Schenk: Polarisierung von Ost und West beendet

SID
Der ehemalige Zehnkämpfer Christian Schenk (l.) gewann 1988 in Seoul die Goldmedaille
© getty

Für Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk haben die jüngsten Veröffentlichungen über systematisches Dopen im Sport der Bundesrepublik Deutschland auch einen politischen Effekt.

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Die "Süddeutsche Zeitung" hatte über neue Anzeichen für organisiertes Doping und entsprechende Rückendeckung durch staatliche Stellen seit Beginn der Siebziger Jahre in Westdeutschland geschrieben.

"Die Polarisierung Ost kontra West ist jetzt beendet. Jetzt zeigt sich deutlich, dass der Sport auf beiden Seiten politisch benutzt wurde", sagte der Olympiasieger von 1988 der Welt am Sonntag und forderte, "dass derlei Dinge aufgezeigt und vermeintliche Stars womöglich entzaubert werden, um den Hochleistungssport wieder glaubhafter zu machen".

Trömer: "Absolut scheinheilig"

Uwe Trömer, anerkanntes Dopingopfer und Vorstandsmitglied im Dopingopfer Hilfeverein DOH, meinte zu den Ergebnisses der Studie. "Spätestens jetzt sollten alle aufhören, sich die Augen zu verkleistern und zu sagen, Gedopte seien Ausnahmen", sagte Trömer.

Den ehemaligen Radsportler Trömer überraschte das Ausmaß nicht: "Wir wissen ja schon seit Jahren, dass natürlich auch in Westdeutschland Doping angewandt worden ist. Was mich aber eher wundert, ist, wie mit dieser Art Aufarbeitung umgegangen wird. Es wurden extra Wissenschaftler beauftragt, ein System zu enthüllen - und nun werden sie geblockt bei ihrer Veröffentlichung. Das ist aus meiner Sicht absolut scheinheilig."

Die SZ hatte ihren Bericht am Samstag auf die bislang unveröffentlichte Studie "Doping in Deutschland" der Humboldt-Universität (HU) Berlin gestützt. Die HU zeige, dass "im westdeutschen Sport in einem erschreckenden Umfang und mit einer kaum glaublichen Systematik gedopt" worden sei, hieß es.