Thomas Müller beim FC Bayern München: Eine FCB-"Legende" als Maskottchen?

Von Daniel Buse
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Die Rolle von Thomas Müller beim FC Bayern München wird immer unbedeutender. Der 34-Jährige will trotzdem noch ein Jahr dranhängen.

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Wenn der FC Bayern einen unspektakulären Sieg in der Bundesliga feiert, ist es für die Journalisten im Nachgang meist schwierig, eine spektakuläre Geschichte zum Spiel zu zimmern oder irgendwo ein Thema herzuzaubern, das Stoff für eine zumindest kleine Kontroverse liefert.

Das 1:0 des FCB am Freitagabend beim 1. FC Köln war solch ein unspektakulärer Sieg. Harry Kane trifft, der FC Bayern gewinnt - alles wie gehabt.

Trainer Thomas Tuchel lieferte den Journalisten aber immerhin eine Mini-Vorlage für eine Randgeschichte: Er hatte in den letzten Wochen oft die Belastung seiner Spieler kritisiert, die zum großen Teil in den vergangenen Tagen mit ihren Nationalmannschaften unterwegs gewesen waren - und dann wechselte er in den 90 Minuten gegen Köln keinen einzigen frischen Spieler ein.

"Weil wir so gut im Spiel waren", erklärte Tuchel hinterher auf DAZN.

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Thomas Müller "ganz wichtig" für FC Bayern trotz Bankplatz

Einer, der auf der Bayern-Bank sitzengelassen wurde, war Thomas Müller. Dass der Routinier zu Spielbeginn nicht auf dem Feld steht, ist in dieser Saison nichts Außergewöhnliches - sechsmal wurde er in der Liga nur eingewechselt. Zum zweiten Mal blieb er in Köln nun aber ganz ohne Minuten, obwohl er fit und einsatzbereit war.

Die Erklärung, die Tuchel für das Köln-Spiel im Speziellen abgab, kann man dabei auf Müllers Situation im Allgemeinen übertragen: Weil der FC Bayern meist so gut im Spiel ist, braucht es die Mithilfe von Thomas Müller zuletzt immer seltener.

In der Vorsaison war es noch oft ein Zweikampf zwischen Jamal Musiala und Müller um einen Platz in der Bayern-Offensive. Wenn der eine spielte, musste der andere auf die Bank. Das hat sich nun geändert: Musiala ist aktuell verletzt - und trotzdem durfte Müller in Köln nicht als Ersatz auf den Rasen. Wird er überhaupt noch beim FC Bayern gebraucht?

Diese Frage darf man immer lauter stellen - und die FCB-Verantwortlichen beantworten sie natürlich gerne. "Er ist ganz wichtig für die Mannschaft, für den Verein", beteuerte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund schon vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel im Rheinland auf DAZN.

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Thomas Müller will trotz Nebenrolle weitermachen

Für die Mannschaft hat Müller natürlich immer noch die Qualität, um als Joker im besten Fall für einen Schub zu sorgen, für Motivation, für Unruhe in der gegnerischen Abwehr. Wenn er denn darf. Ein Tor in bislang zehn Bundesliga-Einsätzen ist in dieser Saison auf den ersten Blick eine ernüchternde Bilanz, aber es sind bislang halt auch nur insgesamt 329 Liga-Minuten für den 34-Jährigen.

Dass Thomas Müller für den FC Bayern als Verein ein ganz besonderer Spieler war und ist, ist klar. Er ist eines der bekanntesten Gesichter der Mannschaft, ein langjähriger Nationalspieler, ein Weltmeister, ein Sympathieträger, in der Nähe von München geboren und aufgewachsen. Kurzum: jemand, der für den FC Bayern steht.

Er ist der Spieler, der sich auch nach schlechten Auftritten den Medienvertretern stellt, und der, der nach guten Partien gerne einen Spruch raushaut, der als Zitat zigfach weiterverbreitet wird. Oder wie es Sportdirektor Freund sagte: "Er ist nicht irgendein Spieler. Als Spieler ist er eine Legende. Er gehört zum FC Bayern München."

Wie der besondere Spieler mit seiner besonderen Situation umgeht, wird deshalb genau beobachtet. In der vergangenen Woche gab es von Müller in der Sport Bild eine Auskunft, dass es aus seiner Sicht auf jeden Fall weitergehen soll, wenn sein Vertrag beim FCB im kommenden Sommer ausläuft. Er will weitermachen - mindestens bis 2025.

Bei welchem Verein er allerdings dann spielt, ließ er offen. Dass es ein anderer Klub als der FC Bayern sein könnte, erscheint - trotz der aktuell sportlich mit Sicherheit für ihn unbefriedigenden Saisonbilanz - unwahrscheinlich.

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Was sind die Optionen für Thomas Müller?

Einen Wechsel innerhalb der Bundesliga oder zu einem Top-Klub im Ausland schloss Müller nicht aus. Doch in der Bundesliga gibt es keinen Klub, der Müllers Gehalt auch nur ansatzweise stemmen könnte. Warum sollte er seine gewohnte und geliebte Umgebung verlassen, um noch einmal ein Jahr lang in der Bundesliga für viel weniger Geld etwas Neues auszuprobieren?

Manchester United könnte deutlich mehr Gehalt bieten und wurde auch ins Gerüchte-Spiel gebracht, doch das Beispiel seines Mit-Weltmeisters Bastian Schweinsteiger, der im Old Trafford nicht glücklich wurde, dürfte ihm zu denken geben. Falls er überhaupt darüber nachdenken möchte.

Saudi-Arabien? Die MLS? Mit Sicherheit spannende Erfahrungen, die gut bezahlt werden. Aber so richtig vorstellbar sind solche Optionen bei Thomas Müller nicht. Viel wahrscheinlicher ist, dass er seinen Vertrag beim FCB einfach verlängert. "Aber es muss für alle Seiten passen", sagte Freund am Freitag.

Das soll wohl heißen: Müllers Gehalt wird heruntergeschraubt - und gleichzeitig muss er sich mit seiner Nebenrolle unter Trainer Thomas Tuchel abfinden.

Den Klublegenden-Status hat Müller bei den Bayern ohnehin schon sicher. Auf seiner Abschiedstour vor dem Karriereende wäre er dann sowas wie das Team-Maskottchen: immer mit dabei, immer beliebt und immer für gute Laune sorgend. Und wenn er mal gebraucht wird, dann ist er da. Auch auf dem Platz - wenn der Trainer die Einwechslungen nicht vergisst.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
29. November, 21 UhrChampions LeagueFC Kopenhagen (H)
02. Dezember, 15.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (H)
09. Dezember, 15.30 UhrBundesligaEintracht Frankfurt (A)
12. Dezember, 21 UhrChampions LeagueManchester United (A)
17. Dezember, 19.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (H)
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