Chaos in Texas: Monty wirft Titelchance weg

Von © Motorsport-Total.com
Jimmie Johnsons Auto war nach dem Crash nur noch Schrott
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Ein unglaubliches Texas-Rennen sah in Kurt Busch einen Millionensieger und in Jimmie Johnson einen Pechvogel - Mark Martin holt auf, Montoya crasht.

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Was für ein verrücktes Texas-Rennen! Alle Welt vermutete das ganz große Chase-Drama vor einer Woche in der gigantischen Windschattenschlacht von Talladega. Aber in Wirklichkeit war der Texas Motor Speedway der Schauplatz des bislang größten Playoff-Krimis der Sprint-Cup-Saison 2009, dessen Rennverlauf alles enthielt, was die NASCAR auszeichnet.

Die Dramaturgie des Dickies 500 konnte nicht spektakulärer ausfallen: Texas bedeutete gleichzeitig das Horror-Szenario für Titelfavorit Jimmie Johnson, das Ende aller Titelträume von Juan Pablo Montoya, eine wahre Achterbahnfahrt für Jeff Gordon und Mark Martin - und natürlich die Sprint-Cup-Show der Busch-Brothers Kurt und Kyle, die ein wahrhaft historisches Ende fand.

Benzin-Drama um Kyle Busch

Doch es war nicht Kyle Busch, der stolze 232 der 334 Runden in Front lag, und auf dem besten Weg dazu schien, zum ersten Mal in der 61-jährigen NASCAR-Geschichte an einem einzigen Wochenende alle drei Rennen der drei Top-Serien zu gewinnen. Nein, am Ende entpuppte sich Texas wieder einmal als ein handfester Benzinkrimi, dessen trauriges Opfer - unter anderem - der 24-Jährige wurde.

Drei Runden vor dem Rennende meldete der in Führung liegende Kyle Busch via Bordfunk, dass ihm der Sprit ausgegangen sei. Sein Toyota Camry rollte ohne Vortrieb einmal um das 1,5 Meilenoval und schaffte es gerade noch in die Boxengasse. Anschließend hatte seine Gibbs-Crew große Probleme, das Fahrzeug wieder in Gang zu bringen: Die bittere Pille: Statt eines vermeintlichen historischen Sieges wurde Kyle Busch nur als Elfter gewertet.

Sieg für Kurt Busch - eine Million US-Dollar nach Oklahoma

Das machte den Weg frei für Kurt Busch, der beim letzten Stopp unter Grüner Flagge zwei Runden später getankt hatte. Fast die gesamte Renndistanz duellierten sich die Gebrüder Busch auf der Rennstrecke nahe Fort Worth, doch am Ende agierte das sieben Jahre ältere Familienmitglied etwas routinierter - und hatte dazu auch die nötige Portion Glück.

Gleiches gilt übrigens für Michael McGee, einen 25-Jährigen aus Broken Bow im US-Bundesstaat Oklahoma, der erst am vergangenen Wochenende zum Dickies American Worker of the Year ernannt wurde. Sein Preis betrug 50.000 US-Dollar und in Texas die Chance auf eine Million US-Dollar! Ein wahrer Glückspilz, denn McGees Siegerwahl fiel am Samstag auf Kurt Busch.

Aber natürlich hatte das Dickies 500 auch seinen großen Pechvogel und der hieß Jimmie Johnson. Stattliche 184 Punkte betrug der Vorsprung des Hendrick-Piloten vor dem Texas-Wochenende. Diese vermeintlich sichere Distanz schmolz am Sonntagabend um nicht weniger als 111 Zähler zusammen. Zwei Rennen vor dem Saisonende herrscht im Titelkampf also plötzlich wieder Spannung, denn 73 Punkte sind für Johnson kein wirklich sanftes Ruhekissen mehr.

Horror-Tag für Johnson - Jeff Gordon verpasst die Chance

Alles geschah schon in der dritten Runde. David Reutimanns Waltrip-Toyota fuhr in Turn 2 auf der Innenbahn leicht in das Heck von Penske-Pilot Sam Hornish Jr. Der verlor kurzzeitig die Kontrolle über seinen Dodge, als just in dem Moment Jimmie Johnson auf der Außenbahn an diesem Duo vorbei fahren wollte. Hornish streifte den Johnson-Chevrolet, der daraufhin quer kam. Ein weiterer Treffer schickte den großen Titelfavoriten in die Innenbegrenzung.

Die Startnummer 48 erlitt natürlich erhebliche Schäden: Johnson berichtete auf seiner Fahrt zur Box von Aufhängungsproblemen, in der Garage wurden - unter anderem - eine komplett neue Frontpartie und eine neue Antriebswelle eingebaut. 68 lange Minuten dauerte die gesamte Reparatur. Doch Aufgeben gilt in der NASCAR auch in aussichtsloser Position nicht: Johnson holte immerhin noch Platz 38 und damit 15 zusätzliche Punkte.

Zum Zeitpunkt des Johnson-Crashs lag Pole-Setter Jeff Gordon in Führung. Virtuell hatte der 38-Jährige seinen Rückstand auf seinen Teamkollegen mit einem Schlag auf winzige 31 Punkte reduzieren können. Doch danach ging für Jeff Gordon in Texas einmal mehr fast alles schief.

Seine Hendrick-Crew verschlimmbesserte das Handling des Gordon-Chevys. Der Kalifornier fiel soweit zurück, dass ihn gegen Rennmitte nur eine Gelbphase vor der Überrundung des entfesselt fahrenden Kyle Busch rettete. Doch kurze Zeit später wurde Jeff Gordon in einen Crash verwickelt, der Juan Pablo Montoya aller Titelträume entledigte.

Auch Montoya crasht zur Halbzeit

Denn natürlich befand sich auch der Kolumbianer nach dem Johnson-Vorfall mit einem Schlag wieder im Bereich von nur 100 Punkten Rückstand. Doch Montoya konnte nicht vom Pech des Favoriten profitieren: In Runde 175 verlor er das Heck seines Earnhardt/Ganassi-Chevrolet, traf erst den Roush-Ford von Carl Edwards und anschließend die Mauer. Nach Platz 37 und 232 Punkten Rückstand hat sich das Kapitel Meisterschaft 2009 endgültig erledigt.

Jeff Gordon wiederum musste bei seinem Ausweichmanöver so stark einlenken, dass sein Hendrick-Chevrolet ebenfalls quer kam. Glück im Unglück: Er schlug zwar nirgends an, verlor aber viele Positionen und kam am Ende nur auf Platz 13 ins Ziel. Damit hat er in der Gesamtwertung nun 112 Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen Johnson.

Der Gesamtzweite kennt diese Position bestens: Mark Martin mühte sich 334 Runden lang nach Kräften, hatte im Rennverlauf aber niemals das Auto, um die so dominierenden Gebrüder Busch auch nur annähernd gefährden zu können. So blieb dem 50-jährigen NASCAR-Oldie nichts anderes übrig, als wenigstens um eine Top-5-Platzierung zu kämpfen.

Mark Martin verkürzt um 111 Punkte

Als es dann am Ende zum Benzinpoker kam, war der vierfache NASCAR-Vizechampion mit Blick auf die Gesamtwertung dazu gezwungen, ein sicheres Blatt zu spielen. Seine Hendrick-Crew beorderte ihn zum Tanken, was Mark Martin immerhin einen guten vierten Platz bescherte. Damit machte er mit einem Schlag 111 Punkte gegenüber Johnson gut.

Am kommenden Wochenende gastiert der NASCAR-Tross auf dem flachen Ein-Meilenoval von Phoenix, einer weiteren absoluten Spezialstrecke Johnsons. Gleiches gilt in der Wüste von Arizona jedoch auch für Mark Martin (-73) und Jeff Gordon (-112). Natürlich ist Johnsons Ausgangsposition nach wie vor hervorragend, doch Texas hat zumindest eines gezeigt: Der große Titelfavorit kann tatsächlich auch einmal Pech haben...

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