Kylian Mbappé führt Paris Saint-Germain und Real Madrid an der Nase herum: Der mächtigste Spieler der Welt

Von Mark Doyle / Patrik Eisenacher
Kylian Mbappé
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Kylian Mbappé führt mit Paris Saint-Germain und Real Madrid aktuell nicht nur zwei Top-Klubs an der Nase herum - er bestimmt auch, was auf dem Transfermarkt passiert.

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Im Gegensatz zu fast allen anderen Spielern und Verantwortlichen von Paris Saint-Germain war Kylian Mbappé während des Ligue-1-Spiels gegen Lorient am Samstag gut gelaunt. Während alle um ihn herum im Parc des Princes frustriert zusahen, wie der Meister versuchte und letztlich daran scheiterte, die Mannschaft zu knacken, die in der letzten Saison Zehnter geworden war, riss Mbappé auf der Tribüne Witze mit Neuzugang Ousmane Dembélé. Warum auch nicht? Das Spiel hat erneut bewiesen, wie wichtig er für PSG ist.

Am Vortag hatte PSG-Trainer Luis Enrique noch erklärt, dass er auf eine Einigung in Mbappés Vertragsstreit mit Klub-Boss Nasser Al-Khelaifi - doch der neue Coach betonte: "Die Philosophie dieses Klubs ist ganz klar: Der Klub steht über allem und ich teile diese Philosophie zu 100 Prozent."

Zweifelsohne bewundernswerte Worte von Luis Enrique - aber in diesem Fall einfach nicht zutreffend. Die Ereignisse der letzten Tage haben bewiesen, dass Kylian Mbappé größer als Paris Saint-Germain ist. Im Moment ist er wahrscheinlich sogar der mächtigste Spieler der Welt.

Kylian Mbappé
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Kylian Mbappé weiß, dass er sich bei PSG alles erlauben darf

Am Morgen, nachdem jeder hatte erkennen können, wie ein PSG-Team ohne Mbappé aussieht, verkündete der Klub, dass der Star nun mit offenen Armen wieder aufgenommen wird.

Für Beobachter von außen hätte dies wie eine bemerkenswerte Wende aussehen können. PSG hatte schließlich Mbappé endlich die Stirn geboten. Als ein Brief, in dem der Spieler seine Absicht mitteilte, den Verein im Jahr 2024 zu verlassen, auf mysteriöse Weise an die Presse gelangte, bestand Al-Khelaifi darauf, dass Mbappé sich noch vor dem Ende des Transferfensters einen neuen Verein suchen müsse. PSG hatte verständlicherweise nicht die Absicht, den wertvollsten Spieler der Welt im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren.

Die Lage eskalierte danach derart, dass PSG kurzerhand Mbappé-Poster im und um das Stadion abhängte, den Verkauf seines Trikots im Fanshop einstellte und dann das Totschlagargument brachte und behauptete, dass ein ablösefreier Abgang Mbappés zu einer "Entlassungswelle" im Klub führen würde.

Der Verein nahm sogar ein Angebot von Al-Hilal aus Saudi-Arabien für Mbappé an, um ihn unter Druck zu setzen. Mbappé weigerte sich jedoch, über den Transfer auch nur zu sprechen. Und warum? Weil er es kann. Er ist der Gefragte, der Spieler, der alle Trümpfe in der Hand hält - und er weiß das. Er ist ein junger Superstar, der seinen eigenen Wert kennt - vor allem für einen Klub wie PSG.

Kylian Mbappé
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Kylian Mbappé: Der PSG-Eckpfeiler

Al-Khelaïfi hat Mbappé nicht umsonst letztes Jahr zum "Eckpfeiler des Vereins" ernannt und ausgemacht. Die Pariser sind völlig abhängig von ihm, nicht nur aus sportlicher Sicht. Seine Tore könnten unter Umständen ersetzt werden. Wie der ehemalige PSG-Sportdirektor Leonardo schon betonte, haben Liverpool (2019), Bayern München (2020) und Chelsea (2021) die Champions League gewonnen, seit Mbappé bei PSG ist - und sie haben den Titel bekanntlich ganz ohne Mbappé geholt. Möglich ist es also.

Aber die von Superstars besessenen Besitzer von PSG glauben offensichtlich nicht, dass ihr Verein auch ohne den Franzosen und dessen mediale Strahlkraft im großen Scheinwerferlicht bleibt. Zumal Mbappé beim Klub aus der französischen Hauptstadt nach den Abgängen von Lionel Messi (zu Inter Miami) und Neymar (zu Al-Hilal) der letzte verbleibende Superstar ist.

Mit dem Geld aus einem Verkauf von Mbappé könnten sie in Paris eine bessere, geschlossenere und funktionierende Mannschaft aufbauen, die in der Lage wäre, den Traum vom CL-Titel zu verwirklichen. Aber ohne den Weltmeister von 2018 wären sie im Marketing und in puncto Aufmerksamkeit nicht mehr so gut aufgestellt. Mbappé weiß das - und deshalb konnte er einfach entspannt abwarten und dann den PSG-Bluff aufdecken.

Florentino Pérez
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Kylian Mbappé: Auch Real Madrid lässt er warten

Denn es ist nicht so, dass Real Madrid inzwischen die Nase von Mbappé voll hat. Der Franzose hat Florentino Pérez, den Präsident der Königlichen, im vergangenen Sommer in die Irre geführt - und dennoch will der Spanier ihn unbedingt verpflichten. Er ist sogar bereit, deshalb bis nächstes Jahr zu warten.

Aber auch hier gilt: Mbappé entscheidet, ob und wann er nach Madrid wechselt. Es kann sogar sein, dass er auf einmal bei PSG verlängert, aber wenn er das tut, wird es wieder zu seinen Bedingungen geschehen. Man sollte sich nicht wundern, wenn es ihm gelingt, PSG dazu zu überreden, eine Ausstiegsklausel für 2024 in den neuen Vertrag aufzunehmen - und zwar zu einem Preis, von dem er weiß, dass Madrid ihn zahlen kann und will.

Mbappé beweist, dass er nicht nur die Kontrolle über seine Karriere hat, sondern auch über den gesamten Transfermarkt.

In dieser Hinsicht ist es ihm ein wenig besser ergangen als anderen Superstars. Cristiano Ronaldo musste nach Saudi-Arabien gehen, weil ihn in Europa niemand mehr wollte. Lionel Messi wurde aufgrund der finanziellen Probleme des FC Barcelona aus dem Camp Nou vertrieben. Mbappé hingegen kann tun und lassen, was er will. Während er entscheidet, was das Beste für ihn ist, sitzen mehrere andere Spieler auf gepackten Koffern. Wenn Mbappé bei PSG bleibt, muss Madrid diesen Sommer eigentlich einen anderen Torjäger verpflichten. Und PSG müsste natürlich einen Ersatz verpflichten, wenn Mbappé doch gehen sollte.

So oder so ist Mbappé der Auslöser einer Kettenreaktion, bei der eine Reihe von Stürmern dann den Verein wechseln.

Paris Saint-Germain
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Kylian Mbappé: PSG gerät unter Druck in Panik

Das wird ihn natürlich nicht interessieren. Im Moment wird Mbappé sich nur darauf konzentrieren, herauszufinden, was PSG bereit ist, ihm für eine Vertragsverlängerung zu bieten. Im letzten Sommer hat PSG schon alles für ihn getan. Dieses Mal hat der Verein Neymar, mit dem Mbappé sich zerstritten hatte, durch seinen Frankreich-Kollegen und guten Freund Dembélé ersetzt. Weitere von Mbappé abgenickte Wechsel im Parc des Princes stehen noch aus.

Natürlich hat der Verein versucht, die kaputte Beziehung durch "sehr konstruktive und positive Gespräche" zwischen den beiden Parteien zu reparieren. Das hat dazu geführt, dass Mbappé am Sonntagmorgen wieder ins Training der ersten Mannschaft aufgenommen wurde. In Wahrheit aber ist ein verzweifelter und rückgratloser Verein unter dem Druck in Panik geraten und hat beschlossen, Mbappé noch einmal alles zu geben, was er will.

In eine Ära, in der die Spieler immer mächtiger werden, hat kein Kicker mehr Macht als Kylian Mbappé.

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