Erwartbare Entscheidung, großes Vermächtnis: FC Bayern München trennt sich wohl von Marco Neppe

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Marco Neppe (37) wird den FC Bayern München offenbar verlassen - sein langfristiger Vertrag soll vorzeitig aufgelöst werden. Der Technische Direktor hat einen erstaunlichen Werdegang hinter sich und hinterlässt ein großes Vermächtnis, sein bevorstehender Abschied hatte sich aber angedeutet.

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Als Pep Guardiola den FC Bayern München trainierte, war Marco Neppe formal nichts weiter als ein einfacher Scout. Aber dennoch hinterließ er beim Star-Trainer offenbar bleibenden Eindruck. "Wenn ich Pep in Manchester besuche, will er immer wissen: 'Was macht Marco?'", erzählte Michael Reschke mal im Gespräch mit SPOX.

Reschke fungierte von 2014 bis 2017 als Technischer Direktor des FC Bayern München. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, einen 28-jährigen Regionalligaspieler von Alemannia Aachen als Scout zu verpflichten. In den darauffolgenden zehn Jahren legte Marco Neppe einen erstaunlichen Werdegang hin, er schaffte es bis zum Technischen Direktor und Transfer-Entscheider.

Nach seiner Ankunft in München entwickelte sich Neppe schnell zu Reschkes engstem Vertrauten. "Schon bei den Verpflichtungen von Joshua Kimmich und Kingsley Coman war Marco in der Entscheidungsfindung mein wichtigster Dialog-Partner", sagt Reschke. Kimmich kam 2015 für 8,5 Millionen Euro vom damaligen Zweitligisten RB Leipzig, Coman im selben Jahr zunächst per Leihe von Juventus Turin.

Kurz vor Reschkes Abschied 2017 wurde Neppe zum Leiter der Scouting-Abteilung befördert. Fortan arbeitete er intensiv mit dem zeitgleich neu installierten Sportdirektor Hasan Salihamidzic zusammen.

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"Hauptanteil an diesen Verpflichtungen": Neppe holte Davies und Musiala

Mit mehr Kompetenzen ausgestattet wickelte Neppe daraufhin federführend zwei der besten Transfers der jüngeren Klub-Geschichte ab: Alphonso Davies kam für 14 Millionen Euro von den Vancouver Whitecaps, Jamal Musiala für 200.000 Euro vom FC Chelsea. "Niemand wird beim FC Bayern widersprechen, dass Marco den Hauptanteil an diesen Verpflichtungen besitzt", sagt Reschke. Davies und Musiala sind längst unumstrittene Stammspieler, ihr Marktwert hat sich multipliziert.

Die Belohnung war eine weitere Beförderung: 2021 machte ihn der mittlerweile zum Sportvorstand aufgestiegene Salihamidzic zum Technischen Direktor. Mit Mathys Tel lotste Neppe ein weiteres Top-Talent nach München, andere Transfers wie die von Omar Richards oder Daley Blind floppten aber.

Auch in der neuen Rolle blieb Neppe unscheinbar, Interviews oder medienwirksame Auftritte vermied er. "Marco hat seine Rolle öffentlich immer sehr zurückhaltend interpretiert und sich nie in den Vordergrund gedrängt", sagt Reschke. "Daraus folgt zwangsläufig, dass seine Leistung öffentlich nicht entsprechend wertgeschätzt wird."

Die Scouting-Abteilung baute Neppe unterdessen nach seinem Geschmack um, unter anderem förderte er die Karriere eines heutigen Bundesliga-Managers entscheidend. 2020 holte Neppe Pirmin Schwegler als Scout zum FC Bayern, mittlerweile ist er Direktor Profifußball bei der TSG Hoffenheim. Etlichen Spielern des FC Bayern steht Neppe nahe. Etwa Kimmich, der ihn laut Bild als einen der wenigen aus dem Klub sogar zu seiner Hochzeit eingeladen hat.

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FC Bayern: Marco Neppe fällt der Umstrukturierung zum Opfer

Salihamidzics Entlassung im Mai war für Neppe ein harter Schlag, dadurch verlor er einen wichtigen Vertrauten im Klub. Bei der sommerlichen Transferoffensive spielte er aber dennoch eine entscheidende Rolle, gemeinsam mit den Alt-Funktionären Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, Präsident Herbert Hainer, dem neuen Sportvorstand Jan-Christian Dreesen und Trainer Thomas Tuchel gehörte er der Transfer-Taskforce an. An den Verpflichtungen von Harry Kane und Min-Jae Kim hatte Neppe großen Anteil.

Spätestens mit der Ankunft des neuen Sportdirektors Christoph Freund Anfang September verlor Neppe jedoch an Macht, die Winter-Verpflichtung von Eric Dier wickelte bereits der 46-jährige Österreicher federführend ab. Im Laufe der kommenden Wochen soll Max Eberl seinen Job als neuer Sportvorstand antreten, für Neppe scheint dann kein Platz mehr zu sein. Die nun eingeleitete Trennung hatte sich in den vergangenen Monaten angedeutet.

Als möglicher neuer Technischer Direktor wurde bereits im Herbst Christopher Vivell gehandelt. Wie Freund und Eberl hat der 37-Jährige eine RB-Vergangenheit, zuletzt war er beim FC Chelsea tätig. Neulich gab es aber auch Gerüchte über ein angebliches Interesse der AS Roma an Vivell. Neppe könnte es demnächst unterdessen nach England ziehen, Tottenham Hotspur wird bereits als potenzielles Ziel gehandelt.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
24. Januar, 20.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (H)
27. Januar, 15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (A)
3. Februar, 15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (H)
10. Februar, 18.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (A)