Gegen Legenden, Jungstars und Zocker

Von Max Marbeiter
Die Bayern gehen mit Schaffartzik (M.) in ihre erste Euroleague-Saison, Bamberg ist erfahrener
© imago
Cookie-Einstellungen

Bayerns Gruppe C

Galatasaray Liv Hospital Istanbul: 23 Jahre vergingen, ehe der einstige türkische Serienmeister vergangene Saison endlich wieder die nationale Meisterschaft feiern durfte. Überhaupt geht es für Galatasaray in den vergangenen Jahren stetig nach oben - mit der vorläufigen Endstation Euroleague. Nach einem Zwischenstopp im Eurocup vergangene Saison kehrt Gala nun auf die ganz große Bühne zurück. Für Playmaker Carlos Arroyo wohl mit ein Grund, seinen Vertrag in Istanbul zu verlängern. Angesichts der tragenden Rolle des Puerto Ricaners beim Titelgewinn die vielleicht wichtigste Personalie Galas. Ähnliche Bedeutung könnte der Verpflichtung Nathan Jawais zukommen. Trotz seiner Reservistenrolle bei Barcelona Regal war der Australier auch vergangene Saison der beste Per-Minute-Rebounder der Euroleague (12,04 in 40 Minuten) und zog mit den Katalanen zudem ins Final Four ein. Allein Jawais Präsenz wird gegnerischen Guards und Big Men Respekt einflößen, seine Erfahrung aus Barcelona dem Team guttun. Ansonsten setzt Galatasaray mit Vorliebe auf türkische Spieler, was speziell der Ausländerregelung in der heimischen Liga geschuldet ist.

Player to Watch: Carlos Arroyo. In zehn Jahren NBA hat der Puerto Ricaner mit Stationen in Toronto, Denver, Utah, Detroit, Orlando, Miami und Boston einiges gesehen. Vergangene Saison führte er Gala mit 13,4 Punkten und 4,4 Assists pro Spiel zur türkischen Meisterschaft. Zudem kennt er die Euroleague aus seiner Zeit bei Maccabi Tel Aviv.

Montepaschi Siena: Veränderungen waren angesagt bei Italiens Serienmeister. Head Coach Luca Banchi wechselte zum nationalen Konkurrenten nach Mailand, Euroleague-Topscorer Bobby Brown nach China. Nach unten korrigiert werden die Ziele in Siena dennoch nicht. Schließlich erreichte der Klub zuletzt sechs Mal in Serie die Top16, in vier Anläufen sogar die Playoffs. Auch vergangene Saison deutete nach einem 5:0-Start in die Top16 einiges auf den nächsten Run auf das Final Four hin. Sieben Niederlagen aus den nächsten neun Partien beendeten jedoch jegliche Träumereien. Umso fokussierter wird Siena mit seinem neuen Coach Marco Crespi die Gruppenphase angehen. Zumal der Kader trotz Browns Abgang weiterhin einige Qualität besitzt und punktuell ergänzt wurde.

Player to Watch: Daniel Hackett. Der Guard geht ausgeruht in die Saison, nachdem er die EuroBasket aufgrund von Achillesproblemen abgesagt hat. Wozu er, sofern fit, zu leisten im Stande ist, hat Hackett spätestens mit seinem Finals-MVP-Titel in Italien unter Beweis gestellt. Doch auch auf internationalem Parkett weiß der 25-Jährige mit seinem vielseitigen Spiel regelmäßig zu überzeugen.

Olympiakos Piräus: Was gibt es über den Champion noch zu sagen? Zwei Mal in Folge ging Olympiakos als krasser Außenseiter ins Final Four, zwei Mal lagen sie im Finale fast aussichtslos zurück, nur um sich am Ende doch die Krone zu schnappen. Piräus besitzt das oft besungene Herz eines Champions und mit Vassilis Spanoulis einen der besten Basketballer des Kontinents. Spanoulis war mit seinen herausragenden Leistungen dann auch maßgeblich an den beiden Comebacks gegen Moskau und Real verantwortlich. Ob es in dieser Saison zum Hattrick reicht, ist indes unklarer denn je: Mit Kostas Papanikolaou wechselte der beste Nachwuchsspieler der vergangenen Saison nach Barcelona. Auch Energizer Pero Antic verließ den Klub und schloss sich Dennis Schröders Atlanta Hawks an. Auf der anderen Seite ging Olympiakos auch in den vergangenen Jahren nie als Favorit in die Saison, nannte nie das talentierteste Roster sein Eigen. Das Ende ist bekannt.

Player to Watch: Vassilis Spanoulis. Was für die griechische Nationalmannschaft gilt, trifft auch auf Piräus zu. Ist Spanoulis in Form, ist alles möglich. Erwischt der Guard aber einen schwachen Abend, beginnen die Probleme. Nur wenige können ein Spiel gerade in der Offense derart intensiv beeinflussen, wie der Euroleague-Final-MVP von 2012 und 2013. Einmal heiß gelaufen, ist Spanoulis nicht zu stoppen.

Stelmet Zielona Gora: Mit dem polnischen Meister haben die Bayern beim Vorbereitungsturnier in Mulhouse bereits erste Erfahrungen gemacht. Und die waren durchaus positiv. Das 92:77 war deutlich, sollte vor dem Auftakt am Freitag aber nicht als Ruhekissen dienen. Denn im Vorbeigehen wird auch der vermeintlich leichteste Gruppengegner nicht zu besiegen sein. Die fehlende internationale Erfahrung der Polen dürfte nicht gerade von Vorteil sein. Schließlich feiert auch Gora in diesem Jahr sein Euroleague-Debüt. Anders als die übrigen Gruppengegner verfügt man nicht über die großen Namen. Der erste nationale Titel der Vereinsgeschichte gibt zwar Auftrieb, dürfte die fehlende Qualität am Ende aber nicht kompensieren können.

Player to Watch: Lukasz Koszarek. Der Point Guard stieß erst im März zum Team, hatte dann aber großen Anteil an Goras Titel. Koszarek gilt als Floor General, der aus dem Pick-and-Roll heraus sowohl auf den abrollenden Big Man ablegen, als auch selbst abschließen kann. Zudem debütierte er mit Gdynia bereits vergangene Saison in der Euroleague.

Unicaja Malaga: Die Voraussetzungen sind herausragend. Struktur, Organisation, Fans, Halle. Malaga bringt alles für ein absolutes Topteam mit. Einzig der große Erfolg blieb zuletzt aus. In der heimischen Liga verpasste man zum zweiten Mal in Folge die Playoffs, in der Euroleague war nach den Top16 Schluss. Um die eigenen Ressourcen besser zu nutzen, wurde Joan Plaza zum neuen Head Coach ernannt. Und der bekommt direkt einiges an Power unter den Körben zur Verfügung gestellt. Mit Vladimir Stimac wechselt einer der besten Eurocup-Center der vergangenen Saison von Banvit nach Malaga. Hinzu kommen Nik Caner-Medley sowie der von Real verpflichtete Rafael Heitsheimeir - nicht zu vergessen, Spaniens Big-Man-Legende Fran Vazquez. Carlos Suarez (Real) und Jayson Granger (Estudiantes Madrid) verleihen dem Team zusätzliche Tiefe. Ob das genügt, um an die glorreichen Zeiten, als Malaga mit Jorge Garbajosa den spanischen Pokal (2005) und die spanische Meisterschaft (2006) gewann, anzuknüpfen, muss sich zeigen. Dennoch ist das mit Veteranen gespickte Team nicht zu unterschätzen.

Player to Watch: Fran Vazquez. Der Center ist seit seinem Wechsel aus Barcelona der wohl größte Name im Kader der Andalusier. Mit den Katalanen gewann er alles, was es im europäischen Basketball zu gewinnen gibt und war 2009 zudem bester Shotblocker der Euroleague.

Fazit: Die Bayern haben eine interessante, weder einfache noch unlösbare Gruppe erwischt. Mit Olympiakos und Siena stehen die Favoriten fest, dahinter wird es jedoch interessant. In Sachen Erfahrung und Qualität haben Malaga und Galatasaray sicherlich Vorteile gegenüber den beiden Neulingen, mit einem Svetislav Pesic an der Seitenlinie und dem runderneuerten Kader sind die Bayern aber durchaus für die eine oder andere Überraschung gut. Ein Platz unter den ersten Vier und damit der Einzug in die Top16 ist keinesfalls utopisch.

Seite 1: Bambergs Gruppe B

Seite 2: Bayerns Gruppe C