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Rookie Watch IV: Die Problematik mit Jabari Smith Jr. - warum der Big Man der Houston Rockets noch kein Bust ist

Von Robert Arndt
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Die Rookie Watch beschäftigt sich diesmal mit Jabari Smith Jr. Der Nr.3-Pick spielt bei den Houston Rockets eine enttäuschende Saison, sodass einige den Youngster bereits als Bust abstempeln. Ist das fair?

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Man kann es gar nicht oft genug wiederholen. Für Rookies ist es enorm wichtig, in welche Situationen sie in ihren neuen Teams kommen. Ein neues Beispiel: Jabari Smith Jr. bei den Houston Rockets. Der Big Man wurde im Sommer mit dem dritten Pick gezogen, doch nach einer schwachen Summer League und einem Katastrophen-Start in die Saison ist es ruhig um den einst als Top-Pick gehandelten Smith geworden.

Auf den ersten Blick hat der 19-Jährige auch wenig Argumente. Eine Quote von 38,3 Prozent bei mindestens 10 Wurfversuchen pro Spiel gab es für einen Spieler seiner Größe (2,09 Meter) noch nie, dazu zählt der Rookie zu den ineffizientesten Spielern der kompletten Liga. Dabei galt doch der Wurf als die große Stärke, nur 29 Prozent von Downtown malen aber ein anderes Bild. Dagegen waren seine Schwächen beim Abschluss schon auf dem College offensichtlich, daran hat sich wenig geändert (nur 46,7 Prozent aus dem Zweierbereich).

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Dennoch schlummert in der Theorie ein guter und auch recht seltener Spieler in Smith. Diese lautet: Ein Shot Creator, der mit seiner Länge über Verteidiger werfen kann, gut am offensiven Brett arbeitet und langfristig als Switch-Verteidiger auch als Small-Ball-Fünfer agieren kann.

Das Problem: Houston weiß im Moment wenig mit dem neuntjüngsten Spieler der NBA anzufangen, wie selbst Coach Stephen Silas indirekt zugab. "Er ist jung und sucht noch seinen Platz", sagte der Coach gegenüber Antscape. "Er ist tough und reibt sich defensiv auf, obwohl er wenig Unterstützung bekommt. Wir laufen auch keine Plays für ihn."

Und genau dieser letzte Satz sagt viel über die Rockets aus, welche derzeit die schlechteste Bilanz der Liga aufweisen. Mehrere Medienvertreter sprechen von einem "Zirkus", wenn sie über die Texaner sprechen, nirgendwo sonst soll die "Team Culture" so schlecht wie in Houston sein. Nach dem Abgang von Eric Gordon tummeln sich gleich elf Spieler im Kader, die maximal 23 Jahre alt sind. Die Veteranen heißen Boban Marjanovic und Willie Cauley-Stein, nun ja ...

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Entsprechend sieht es dann auf dem Feld aus. Mit Kevin Porter Jr. und Jalen Green ist der Backcourt mit zwei schießwütigen Guards bestückt, die beide keine guten Passgeber sind. Zuletzt wurde deshalb mehr über Alperen Sengün gelaufen, der ebenfalls ein guter Shot Creator ist. So ist Smith beinahe zwangsläufig nur die vierte oder fünfte Option, da es bessere Play Maker im Kader gibt.

Und defensiv? Es ist bislang auch keine Offenbarung, aber in einer Starting Five voller Defensiv-Allergiker macht Smith sogar noch einen brauchbaren Eindruck. Eine wirklich faire Evaluation ist wegen dieses miesen Rockets-Teams aber kaum möglich. Natürlich fehlen noch die Kilos, damit der Rookie tatsächlich als Fünfer eingesetzt werden kann und bisweilen sieht er als Flügelverteidiger noch verloren aus, doch das ist für die meisten Frischlinge ganz normal.

Jabari Smith: Seine Stats für die Houston Rockets

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Saison5930,011,838,329,17,11,0
seit 16.01.1630,911,437,120,37,11,1
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In Rockets-Kreisen sorgte dazu ein Foto von der Rising Stars Challenge für Aufsehen, als Smith neben Sengün deutlich größer als der Türke (er ist mit 2,11 Meter gelistet) wirkte. Womöglich hatte der 19-Jährige noch einmal einen Wachstumsschub und ist nun ein echter 7-Footer. Bei seiner Mobilität und seinem Skillset ist das nicht zu unterschätzen, man erinnere nur an Giannis Antetokounmpo.

Nun wird Smith kein zweiter Giannis, abschreiben sollte man den Big Man nach 60 durchwachsenen Spielen aber nicht. Houston ist kein gutes Pflaster für ihn, so bald wird sich daran leider auch nichts ändern. Sengün hat bereits seine Duftmarke gesetzt und ist der beste Spieler in Houston und dann wabert über allem noch die Chance, in gut drei Monaten Victor Wembanyama zu ziehen, falls die Rockets in der Lottery das Glück auf ihrer Seite haben.

Smith und die Rockets, das war noch keine gute Partnerschaft. Ein Tapetenwechsel würde gut tun, realistisch ist das momentan aber nicht.

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Honorable Mentions:

  • Jalen Duren (Detroit Pistons), C, 13. Pick
  • Tari Eason (Houston Rockets), F, 17. Pick
  • A.J. Griffin (Atlanta Hawks), F, 16. Pick
  • Jaden Ivey (Detroit Pistons), G, 5. Pick
  • Jeremy Sochan (San Antonio Spurs), F, 10. Pick
  • Jabari Smith Jr. (Houston Rockets), F/C, 3. Pick
  • Mark Williams (Charlotte Hornets), C, 15. Pick

Ein Shoutout geht an dieser Stelle an Mark Williams, der nach dem Trade von Mason Plumlee zu den Clippers endlich die Starterrolle in Charlotte übernommen hat. Seitdem er startet, legt der Ex-Dukie 12 Punkte und 10 Rebounds im Schnitt auf. Dazu sind die Hornets sogar ein seriöses Defensiv-Team, wenn Williams spielt (D-Rating: 110).

Williams hat mit einer Wingspan von 2,31 Meter und einer Standing Reach von 2,97 (!!) Meter alle Tools für einen guten Beschützer des Korbs und zeigte auch Ansätze am Perimeter wie hier gegen Trae Young. Wir wollen mehr von dem Jungen sehen! Nun aber zu den Top 5 ...

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Platz 5: KEEGAN MURRAY (Sacramento Kings), F, 4. Pick

Letzte Platzierung: 5

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Saison5929,812,144,841,44,61,2
seit 16.01.1932,512,748,143,36,41,6

Der Nr.4-Pick fliegt womöglich etwas unter dem Radar, dennoch passt der Forward wie die Faust aufs Auge ins Team der Kings. Er braucht nicht unbedingt den Ball, kann aber Closeouts attackieren und ist ein sicherer Dreierschütze. Nach Kevin Huerter nimmt Murray in Sacramento die meisten Distanzwürfe (6,0) und trifft diese so gut bei kein anderer Rookie oder Spieler bei den Kings (41,4 Prozent). In bisher 15 Partien traf er mindestens vier Dreier, nur sechsmal blieb der Forward ohne Erfolgserlebnis von draußen.

Murray liefert damit genau das, was sich die Kalifornier von diesem Pick erwartet haben. Sie entschieden sich zum Beispiel gegen einen Jaden Ivey, der womöglich mehr Upside anzubieten hatte und drafteten einen Spieler, der mit 22 Jahren sofort NBA-ready und ein wichtiger Komplementärspieler auf dem Flügel ist.

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Platz 4: JALEN WILLIAMS (Oklahoma City Thunder), F, 12. Pick

Letzte Platzierung: 4

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Saison5829,412,851,133,34,23,1
seit 16.01.1832,215,351,541,54,93,6

Wer weiß, wie lange Shai Gilgeous-Alexander den Thunder fehlen wird, aber wenn OKC noch eine Chance aufs Play-In haben möchte, dann muss neben Josh Giddey auch Jalen Williams mehr Verantwortung übernehmen. Gegen Sacramento deutete der Combo-Guard zumindest mit 27 Punkten und 8 Assists an, dass er durchaus mehr machen kann. Überhaupt ist laut Cleaning the Glass OKC nur bei einem Net-Rating von -1, wenn Williams alleine (also ohne SGA oder Giddey) auf dem Feld steht.

Das ist für den Rookie ein starker Wert und zeigt seine Vielseitigkeit. Er funktioniert als Slasher neben den beiden Stars, kann aber auch eine brauchbare Offense anleiten. Darin liegt sein Wert, ähnlich wie bei Murray. Williams ist keine erste Option, kann sich aber anpassen und findet durch gute Fundamentals immer wieder Wege, um zu einfachen Punkten zu kommen. Dass er sich seinen Mitteldistanzwurf jederzeit selbst kreieren kann, ist ein wichtiger Bonus. Eine Quote von 38 Prozent ist zwar nicht berauschend, doch der Wurf selbst sieht sehr sauber aus. Über die Jahre sollte er sich hier steigern.

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Platz 3: BENNEDICT MATHURIN (Indiana Pacers), F, 6. Pick

Letzte Platzierung: 2

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Saison6428,016,942,832,44,11,4
seit 16.01.2027,816,144,329,64,61,4

In unserem Ranking rutscht Mathurin zwar ab, dennoch gibt es wenig Grund zur Sorge. Zuletzt sah der Dreier wieder besser aus (ja, die Quote bleibt verheerend), doch da der Kanadier 38 Prozent auf dem College von Downtown traf, handelte es sich vermutlich nur um eine kalte Phase. Stattdessen attackierte der Forward wieder mehr, gerade in Transition, das macht ihn wertvoll. Kombiniert man beides, steckt in Mathurin ein verdammt guter NBA-Spieler.

Man stelle sich nur vor, wie Mathurin mit 23, 24, 25 Jahren aussehen wird. Er hat die Power, hat den Wurf, nun gilt es, die Nuancen der NBA zu lernen und ein besseres Gefühl für das Spiel zu entwickeln. Noch zu oft wird die Brechstange rausgeholt, es gibt weiterhin zu viele schlechte Würfe mit wenig Hoffnung auf Erfolg. Wir bleiben aber optimistisch, da Mathurin eben auch an der Seite von Tyrese Haliburton spielt. Der hat sich zu einem der besten Floor Generals der NBA entwickelt und wird dafür sorgen, dass Mathurin die richtigen Würfe bekommt.

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Platz 2: WALKER KESSLER (Utah Jazz), C, 22. Pick

Letzte Platzierung: 3

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Saison6021,88,270,98,02,2
seit 16.01.1727,710,969,211,12,7

Seit Beginn des neuen Kalenderjahres ist Kessler der beste Rookie dieser Klasse und womöglich könnte er das Rennen um den Award noch einmal eng machen. Es ist absolut erstaunlich, dass der Center auch mit steigender Spielzeit weiterhin abliefert. Sein Argument für den Rookie of the Year ist, dass kein anderer Neuling so massiv Einfluss auf das Spiel nimmt, weswegen ihn die Advanced Stats weiterhin lieben und als besten Rookie ansehen.

Schon jetzt ist Kessler einer der besten Beschützer des Rings, wie diese Statistik von Analytics-Guru Seth Partnow zeigt (sorry, Moe Wagner). Die Jazz haben damit nicht nur die Minnesota Timberwolves komplett gemolken, sondern in der gleichen Transaktion ihren Center der Zukunft gefunden, der deutlich günstiger und jünger als ein gewisser Rudy Gobert ist. War das absehbar?

Vermutlich nicht, allerdings war Kessler keine Unbekannte, schließlich spielte er auf dem College an der Seite von Jabari Smith Jr. und überragte auch dort als elitärer Shotblocker. Wir zitieren aus unserem Draft-Profil: "7,1 Blocks pro 40 Minuten sind unerhört, folgerichtig hat der Center die beste Block-Rate seit 14 Jahren. Selbst Anthony Davis, der für Kentucky einst alles abräumte, kam nicht auf solche Zahlen. Kessler erinnert ein wenig an Roy Hibbert, der es ebenso verstand, seine Arme vertikal zu halten, wenn ein Gegenspieler auf ihn zukam." Dazu kommt, dass Kessler fast nie in Foulprobleme gerät, dafür aber gleich zehn Spiele mit mindestens 4 Blocks aufweisen kann.

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Platz 1: PAOLO BANCHERO (Orlando Magic), F, 1. Pick

Letzte Platzierung: 1

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Saison5633,719,741,927,16,63,6
seit 16.01.1932,816,937,916,46,63,2

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Banchero nachgelassen hat, zumindest was die nackten Zahlen betrifft. Rockets-Fans verweisen gerne darauf, dass die Quoten des Magic-Forwards zuletzt Smith Jr. ähneln, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Banchero agiert zwar wenig effizient, sammelt aber weiter jede Menge Punkte an der Freiwurflinie und ist für Orlando kaum zu ersetzen.

Die Wurfauswahl ist teils noch zu ambitioniert, von draußen geht in den letzten Wochen nichts. Was ihn von Smith aber deutlich unterscheidet, ist sein weiter ausgezeichnetes Passspiel und die Fähigkeit eine Offense zu führen. Das ist bisweilen noch holprig, doch es ist kein Zufall, dass Orlandos Offense gewaltig stockt, wenn er und Franz Wagner nicht auf dem Feld stehen - selbst wenn die Magic mit Cole Anthony und Markelle Fultz wieder mehr Alternativen für den Spielaufbau zur Verfügung haben.

Letztlich ist Banchero aber weiter der klare Favorit auf den Award. Es müsste schon einiges passieren, dass Kessler den Magic-Star noch überflügelt.

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