Rath und Totilas krönen CHIO mit Weltklasse-Kür

SID
Matthias Rath machte auf Totilas beim CHIO in Aachen den Titel-Hattrick perfekt
© Getty

Matthias Rath und Totilas haben beim CHIO den Hattrick perfekt gemacht. Das Paar siegte in der Kür mit 82,825 Prozentpunkten und gewann den Großen Dressurpreis von Aachen.

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Als der Popstar Totilas die Schlusslinie auch noch ohne Wackler überstanden hatte, kreischten und pfiffen die Fans um die Wette. Matthias Rath verneigte sich, riss seinen Zylinder vom Kopf und schwenkte ihn durch die Luft.

Mit einem Schlag wich die Anspannung nach dem Sieg aus seinem Gesicht, Freude machte sich breit. Das Ziel war erreicht. Mit einer weiteren Weltklasse-Vorführung in der Kür (82,825 Punkte) hatte der 26-Jährige seine gelungene Premiere beim CHIO gekrönt.

Meyer gewinnt Großen Preis von Aachen

Große Freude herrschte auch bei Janne-Friederike Meyer. Der Springreiterin aus Schenefeld bei Hamburg gewann zum Abschluss den Großen Preis von Aachen und sorgte damit für den ersten deutschen Sieg nach Marcus Ehnings Triumph 2006 auf Küchengirl.

Meyer blieb mit ihrer Stute Lambrasco als einzige Reiterin in beiden Umläufen ohne Abwurf und feierte den größten Einzel-Erfolg in ihrer Karriere. Für den Sieg in der wichtigsten Prüfung des größten Reitturniers der Welt erhielt sie 110.000 Euro.

Zweiter wurde Europameister Kevin Staut aus Frankreich, der mit Silvana De Huis bei einem Abwurf in beiden Umläufen die beste Zeit im zweiten Umlauf hatte. Platz drei ging überraschend an Andreas Kreuzer (Steinfeld) aus dem Stall von Paul Schockemöhle mit Chacco-Blue.

Jubel pur gab es am Mittag im Lager von Totilas. Raths Stiefmutter Ann Kathrin Lisenhoff jubelte im Totilas-T-Shirt am Einritt. "Super! Ich bin stolz. Diese Nervenstärke kann man nicht lernen", sagte Linsenhoff, 1988 selbst Olympiasiegerin.

"Jetzt ist er Favorit für die EM", meinte Paul Schöckemöhle. Die Besitzergemeinschaft des Zehn-Millionen-Pferdes kann zufrieden sein. Der entscheidende Schritt im Projekt Totilas ist getan. Nur ein dreiviertel Jahr nach dem Reiter-Wechsel ist der Hengst zurück in der Weltspitze. Siegprämien, Deckeinsätze und Merchandising versprechen ein sattes Geschäft.

Mit Totilas zeigt sich die Sonne

Auch das Wetter spielte in der Kaiserstadt mit. Kaum waren Rath und Totilas in die Arena eingeritten, zeigte sich am Schlusstag erstmals die Sonne. Rath begann zur hymnischen Musik van DJ Paul van Dyk konzentriert, Unsicherheiten gab es bei den Einer- und Zweierwechseln.

"Solche Fehler treten auf. Es ist ja auch ein Tier dabei", sagte Schockemöhle. In der überarbeiteten Form hat das Paar die Kür zum ersten Mal im Wettkampf gezeigt.

Auch die weiteren deutschen Reiter zeigten am Schlusstag starke Leistungen. Christoph Koschel (Hagen a.T.W./79,700 Punkte) kam mit Donnperignon auf Rang fünf. Die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg/78,725) zeigte mit ihrem Nachwuchspferd El Santo eine beachtliche Vorstellung, erhielt aber zu wenig Punkte und wurde Sechste.

Rath und Totilas das Maß der Dinge

Zu Rath und Totilas sagte Werth: "Sie sind zurzeit das Maß der Dinge." Hinter Rath wurde Steffen Peters (USA/82,000) mit Ravel Zweiter, Dritte wurde Adelinde Cornelissen (Niederlande/81,775) mit Parzival.

"Unglaublich. Das war wirklich ein perfektes Turnier. Mehr geht nicht", ergänzte Rath erleichtert. Der studierte Betriebswirt war stolz: "Aachen war wie eine Weltmeisterschaft." Der Youngster hatte nicht nur seine Kritiker überzeugt, er wurde auf großer Bühne auch prompt von den Ringrichtern angenommen.

Dass am Ende noch ein paar Prozentpunkte zu den Weltrekorden von Edward Gal mit Totilas (86,458 in der Kür) fehlten, war nicht schlimm. Rath: "Wir sind ja noch in der Entwicklung."

5000 Besucher im ausverkauften Stadion

Die Begeisterung für Totilas war erneut riesig. 5000 Besucher sorgten für ein ausverkauftes Stadion. Die Zuschauer drängelten sich in Zehnerreihen am Abreiteplatzes und standen auf Bänken und Papierkörben, um einen Blick zu erhaschen. "Davon habe ich gar nicht viel mitgekriegt. Ich war sehr konzentriert", sagte Rath.

Auf die Frage, ob man im kommenden Jahr ins Fußball-Stadion ausweichen müsste, meinte Turnierdirektor Frank Kemperman: "Wir müssen uns in der Tat etwas überlegen. Die Dressur am Sonntag ist auch für 2012 bereits ausverkauft."

EM-Gold in Reichweite

Auch im deutschen Verband atmete man nach der gelungenen Premiere von Totilas auf. Nach zwei Pleite-Jahren ist bei der EM in Rotterdam (18. bis 21. August) Gold wieder in Reichweite gerückt.

In Rath, Werth und Koschel hat die Equipe drei starke Reiter. Den vierten Platz übernimmt Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill, nachdem sich Anabel Balkenhols Pferd Dablino in Aachen verletzt hatte. Balkenhol und Dablino bilden das erste Ersatzpaar.

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