French Open, Tag 1: Aus für Otte und Niemeier - Favoritin Sabalenka gewinnt brisantes Auftaktmatch

Von SID
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Mit Jule Niemeier und Oscar Otte mussten gleich am ersten Tag der French Open in Paris zwei deutsche Hoffnungen die Segel streichen. Mitfavoritin Aryna Sabalenka gewann ein brisantes Match gegen Marta Kostjuk aus der Ukraine. Zwei Topstars im Herrenfeld taten sich zum Auftakt schwer.

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Enttäuschender deutscher Auftakt in Roland Garros: Oscar Otte und Jule Niemeier haben auch auf der roten Asche von Paris nicht zu ihrer Form gefunden und früh die Segel gestrichen. In Runde eins der French Open verlor Otte gegen den russischen Grand-Slam-Debütanten Alexander Schewtschenko in vier Sätzen, Niemeier verpasste trotz ordentlicher Leistung die Überraschung gegen die an Nummer neun gesetzte Russin Darja Kassatkina.

"Im Moment fehlt es eigentlich an allem. Es reicht einfach nicht", sagte Otte im Anschluss an das 5:7, 6:4, 1:6, 6:7 (2:7) sichtlich frustriert - und auch Niemeier durfte sich ärgern. Beim 3:6, 4:6 gegen die Favoritin agierte die Dortmunderin auf Augenhöhe, verzweifelte aber immer wieder am eigenen Aufschlag und kassierte nicht weniger als acht Breaks.

"Es ist schwer, ein Match zu gewinnen, wenn man seinen eigenen Aufschlag nicht hält", haderte Niemeier, die aus der Box von Ex-Profi Andrea Petkovic unterstützt wurde. "Das gibt einem sehr viel Energie, es tut gut, so jemandem im Team dabei zu haben."

Doch auch Petkovic und die "Jule, Jule"-Sprechchöre der Pariser Nachtschwärmer, mit denen die 23-Jährige immer wieder angefeuert wurde, halfen letztendlich nicht - Niemeier verpasste im zweiten Anlauf in Roland Garros erneut den Einzug in die zweite Runde. Im Anschluss an ihr Grand-Slam-Debüt bei den French Open im vergangenen Jahr hatte die Dortmunderin als Wimbledon-Viertelfinalistin und mit ihrem Achtelfinaleinzug bei den US-Open für Furore gesorgt. 2023 läuft es für die 23-Jährige jedoch noch überhaupt nicht rund.

French Open - Otte "zwischen Weltklasse und Kreisklasse"

Wie auch bei Otte, der zuvor vor dem gut gelaunten Publikum auf Nebenplatz acht von Anfang nicht in die Partie gefunden hatte. Immer wieder wuchtete der Kölner seine Vorhandschläge von der Grundlinie ins Aus und gab trotz eines zwischenzeitlichen Aufbäumens folgerichtig den ersten Satz ab.

Im Anschluss bewegte sich die Partie weiter auf überschaubarem Niveau. Auch Schewtschenko, der in Österreich lebt und sein allererstes Grand-Slam-Match bestritt, war die Nervosität zeitweise anzumerken. Mit zunehmender Spieldauer schüttelte er diese aber mehr und mehr ab und wies Otte schließlich in die Schranken.

"Er ist immer für Überraschungen gut, aber die Konstanz fehlt", urteilte Eurosport-Experte Boris Becker über Otte: "So ein bisschen zwischen Weltklasse und Kreisklasse." Otte hatte zuletzt 2019 in Roland Garros die erste Runde überstanden.

Mitfavoritin Aryna Sabalenka hatte Stunden zuvor einen emotionalen Auftakt erlebt. Ihre ukrainische Gegnerin Marta Kostjuk verweigerte der Belarussin erwartungsgemäß den Handschlag. Anschließend kritisierte Kostjuk, die für die Aktion von Teilen des Publikums ausgebuht wurde, Sabalenka dafür, sich nicht klar genug gegen den Krieg in der Ukraine zu positionieren.

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French Open: Ukrainerin Kostjuk wird vom Publikum ausgepfiffen

Kein Handschlag am Netz und Buhrufe von den Rängen: Das brisante Erstrundenduell zwischen Marta Kostjuk aus der Ukraine und Mitfavoritin Aryna Sabalenka aus Belarus bei den French Open in Paris endete vor allem für die Verliererin emotional.

Kostjuk wurde nach dem 3:6, 2:6 vom Publikum ausgepfiffen. Immerhin zeigte Sabalenka Verständnis für die Haltung ihrer Gegnerin. "Sie hat es nicht verdient, den Platz so zu verlassen. Ich verstehe, warum sie uns nicht die Hand geben", sagte die Australian-Open-Siegerin über die Proteste einiger ukrainischer Spielerinnen.

Auch Kostjuk war im Anschluss irritiert vom Pariser Publikum und seiner Reaktion auf die Verweigerung des Handschlags nach Spielende. "Ich möchte sehen, wie Menschen in zehn Jahren reagieren, wenn der Krieg vorbei ist", sagte sie. "Ich bin sehr sicher, dass die Reaktion in Wimbledon anders ausfallen wird."

Die in Kiew geborene Kostjuk ist eine scharfe Kritikerin der Tennisverbände für deren Umgang mit Profis aus Russland und dem belarussischen Verbündeten nach der Invasion in die Ukraine. Und auch ihre Gegnerin vom Sonntag sieht sie weiterhin kritisch: "Ich respektiere sie nicht. Sie sagt niemals, dass sie sich persönlich gegen den Krieg ausspricht. Man sollte die Fragen ändern, die man diesen Spielerinnen stellt", sagte die 20-Jährige.

Kostjuk reagierte damit auf die Aussagen Sabalenkas wenige Minuten zuvor, als die Weltranglistenzweite erklärt hatte: "Wenn wir den Krieg irgendwie stoppen könnten, würden wir es tun. Aber leider liegt es nicht in unseren Händen. Niemand in dieser Welt, kein russischer oder belarussischer Athlet unterstützt den Krieg", sagte die 25-Jährige.

"Sie sollte erstmal für sich selbst sprechen. Und dann für die anderen. Ich kenne Tennisspieler, die den Krieg unterstützen", konterte Kostjuk. "Sie ist bald vielleicht die Nummer eins der Welt. Sie könnte eine wichtige Message senden, in dem sie die Stimme erhebt."

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French Open: Tsitsipas und Rublev mit holprigem Start

Der Weltranglistenfünfte Stefanos Tsitsipas hat sich zum Auftakt in Paris überraschend schwer getan. Gegen den Tschechen Jiri Vesely gewann der 24-Jährige am Sonntag mit 7:5, 6:3, 4:6, 7:6 (9:7) - er steht damit zum sechsten Mal in Folge in Runde zwei des Sandplatz-Grand-Slams.

Im Anschluss musste auch der zweite Top-Ten-Spieler, der am Sonntag in Roland Garros aufschlug, über vier Sätze gehen. Der Russe Andrey Rublev (25/Nr. 7) setzte sich aber letztlich mit 6:1, 3:6, 6:3, 6:4 gegen Laslo Djere aus Serbien durch.

"Nach dem zweiten Satz war ich ein bisschen zu ruhig. Ich hatte nicht mehr dieselbe Energie", sagte Rublev im Anschluss: "Dann habe ich mich aber wieder gefangen und konnte das Match entscheiden."

Tsitsipas hatte auf dem Court Philippe Chatrier mit seinem Kontrahenten, der aufgrund einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung bis auf Weltranglistenrang 445 abgerutscht ist, mehr Probleme als erwartet. Im vierten Satz wehrte der Grieche vier Satzbälle ab und siegte schließlich nach 3:13 Stunden. In Runde zwei trifft Tsitsipas auf den Spanier Roberto Carballes Baena.

Der Paris-Finalist von 2021 zählt in Roland Garros auch dieses Jahr zum erweiterten Favoritenkreis - ebenso wie Monte-Carlo-Sieger Rublev. Beide warten noch auf ihren ersten Grand-Slam-Titel.

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French Open: Zverev hat keine Lust auf "dumme Kommentare"

In Paris will Zverev ab Dienstag den lang ersehnten Befreiungsschlag landen - und nebenbei seine prominenten Kritiker verstummen lassen.

"Die Experten geben teilweise ziemlich dumme Kommentare ab", sagte Zverev. Er wolle sich nicht sagen lassen, dass er "nie wieder an der Spitze spielen werde. Ich werde beweisen, dass das nicht stimmt. Ich weiß, wie ich meine Ziele erreichen kann."

Ihre Zweifel an Zverev äußerten vor dem Turnierstart allerdings gleich drei frühere Wimbledonsieger. Boris Becker riet zum "Holz hacken". Michael Stich fehlt beim Olympiasieger aus Hamburg die "Freude am Spiel". Und John McEnroe sieht Zverev gar "auf dem Tiefpunkt" angekommen.

Durch die schwere Knöchelverletzung 2022 im Halbfinale, sagte McEnroe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, habe Zverev "alles verloren: Selbstvertrauen, Weltranglistenpunkte, seine Ranglistenposition. Das macht seine Situation noch schlimmer." Noch vor einem Jahr "schien er drauf und dran, Nadal in Roland Garros zu bezwingen", so McEnroe. Heute bietet sich ein anderes Bild.

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French Open: Djokovic spricht über Nadals Absage

Novak Djokovic hat mit Bedauern auf das nahende Karriereende seines großen Rivalen Rafael Nadal reagiert. "Als er ankündigte, dass er seine letzte Saison spielen wird, hatte ich das Gefühl, dass auch ein Teil von mir mit ihm geht", sagte der Serbe vor Beginn der French Open in Paris.

Der 14-malige Titelträger Nadal wird in Roland Garros aufgrund einer Hüftbeugerverletzung erstmals seit 19 Jahren nicht aufschlagen und plant, seine Laufbahn 2024 zu beenden. "Das hat mich dazu gebracht, über meine eigene Karriere nachzudenken und darüber, wie lange ich noch spielen will. Ich war auch ein bisschen emotional bei dem, was er gesagt hat", erklärte Djokovic, der gemeinsam mit Nadal Grand-Slam-Rekordsieger ist.

In Paris peilt der 36-Jährige Titel Nummer 23 und damit den alleinigen Rekord an. "Es ist kein Geheimnis, dass einer der Hauptgründe, warum ich noch spiele, darin besteht, Rekorde zu brechen und Tennisgeschichte zu schreiben", sagte Djokovic. Es sei extrem motivierend und inspirierend, wenn "Geschichte auf dem Spiel steht".

Als ärgsten Konkurrenten in den kommenden zwei Wochen hat der zweimalige Paris-Sieger den Spanier Carlos Alcaraz ausgemacht. "Er ist die Nummer 1 der Welt und hat in dieser Saison große Titel auf Sand gewonnen", so Djokovic: "Im Moment ist er also der größte Favorit, ungeachtet der Tatsache, dass er einen Grand-Slam-Titel hat und ich 22."

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French Open: "Lucky Loser" Hanfmann doch in Paris dabei

Yannick Hanfmann steht nun doch in der ersten Runde der French Open in Paris. Nach seiner Niederlage in der Qualifikation am Freitag rückte der 31-Jährige als "Lucky Loser" für den Franzosen Benjamin Bonzi nach. Er trifft in seinem Auftaktmatch auf den Brasilianer Thiago Monteiro.

Damit gehen in Roland Garros nun achte Deutsche an den Start. Neben Hanfmann stehen in Jan-Lennard Struff (Warstein), Alexander Zverev (Hamburg), Daniel Altmaier (Kempen) und Oscar Otte (Köln) fünf Teilnehmer im Hauptfeld der Männerkonkurrenz. Bei den Frauen sind Tatjana Maria (Bad Saulgau), Jule Niemeier (Dortmund) und Anna-Lena Friedsam (Neuwied) dabei.

Hanfmann hatte vor seiner Niederlage im Qualifikationsfinale gegen den Schweden Elias Ymer (3:6, 4:6) eine starke Sandplatzsaison gespielt. In Rom schlug er zwei Top-Ten-Spieler und zog ins Viertelfinale ein, ehe er am späteren Sieger Daniil Medvedev scheiterte.

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French Open, Tag 1: Die Top-Matches im Überblick

  • Frauen

Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis/Uhrzeit
Aryna Sabalenka (BLR/2)Marta Kostjuk (UKR)6:3, 6:2
Maria Sakkari (GRE/8)Karolina Muchova (CZE)6:7, 5:7
Jule Niemeier (GER)Daria Kasatkina (RUS/9)3:6, 4:6
Jessica Pegula (USA/3)Danielle Collins (USA)6:4, 6:2
  • Männer

Spieler 1Spieler 2Ergebnis/Uhrzeit
Alexander Shevchenko (RUS)Oscar Otte (GER)7:5, 4:6, 6:1, 7:6
Stefanos Tsitsipas (GRE/5)Jan Vesely (CZE)7:5, 6:3, 4:6, 7:6
Karen Khachanov (RUS/11)Constant Lestienne (FRA)3:6, 1:6, 6:2, 6:1, 6:3
Andrey Rublev (RUS/7)Laszlo Djere (SRB)6:1, 3:6, 6:3, 6:4
Hubert Hurkacz (POL/13)David Goffin (BEL)6:3, 5:7, 6:4, 2:6, 6:4
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