Entfesseltes Alba schockt Barca

Ante Tomic und der FC Barcelona wurden von einem entfesselt spielenden Alba geschockt
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Mit einer unglaublich starken Teamleistung hat der deutsche Vizemeister Alba Berlin sein Auftaktspiel im Top 16 der Euroleague sensationell mit 80:70 gegen den haushohen Favoriten FC Barcelona gewonnen. Nach einem Horrorstart greifen die Maßnahmen von Sasa Obradovic perfekt - gleich fünf Berliner punkten zweistellig.

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In der ausverkauften O2 World erlebte Alba einen absoluten Horrorstart: Schon nach drei Minuten führte Barcelona mit 10:0. Doch einige Wechsel von Sasa Obradovic brachten die Wende, sodass sich die Berliner schnell zurückkämpfen konnten. Zur Pause lagen sie nur mit einem Punkt hinten, zwischenzeitlich hatten sie sogar schon geführt.

Im dritten Viertel brachen dann alle Dämme, Alba erlaubte nur 8 Punkte und drehte seinerseits richtig auf. Die Berliner erspielten sich eine zweistellige Führung, die sie bis zum Ende nicht mehr hergeben sollten, und machten die riesengroße Sensation vor dem frenetischen Publikum perfekt.

Topscorer bei Alba waren Reggie Redding, Jamel McLean und Leon Radosevic, die jeweils 16 Punkte erzielten. Redding und McLean steuerten zudem noch jeweils 8 Rebounds dazu. Alex Renfroe und Cliff Hammonds (beide 11) punkteten ebenfalls zweistellig.

Topscorer der Partie war Barcas Marcelinho Huertas (23 Punkte), der von seinem Team aber nicht genug Unterstützung bekam. Der deutsche Nationalspieler Tibor Pleiß zeigte eine enttäuschende Leistung, in 9 Minuten Spielzeit verfehlte er alle drei Würfe und beendete die Partie ohne Punkt. Abgesehen von 4 Rebounds gelang ihm nichts Zählbares.

Die Reaktionen:

Sasa Obradovic (Coach Alba): "Ich bin wirklich glücklich und stolz auf mein Team. Wir hatten einen sehr schlechten Start, aber dann haben wir gemerkt, dass wir auf ihrem Level spielen können und sie bei 70 Punkten gehalten. Wenn wir mehr Rebounds holen als der Gegner, haben wir immer eine Siegchance. Jeder Sieg im Top 16 ist toll und gegen einen so starken Gegner ist es noch besser."

Xavi Pascual (Coach Barcelona): "Gratulation an Alba. Sie waren heute das bessere Team. Im zweiten Viertel haben wir die Kontrolle verloren und Berlin hat das ausgenutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir nicht gut verteidigt."

Albas Gruppe E: Ein Knaller nach dem anderen

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die gute Nachricht zuerst: Bei Alba kehrt Topscorer Jamel McLean nach überstandenem Magen-Darm-Infekt zurück und steht neben Reggie Redding, Cliff Hammonds, Niels Giffey und Leon Radosevic in der Starting Five. Bei den Gästen ist überraschenderweise Neuzugang Edwin Jackson direkt Starter. Zudem beginnen Marcelinho Huertas, Deshaun Thomas, Justin Doellman und Ante Tomic.

3.: Was für ein Horrorstart für Alba! Während die eigenen Angriffe allesamt versiebt werden, bekommen Tomic, Doellman und Thomas allesamt ziemlich einfache Punkte am Korb. Bei 10:0 für Barca hat Obradovic genug gesehen und nimmt die erste Auszeit.

8.: Wird das jetzt mal eine Initialzündung? Redding hat den Ball im Break, steigt zum Leger hoch und wird dabei noch von Satoransky gefoult. Den Bonus-Freiwurf setzt er allerdings daneben. 19:7 für die Gäste.

10.: Es geht doch! Hammonds und Radosevic spielen ein perfektes Pick'n'Roll, sodass der Center einen freien Leger am Korb bekommt und auf 16:23 verkürzt. Die Berliner haben sich ins Spiel gefightet.

14.: Bittere Szene: Renfroe verfehlt einen Leger, allerdings haben er und Radosevic noch zwei Chancen zum Tip-In. Sie verfehlen jedoch beide, Tomic schnappt sich den Rebound - und Hezonja schließt per Dunk ab. 31:24, Barca.

17.: Wer hätte das nach dem Start für möglich gehalten? Radosevic trifft einen Jumper von der Baseline - und auf einmal führt Alba! 33:31.

24.: Stark, wie die Berliner hier kämpfen! McLean schnappt sich einen Offensiv-Rebound und spielt ihn raus auf Renfroe. Der sieht Hammonds - und der versenkt den Dreier. 46:44 für Alba!

26.: Jetzt dreht Redding auf! Erst per Leger samt And-1, dann per Jumper aus der Mitteldistanz. Alba führt auf einmal mit 7 Punkten - und diesmal nimmt Pascual die Auszeit.

32.: Jetzt wird es interessant. Barca kommt mit einer Zonenverteidigung aus der Viertelpause und stellt sich damit zunächst gut an. Außerdem trifft der bis dahin völlig indisponierte Doellman einen Dreier - die Führung schmilzt wieder auf 10.

34.: So antwortet man auf eine Zone - per Dreier! Redding rotzt den Ball aus der Ecke rein, danach gibt es wieder Manndeckung - und die nutzt McLean für einen Spin-Move inklusive Layup und And-1! Die Sensation ist zum Greifen nah.

38.: Überragend, dieser Renfroe! Nach einem weiteren Dreier führt Alba mit 80:65, das müsste es gewesen sein!

Alba Berlin vs. FC Barcelona: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Im Prinzip wuchsen in diesem Spiel fast alle Albatrosse über sich hinaus. Hervorzuheben sind allerdings Leon Radosevic und Alex Renfroe. Der Center zeigte eine überragende Partie - zumal er es beinahe das ganze Spiel über mit dem viel größeren Ante Tomic zu tun hatte. Defensiv war es ganz stark, wie er dem Gegner beim Pick'n'Roll immer wieder die Passwege zumachte. Offensiv zog er den besten Rim-Protector der Katalanen mit seinem Midrange-Jumper raus aus der Zone. Renfroe war wiederum derjenige, der mit seinem Speed und seiner Aggressivität hauptverantwortlich dafür war, dass sich Alba aus dem Graben des frühen Rückstands befreien konnte.

Der Flop des Spiels: Justin Doellman. Der Forward war in der Vorrunde Topscorer bei Barca und ist üblicherweise extrem zuverlässig. Gegen Alba gelangen ihm zwar immerhin 10 Punkte - allerdings war er über weite Strecken des Spiels überhaupt nicht zu sehen. Er fand auch abseits vom Scoring keine Möglichkeit, das Spiel positiv zu beeinflussen. Aber machen wir uns nichts vor: Abgesehen von Huertas hätte man hier fast jeden Spieler nennen können.

Das fiel auf:

  • Alba war zu Beginn der Partie überhaupt nicht auf dem Court. Vor allem offensiv war den Berlinern der Respekt vor Ante Tomic sehr anzumerken - um nicht geblockt zu werden, versuchten sie es vor allem mit schrägen Floatern, von denen aber partout keiner fallen wollte. In den ersten sechs Minuten war ein Dreier von Alex Renfroe der einzige Treffer überhaupt!
  • Obradovic reagierte prompt - und beorderte schon früh die komplette Starting Five auf die Bank. Die Ansage war klar: Der Trainer war mit Einsatz und Energie seiner Starter unzufrieden. Ein Zug, der aufging, denn nach einigen Minuten spielte Alba viel mutiger und vor allem fokussierter in der Defense. Die Folge: Barcas bis dahin perfekt funktionierende Offense kam zum Erliegen und das zunächst schockierte Publikum wachte wieder auf.
  • Die Katalanen kamen mit der physischen Spielweise der Berliner stellenweise nicht gut klar und verfielen in hastige Aktionen. So kam es allein im zweiten Viertel zu fünf Ballverlusten. Am Ende waren es 14 - und das bei nur 12 Assists. Normalerweise ist das Verhältnis zwischen Assists und Ballverlusten eine der Stärken des spanischen Meisters.
  • Barca hatte klare Größenvorteile - Tomic und Tibor Pleiß sind gefühlt mindestens einen Kopf größer als jeder Berliner. Das macht folgende Statistik umso beeindruckender: Die Albatrosse gewannen das Rebound-Duell, und das sogar richtig deutlich (39:30). Das spricht Bände über den Einsatzwillen der Berliner - und die Pomadigkeit der Katalanen.
  • Barcas Offense lebte fast komplett von Marcelinho Huertas' Scoring. Das hatte aber auch damit zu tun, dass Obradovic defensiv vor allem versuchte, dem Point Guard die Anspielstationen zu nehmen. So kam der zwar zu 23 Punkten, an Spielern wie beispielsweise Doellman oder Thomas lief dafür aber fast alles vorbei. Eine Rechnung, die Berlins Coach mit Sicherheit gerne in Kauf nahm.

Der Spielplan im Überblick