre Formkrise nach den Australian Open mit einem Viertelfinal-Einzug in Charleston endlich beenden konnte. Wie auch Sabine Lisicki wird es bei Görges nicht für ein ganz überragendes Resultat auf Sand reichen, aber Ausrufezeichen können beide mit ihrem druckreichen Spiel setzen.

Die WTA-Weltrangliste

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