Bollwerk dank zwei Ex-Spielern des FC Bayern München! Wie Yann Sommer und Benjamin Pavard Inters Erfolgslauf prägen

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Inter Mailand eilt in der italienischen Serie A in Richtung Meistertitel: Das liegt auch an zwei Neuzugängen vom FC Bayern. Yann Sommer, den man in München nicht mehr wollte. Und Benjamin Pavard, der aus München unbedingt weg wollte.

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Einzelkritiken für Fußballer erscheinen in Italien gerne wie kleine Gedichte - ist das noch Journalismus oder schon Lyrik? Yann Sommer beispielsweise habe "den Ball wie ein kleiner Roboter dirigiert", schrieb die Tuttosport über die Leistung des Keepers von Inter Mailand beim 1:0-Sieg im Spitzenspiel gegen Juventus Turin am Sonntag.

Für klein hielt man Sommer beim FC Bayern bekanntlich auch gerne, für einen Roboter eher weniger. Die Münchner hatten Sommer im Winter als Ersatz für den verletzten Stammkeeper Manuel Neuer verpflichtet, glänzen konnte der Schweizer fortan aber nur selten. Nach wochenlangen Diskussionen über seine Körpergröße verkauften ihn die Münchner schließlich für 6,75 Millionen Euro an Inter, obwohl Neuer zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit war.

Kritik und Turbulenzen beim FC Bayern seien "nicht spurlos" an Sommer vorbeigegangen, sagte er dem Schweizer SRF im Herbst: "Damit umzugehen, hat mich extrem weitergebracht." In Italien genieße er nun die "etwas andere, sehr leidenschaftliche Mentalität". Bei Inter erlebt Sommer einen neuerlichen Frühling.

Im Alter von 35 Jahren avancierte er zum statistisch besten Keeper Europas. 14-mal behielt er in der aktuellen Serie-A-Saison bereits eine weiße Weste, öfter als jeder andere Torwart der Top-5-Ligen. Bestwert (bei mindestens fünf Einsätzen) ist auch seine Quote von 83,61 Prozent gehaltener Schüsse. Neuer kommt in der Bundesliga nur auf sechs Spiele ohne Gegentor und eine Quote von 67,57 Prozent.

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Zehn Gegentore in 22 Spielen: Inter Mailand baut auf eine starke Verteidigung

Diese Werte implizieren nicht nur Sommers Spitzenklasse, sondern auch Inters generell starke Abwehrarbeit: In 22 Ligaspielen kassierten die Mailänder erst zehn Gegentore. Nach dem 1:0-Sieg gegen Verfolger Juve beträgt der Vorsprung an der Tabellenspitze vier Punkte, dazu hat Inter noch ein Spiel in der Hinterhand.

In der Champions League trifft die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi im Achtelfinale auf Atletico Madrid. Ende Januar gewann sie bereits den umstrittenen Supercup in Saudi-Arabien. Das Finale gegen die SSC Napoli endete wie das Derby d'Italia gegen Juve selbstverständlich auch mit 1:0. Dieses italienischste aller Ergebnisse mag Inter aktuell besonders gerne. Die letzten drei Pflichtspiele gewann Inter allesamt mit 1:0.

Entscheidenden Anteil am Siegtor gegen Juve hatte ein weiterer ehemaliger Münchner: Benjamin Pavard. In Kooperation mit Marcus Thuram verleitete der 27-jährige Verteidiger aus Frankreich Juves Federico Gatti bei einer Flanke zum Eigentor. Inzaghi attestierte Pavard "ein großartiges Spiel". Und was meint die Tuttosport? Pavard agierte "mit dem Flair eines Champions", er spielte "goldene Bälle" und "in der Verteidigung machte er alles perfekt". Kurz: "Gesegnet sei der Tag, an dem Inzaghi darum bat, alles auf seine Verpflichtung zu setzen."

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Benjamin Pavard macht bei Inter Mailand Milan Skriniar vergessen

Nach einem vierjährigen Triumphzug mit dem FC Bayern drängte Pavard monatelang auf einen Abschied aus München. Weil sein Vertrag 2024 ausgelaufen wäre, verkaufte ihn der FC Bayern kurz vor Transferschluss schließlich für 30 Millionen Euro an Inter. Endlich in der "Heimat der Verteidiger" angekommen, wie Pavard die Serie A nannte.

Seine Hinrunde verlief auch aufgrund eines längeren Ausfalls mit einer Patellasehnenluxation noch durchwachsen, in den vergangenen Wochen überzeugte Pavard aber im Dreier-Abwehrverbund mit Francesco Acerbi, Alessandro Bastoni oder Stefan de Vrij. Bei Inter erfüllte sich sein großer Wunsch, nur mehr als Innenverteidiger zu spielen. Auch, weil es in Inzaghis 3-5-2-System keinen klassischen Rechtsverteidiger gibt.

Genau wie Sommer kann auch Pavard mit einer herausragenden Statistik aufwarten: Er gewann in dieser Saison 65,08 Prozent seiner Zweikämpfe. Da kommt keiner der drei Bayern-Innenverteidiger Dayot Upamecano, Min-Jae Kim und Matthijs de Ligt ran. So überzeugend tritt Pavard auf, dass der langjährige Abwehrchef Milan Skriniar laut Gazzetta dello Sport nur mehr "eine ferne Erinnerung" ist.

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Inter Mailand: Erfolgslauf trotz großem Transferplus

Skriniar tat im Sommer das, was der FC Bayern bei Pavard unbedingt vermeiden wollte: Er wechselte ablösefrei und zwar zu Paris Saint-Germain. Es war nicht der einzige prominente Abgang. Mit Keeper Andre Onana, Mittelfeldmotor Marcelo Brozovic und den Stürmern Edin Dzeko und Romelu Lukaku verließen darüber hinaus weitere Schlüsselspieler den letztjährigen Champions-League-Finalisten.

Eingekauft wurde abgesehen von Pavard unterdessen am Schnäppchen-Markt, insgesamt erwirtschaftete Inter ein Transferplus von 58,2 Millionen Euro. Das macht den aktuellen Erfolgslauf umso erstaunlicher. Neben Sommer und Pavard spielt von den Neuzugängen nur Stürmer Marcus Thuram eine tragende Rolle. Ansonsten glänzt der Rest vom letztjährigen Fest.

Serie A: Die aktuelle Tabelle

PlatzKlubSpieleToreDifferenzPunkte
1Inter Mailand (P)2251:104157
2Juventus Turin2336:142253
3AC Mailand2346:271949
4Atalanta Bergamo2240:221839
5AS Rom2340:261438
6FC Bologna2229:22736
7SSC Neapel (M)2232:26635
8AC Florenz2231:25634
9Lazio Rom2225:23234
10FC Turin2220:19132
11CFC Genua 1893 (N)2324:26-229
12AC Monza2321:28-729
13US Lecce2324:33-924
14Frosinone Calcio (N)2331:44-1323
15Sassuolo Calcio2228:41-1319
16Udinese Calcio2323:37-1419
17Hellas Verona2321:32-1118
18Cagliari Calcio (N)2321:42-2118
19FC Empoli2315:36-2118
20US Salernitana2319:44-2513
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