Trent Alexander-Arnold, der Prototyp: Weltklasse auf zwei Positionen

Von Oliver Maywurm
Alexander-Arnold-1600
© getty

Im Topspiel der Premier League war Trent Alexander-Arnold eine der prägenden Figuren. Und fast hätte er seine beiden Rollen perfekt vereint.

Cookie-Einstellungen

Es waren die zwei wohl spektakulärsten Szenen des an Höhepunkten nun wahrlich nicht armen Premier-League-Gipfeltreffens zwischen dem FC Liverpool und dem FC Arsenal am Samstagabend: Der Treffer der Reds zum 1:1 und Liverpools Beinahe-Siegtor, das die Schlussviertelstunde einläutete.

Bei beiden Szenen mittendrin: Trent Alexander-Arnold. Sein perfekt getimter Pass aus der eigenen Hälfte genau in den Lauf von Mohamed Salah schickte den Ägypter auf die Reise zum 1:1. Und später fehlten dann nur Zentimeter und Alexander-Arnold wäre zum Matchwinner avanciert, als er freistehend vor Arsenal-Keeper David Raya fast alles richtig machte, ihm am Ende dann aber doch die Latte im Weg stand.

Wäre Alexander-Arnolds Abschluss im Tor gelandet, hätte er die Partie gegen die Gunners zu so etwas wie dem Prototyp seiner Hybrid-Rolle gemacht, die er seit einiger Zeit bekleidet.

Alexander-Arnold-16001
© getty

Trent Alexander-Arnold und seine Rolle beim FC Liverpool: Spielgestalter in Ballbesitz

Der 25-Jährige ist bekanntlich nicht mehr der reine Rechtsverteidiger, als der er sich einen Namen machte. Im gegnerischen Ballbesitz agiert er zwar weiterhin rechts in der Viererkette. Hat Liverpool selbst den Ball, rückt Alexander-Arnold aber ins Mittelfeldzentrum und gibt den Spielgestalter aus der Tiefe.

Genau das tat er auch vor dem Treffer zum 1:1. Etwa 35 Meter vor dem eigenen Tor kam er zentral an den Ball, schaute hoch und spielte trotz des Drucks von Gabriel Jesus einen Pass, den man besser nicht spielen kann. "Es fühlt sich gut und natürlich an", sagte Alexander-Arnold bei The Athletic über seine neue Rolle. "Die Position öffnet das ganze Feld für mich. Ich bin in der Lage, den Spielfluss zu diktieren."

Und das tat er auch gegen Arsenal immer wieder sehr gut und gab das Tempo vor. Speziell seine Fähigkeit, abgefangene Bälle unmittelbar in eine durchdachte Aktion nach vorne umzuwandeln, fiel dabei ins Auge. "Wahrscheinlich kann ich mich in der Mitte besser entfalten", betont Alexander-Arnold dazu passend.

Alexander-Arnold-16003
© getty

Das Beste aus zwei Welten: Wie Trent Alexander-Arnold beim FC Liverpool glänzt

Zusätzlich dazu, dass er seine strategischen Fähigkeiten nun besser ausleben kann, ist Alexander-Arnold aber auch in seiner gewohnten Funktion als Rechtsverteidiger weiterhin stark. Gegen den im Eins-gegen-Eins so furiosen Gabriel Martinelli sah er gegen Arsenal häufig gut aus, der Brasilianer wurde in der zweiten Halbzeit nicht ohne Grund von Mikel Arteta ausgewechselt. Zudem gefiel Alexander-Arnolds defensives Stellungsspiel.

"Wir lassen ihn dort spielen, wo wir ihn für am besten halten", sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp zuletzt, als es darum ging, welche denn nun Alexander-Arnolds optimale Position sei. "Er ist als Rechtsverteidiger zu einem der erfolgreichsten Spieler in der jüngeren Vergangenheit des FC Liverpool geworden. Und er wurde auch als Rechtsverteidiger zum Premier-League-Spieler."

Was Alexander-Arnold als Rechtsverteidiger auszeichnet, ist auch sein Tempo. Jenes Tempo, das er vor seiner riesigen Chance auf das Siegtor gegen Arsenal so eindrucksvoll zeigte.

Rund 70 Meter legte Alexander-Arnold dabei im Vollsprint zurück und erkannte schnell, wie aussichtsreich die Lage bei jenem Konter war. Schließlich liefen die Reds nach einer Ecke der Gunners zu fünft auf nur noch einen Arsenal-Verteidiger zu. Alexander-Arnold erhielt schließlich den letzten Pass von Mohamed Salah, setzte seinen Abschluss an die Latte und versäumte es damit knapp, Liverpool über Weihnachten an die Tabellenspitze der Premier League zu hieven.

"Ja, ich glaube, der Ball ist etwas versprungen, als ich ihn traf", erklärte Alexander-Arnold nach dem Spiel bei Sky Sports, betonte aber auch: "Es ist eine dieser Chancen, aus denen man ein Tor machen muss."

Alexander-Arnold-Klopp-1600
© getty

Trent Alexander-Arnold beim FC Liverpool: Auf einem neuen Level

Die vergebene Großchance vom Samstagabend ändert aber natürlich nichts daran, dass Alexander-Arnold sein Spiel in den vergangenen Monaten auf ein neues Level gehoben hat - und die veränderte Rolle ist der Hauptgrund dafür.

Bereits vergangene Saison hatte Klopp Alexander-Arnold bei Ballbesitz ins Mittelfeld beordert. Das Liverpooler Eigengewächs sah darin "meine Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, wozu ich fähig bin. [...] Das war es, wonach ich gesucht hatte. Eine Evolution für mich."

Zwar wisse er nicht genau, was seine beste Position ist. Und doch verhärtet sich der Eindruck immer mehr, dass Alexander-Arnolds Karriere mit seiner Hybrid-Rolle eine neue Dimension erhält.

Gary Neville, Manchester-United-Legende und heute TV-Experte, sagte kürzlich, dass Liverpool in Alexander-Arnold einen "David Beckham oder Kevin de Bruyne auf der Rechtsverteidigerposition" habe.

Und Ex-Reds-Star Steve McManaman lobte kürzlich bei SPOX und GOAL: "Trent hat definitiv das Talent dazu, im zentralen Mittelfeld zu spielen. Sein Passspiel ist unglaublich, damit muss er sich in der Premier League vor niemandem verstecken."

 

Artikel und Videos zum Thema