Unwahrscheinliches Erfolgsduo beim FC Bayern München: Die "Halbgeschwister" Matthijs de Ligt und Eric Dier beeindrucken mit bemerkenswerter Statistik

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© Getty Images / SPOX

Mit Matthijs de Ligt und Eric Dier in der Innenverteidigung ist der FC Bayern München unschlagbar. Beim 3:0-Sieg gegen Lazio Rom zeigten die unwahrscheinlichen "Halbgeschwister" die nächste starke Leistung.

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Der FC Bayern München hat vier der vergangenen acht Pflichtspiele gewonnen, in der Bundesliga gegen den FC Augsburg, Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig sowie das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Lazio Rom. Was diese vier Spiele gemeinsam haben? Matthijs de Ligt und Eric Dier bildeten das Abwehrzentrum. Was die vier nicht gewonnenen Spiele in diesem Zeitraum gemeinsam haben? Matthijs de Ligt und Eric Dier bildeten nicht das Abwehrzentrum.

Beim erlösenden 3:0-Sieg gegen - ein zugegebenermaßen beschämend ungefährliches - Lazio zeigten die beiden die beste Leistung eines Münchner Innenverteidiger-Pärchens seit langem. Erstmals seit sieben Spielen blieb der FC Bayern wieder ohne Gegentor. Keeper Manuel Neuer lobte eine "sehr gute Defensivarbeit", Joshua Kimmich bekundete: "Eric und Matthijs verstehen sich gut, die beiden Halbgeschwister." Die Aussage bezog sich nicht nur auf ihr tadelloses Verständnis auf dem Platz, sondern auch auf eine gewisse optische Ähnlichkeit.

Zu unterscheiden sind die Halbgeschwister an Diers langen Trikot-Ärmeln, verriet de Ligt nach dem Lazio-Spiel mit einem Augenzwinkern. Ist das Wetter ungemütlich, setzt Dier traditionell auf Stoff um die Arme. Aber Spaß beiseite. "Wir verstehen uns gut und reden viel miteinander", sagte de Ligt. Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben, betonte de Ligt sicherheitshalber auch nochmal seine Statistik mit Dier: vier Partien, vier Siege.

Dass beim FC Bayern aktuell ausgerechnet der 24-jährige Niederländer und der 30-jährige Engländer das beste Innenverteidiger-Pärchen geben, ist eine der unwahrscheinlicheren Entwicklungen einer an unwahrscheinlichen Entwicklungen ohnehin reichen Bayern-Saison. Bis vor Kurzem war de Ligt nämlich Verkaufskandidat und Dier noch nicht da.

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© getty

FC Bayern: Wie Matthijs de Ligt und Eric Dier gezwungenermaßen zusammenfanden

In der Hinrunde verteidigten in der Zentrale meist Dayot Upamecano und der 50 Millionen Euro teure Sommer-Neuzugang Min-Jae Kim. De Ligt fiel zweimal verletzt aus, war aber auch im fitten Zustand selten erste Wahl. Dem Vernehmen nach erachtet Tuchel sein Aufbauspiel als zu träge.

Weil der Trainer einen neuen Abwehrchef wollte und Kim zum Asien-Cup abgestellt werden musste, bemühten sich die Münchner im Winter intensiv um Ronald Araújo vom FC Barcelona. Tuchel soll sogar mit ihm telefoniert haben, ein Wechsel scheiterte letztlich an Barças Ablöseforderungen von kolportierten 80 Millionen Euro.

Als Notlösung kam Dier per halbjähriger Leihe für etwa drei Millionen Euro von Tottenham Hotspur, wo er in der Hinrunde exakt 198 Pflichtspielminuten absolviert hatte. De Ligt lehnte unterdessen angeblich ein Angebot von Paris Saint-Germain ab. Kurz nach Diers Ankunft zog sich Upamecano einen Muskelfaserriss zu. Weil Kim noch beim Asien-Cup weilte, musste Tuchel gegen Augsburg und Gladbach zwangsläufig auf de Ligt und Dier setzen. Sieg und nochmal Sieg.

Statt dem eingespielten Duo zu vertrauen, baute der Trainer beim darauffolgenden Topspiel gegen Bayer Leverkusen verhängnisvollerweise komplett um: In einer ungewohnten Dreierkette verteidigten Upamecano und Kim neben Dier. Die Münchner gingen mit 0:3 unter. Beim 0:1 im Hinspiel gegen Lazio formierte Tuchel seine Abwehr wieder in einer Viererkette und vertraute Kim und Upamecano, der mit Rot vom Platz flog. Das wiederholte sich nach seiner Einwechslung bei der Niederlage gegen den VfL Bochum. Gegen Leipzig durften wieder de Ligt und Dier beginnen und siegen. Das folgende 2:2 gegen Freiburg verpasste de Ligt wegen einer Gelbsperre.

Matthijs de Ligt erinnert an van Basten - Eric Diers Vertrag verlängert sich

Beim Rückspiel gegen Lazio kehrte Tuchel schließlich zur erfolgsversprechendsten Besetzung zurück, laut Trainer eine "harte Entscheidung gegen Min-Jae". Auffällig diesmal: Gegen den Ball formierte sich die Abwehr in der gewohnten Viererkette, bei eigenem Ballbesitz ließ sich Leon Goretzka von der Sechs fallen und gab das linke Glied einer Dreierkette. "Manchmal spielen wir mit drei hinten, manchmal mit zwei", sagte de Ligt. "Das ist immer ein bisschen eine Überraschung. Viererkette gefällt mir aber besser."

Seine starke Leistung gegen Lazio krönte de Ligt mit dem "Assist" zum 2:0. In Folge einer Ecke nahm er den Ball außerhalb des Strafraums volley, Thomas Müller lenkte ihn per Kopf ins Tor. Scherzhaft lobte der Torschütze anschließend die "butterweiche" Hereingabe seines Kollegen, ernsthaft betonte er: "Bei seinem Oberschenkel weiß man manchmal nicht genau, ob das noch menschliche Züge sind."

De Ligts Schuss erinnerte an das legendäre Tor seines Landsmanns Marco van Basten im EM-Finale 1988. In wunderbarem Niederländer-Deutsch erklärte de Ligt: "Von Abstand schießen, volley machen - das lernen wir in den Niederlanden."

Insgesamt fühlt sich de Ligt aktuell "gut in Form", ein Abschied im Sommer erscheint wegen der bevorstehenden Trennung von Tuchel mittlerweile unwahrscheinlich. Während der Saison wolle er ohnehin "nicht daran denken", wie er bei der Pressekonferenz vor dem Lazio-Spiel betonte. Geklärt ist unterdessen die Zukunft seines Nebenmanns Dier: Aufgrund einer gewissen Anzahl an Einsätzen verlängerte sich sein Vertrag automatisch bis 2025. "Ich liebe jede Minute bisher", sagte er nach dem Sieg gegen Lazio. Besonders die neben de Ligt.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
9. März, 15.30 UhrBundesligaMainz 05 (H)
16. März, 15.30 UhrBundesligaSV Darmstadt 98 (A)
30. März, 18.30 UhrBundesligaBorussia Dortmund (H)
6. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (A)
13. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (H)