Nach einer Windkante befand sich der Amerikaner vom Team Astana in der ersten Gruppe des Feldes und ließ seine beiden Teamkollegen Haimar Zubeldia und Jaroslaw Popowitsch Führungsarbeit verrichten.
Das Außergewöhnliche daran: Alberto Contador, der eigentliche Kapitän des Teams, saß in der zweiten Gruppe und hatte keine Chance mehr, an die Gruppe um Armstrong heranzukommen. Satte 41 Sekunden betrug der Abstand Contadors im Ziel auf den Amerikaner, der nun den dritten Rang im Gesamtklassement belegt und mit einem Schlag zur Nummer eins im Astana-Team aufgestiegen ist.Eine interessante Konstellation könnte nach der vierten Etappe entstehen. Sollte Astana beim Mannschaftszeitfahren siegen und dem Team Saxo Bank um den Mann in Gelb, Fabian Cancellara, mehr als 40 Sekunden abholen, dann könnte Lance Armstrong bereits am morgigen Dienstag das Maillot Jaune überstreifen.
Gelbes Trikot: So steht's in der Gesamtwertung
Cavendish: "Es ist mein Job, Etappen zu gewinnen"
Den Sieg auf dem 196,5 km langen Teilstück von Marseille nach La Grande-Motte holte sich wie am Vortag Cavendish, der im Schlussspurt einer 27-köpfigen Spitzengruppe triumphierte.
"Es ist mein Job, Etappen zu gewinnen", sagte Cavendish gewohnt cool und ergänzte: "In diesem Jahr will ich aber endlich mal in Paris ankommen. Natürlich wäre dann auch das Grüne Trikot ein großes Ziel für mich."
Grünes Trikot: So steht's in der Sprintwertung
Auch aus deutscher Sicht war die Etappe ein Erfolg. Mit Fabian Wegmann und Linus gerdemann vom Team Milram fuhren zwei Fahrer in die Top Ten.
Cavendishs deutscher Teamkollege Tony Martin gehörte der Fluchtgruppe, die sich 30 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt hatte, ebenfalls an und ist mit 33 Sekunden Rückstand auf Cancellara nun Zweiter.
Columbia mit Windkantentaktik
Trotz aller Turbulenzen begann die Etappe entspannt. Erst nach einer 160 km langen Bummelfahrt überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. Urplötzlich entstand zwischen dem Columbia-Zug und dem Peloton ein Loch.
"Ich habe nie eine Gruppe so plötzlich abreißen sehen wie heute. Wir waren eine Sekunde unaufmerksam und schon trat Columbia in die Pedale und war weg", schrieb Armstrongs Teamkollege Levi Leipheimer auf seiner Twitter-Seite.
Auch Columbia-Fahrer Michael Rogers konnte es nach dem Rennen gar nicht fassen: "In meinen ganzen zehn Jahren als Profi habe ich noch nie solch eine starke Teamleistung gesehen wie von uns heute. Das war grandios."
Armstrong: "Es ist einfach passiert"
Etwas weniger euphorisch sah Armstrong seinen Coup: "Ich hatte Popo (Jaroslaw Popowitsch; Anm. d. Red.) und Zubeldia in meiner Gruppe, aber keine anderen Favoriten im Gesamtklassement. Ich habe wertvolle Zeit gewonnen, die aber im Verlauf von drei Wochen eher unbedeutend ist."
Die Schlüsselszene der Etappe beschrieb der siebenfache Toursieger so: "Dass Contador zurückfällt, war nicht mein Ziel. Es war keine Attacke, es ist einfach passiert. Von mir war es gute Positionsarbeit, Erfahrung und Glück."
McQuaid: "Armstrong soll weiterfahren"
Unterdessen soll Armstrong nach dem Wunsch von Weltverbands-Präsident Pat McQuaid nach seinem Comeback noch eine weitere Saison im Sattel bleiben. "Ich würde es gerne sehen, wenn er auch 2010 fahren würde", sagte der Ire während der dritten Etappe.
McQuaid begründete seinen Standpunkt mit der großen Aufmerksamkeit für die von Doping-Spekulationen begleiteten Rückkehr des Rekordsiegers zur Tour: "Egal, was die Leute darüber denken, was er getan hat oder nicht, was nicht bewiesen ist - er bringt Medieninteresse. Vor dem Tour-Prolog in Monaco war eine Riesenschar Journalisten vor Ort. Das ist gut für die Tour de France und gut für den Radsport insgesamt."
Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:
Gesamtwertung: Fabian Cancellara (SAX)
Sprinter: Mark Cavendish (THR)
Bergwertung: Jussi Veikkanen (FDJ)
Bester Jungprofi: Tony Martin (THR)