McMurray siegt, Überschläge für Martin und Co.

Von © Motorsport-Total.com
Ford-Pilot Jamie McMurray feiert ausgelassen seinen Sieg in Talladega mit Teambesitzer Jack Roush
© Getty

Jamie McMurray gewann ein am Ende chaotisches Talladega-Rennen - ein sehr defensiver Jimmie Johnson profitiert von zwei Massenkarambolagen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ein sehr ungewöhnliches Amp Energy 500 auf dem Talladega Superspeedway sah am Ende gleich zwei glückliche Sieger: Zum einen natürlich Jamie McMurray (Roush-Ford), der nach dem Juli-Rennen von Daytona 2007 zum ersten Mal wieder ein Sprint-Cup-Rennen gewann.

Zum anderen aber auch Jimmie Johnson, dessen achter Platz (später auf Platz sechs korrigiert, Anm. d. Red.) dazu führte, dass der Hendrick-Pilot seine Führung in der Gesamtwertung deutlich ausbauen konnte.

Das lag wiederum daran, dass seine Konkurrenz in zwei finale Massenkarambolagen verwickelt wurde. Unter anderem erwischte es dabei Mark Martin, Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya in einem klassischen "Big One" eine Runde vor dem Ende, der die Reihung einfror. Das so chaotische Talladega-Finale wurde anschließend unter Gelber Flagge beendet.

Newman von Sicherheitskräften geborgen

Diese Green-White-Chequered-Verlängerung war notwendig geworden, weil wenige Umläufe zuvor die beiden Stewart/Haas-Teamkollegen Tony Stewart und Ryan Newman aneinandergerieten, was Newman (36.) in einen äußerst haarigen Überschlag schickte.

Der Rocket-Man landete mit dem Dach voraus im Gras, und es dauerte sieben lange Minuten, bis er von den Sicherheitskräften unverletzt aus seinem Wrack geborgen werden konnte.

Ein ganz ähnliches Schicksal erlitt Martin, der bei dem Massencrash auf der Start-/Ziellinie ebenfalls einen Überschlag erdulden musste. Der 50-jährige NASCAR-Oldie blieb dabei glücklicherweise genauso unverletzt wie zuvor Newman.

Aber: Martin wurde als 28. gewertet, Montoya und Jeff Gordon landeten nur auf den Positionen 21 und 22. Johnson überstand hingegen beide Crashes schadlos und machte damit einen Riesenschritt in Richtung seines vierten NASCAR-Titels in Folge.

 

NASCAR stellt Bump Drafting unter Strafe

So Talladega-typisch das Finale war, so ungewöhnlich präsentierten sich die ersten 183 Runden. Grund waren massive Drohgebärden der NASCAR im Vorfeld, die ihre Wirkung zeigten: Zu aggressives Bump Drafting in den Kurven wurde unter Strafe gestellt.

Schon am Trainingsfreitag hatten die Offiziellen Michael Waltrip aus der Session genommen, da sein Waltrip-Toyota zu dicht an der Stoßstange von Johnsons Hendrick-Chevrolet klebte.

Die Folge am Rennsonntag war ein für Talladega-Verhältnisse ungewöhnlich vorsichtiges Single-File-Racing, was einige Piloten ganz einfach als "langweilig" bezeichneten.

Johnson mit extremer Disziplin

Die Titelkandidaten nutzten in dieser Phase beide klassischen Restrictor-Plate-Strategien. Jeff Gordon, Mark Martin und Juan Pablo Montoya hielten sich bevorzugt in der Nähe der Spitze auf, während Jimmie Johnson wieder einmal seine bereits aus den Vorjahren bekannte Defensiv-Variante zum Besten gab.

Der große Meisterschaftsfavorit sah sich das Renngeschehen mit einem komfortablen Sicherheitsabstand aus Positionen jenseits der 30 an.

Es war ein extrem disziplinierter Auftritt des Kaliforniers. 20 Runden vor dem Ende lag Johnson mit seiner Halbgas-Taktik noch auf Platz 31, erst zehn weitere Umläufe später begann er damit, sich vorzuarbeiten.

Als er dann die Gelbphase nach dem Newman-Crash dazu nutzte, seinen Chevy aufzutanken, und um Haaresbreite den Martin-Überschlag verfehlte, tauchte er wie aus dem Nichts in den Top 10 auf.

McMurray-Sieg nicht unverdient

In der Windschattenschlacht wechselte im Rennverlauf die Führung natürlich ständig. Insgesamt 27 der 43 Sprint-Cup-Piloten konnten sich fünf Bonuspunkte gut schreiben lassen.

McMurray tummelte sich dabei vor allem in der zweiten Rennhälfte munter an der Spitze und sammelte mit insgesamt 31 Führungsrunden auch fünf weitere Bonuspunkte. Insofern ist es durchaus legitim, den 33-Jährigen als einen verdienten Sieger zu bezeichnen.

Damit ist McMurray nach Matt Kenseth (Daytona und Fontana) 2009 erst der zweite Laufsieger aus der so starken Ford-Armada von Jack Roush.

McMurray verstärkt Verhandlungsposition für neuen Vertrag

Möglicherweise hat dieser Erfolg auch positive Auswirkungen für 2010, denn pikanterweise ist ausgerechnet McMurray derjenige, der als fünftes Rad am Roush-Wagen Ende 2009 gehen muss. Eine gerne kolportierte neue Station ist das Earnhardt/Ganassi-Team, wo er zum Teamkollegen Montoyas werden würde.

Vor dem Amp Energy 500 hoffte fast die gesamte NASCAR-Gemeinde, dass die Gesamtwertung noch einmal ordentlich durcheinander gewürfelt werden würde.

Das Johnson-Lager sah das so unberechenbare Talladega wiederum als brandgefährliches Abenteuer an. Doch es kam genau umgekehrt: Drei Rennen vor dem Saisonende besitzt Johnson nun satte 181 Punkte Vorsprung auf Mark Martin.

Johnson sogar vorzeitig Meister?

Bleibt diese Distanz auch nach Texas und Phoenix so, würde der Kalifornier als alter und neuer Champion zum Finale nach Homestead fahren. Hinter Jeff Gordon (-195 Punkte) arbeitete sich Montoya (-242) wieder auf Gesamtplatz vier nach vorne, weil Tony Stewart nach seiner Verwicklung in den Newman-Crash nur als 35. abgewunken wurde.

Neben Gordon, Montoya, Martin, Stewart und Newman erwischte es übrigens auch Denny Hamlin (38.), der seinen Gibbs-Toyota mit einem Motorschaden vorzeitig abstellen musste.

Kurt Busch (Penske-Dodge; 30.) wiederum erlebte früh einen Dreher und war später einer der Auslöser für den finalen Massencrash.

Ganz anders entwickelte sich die Situation für Kasey Kahne: An seinem Petty-Dodge musste am Samstag noch das Triebwerk gewechselt werden. Zu Beginn drohte Kahne sogar den Anschluss an den großen Pulk zu verlieren, doch als seine Crew die Probleme im Griff hatte, fuhr der 28-Jährige einen bärenstarken zweiten Platz nach Hause.

Viele gute Resultate kleiner Teams

Ähnliches gilt für Youngster Joey Logano: Der erst 19-jährige Gibbs-Pilot hielt sich aus allen Scharmützeln heraus und kam am Ende auf einen tollen dritten Platz.

Greg Biffle (Roush-Ford) überstand eine zwischenzeitliche Durchfahrtsstrafe und fuhr in Talladega als Vierter zum ersten Mal überhaupt in die Top 5, die Jeff Burton (Childress-Chevrolet) abrundete.

Michael Waltrip (Waltrip-Toyota) schlich sich mit der Johnson-Strategie auf Platz sechs vor einem weiteren Restrictor-Plate-Spezialisten: Elliott Sadler fuhr seinen brandneuen Petty-Ford auf Anhieb auf Rang sieben, obwohl auch er im Newman-Abflug einen Streifschuss erlitt.

Drei Rennen stehen noch aus

Hinter dem April-Sieger Brad Keselowski (Phoenix-Chevrolet; 9.) landete dessen Nationwide-Chef Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) wieder einmal in die Top 10.

Erfreulich war auch das Abschneiden zweier kleiner Sprint-Cup-Teams: Altmeister Bobby Labonte stellte den TRG-Chevrolet auf einen tollen 14. Platz.

Nicht untergehen sollte das bemerkenswerte Sprint-Cup-Debüt von Robert Richardson, der in seinem Baldwin-Toyota tatsächlich 17. wurde. Kommende Woche unternimmt der Sprint-Cup-Tross einen Abstecher nach Texas, nach Phoenix folgt in Homestead der Saisonabschluss 2009.

Werde in Empire of Sports zum Champion und gewinne tolle Preise!