Ein verheerender Fünferschlag und zwei Goldgriffe: Wenn der FC Bayern auf dem Transfermarkt spät handelt

Von Nino Duit
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Wenige Stunden vor dem Ende der Transferphase sucht der FC Bayern weiterhin händeringend nach neuen Spielern - und das nicht zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit. Wie schlugen sich die bis dato letzten späten Neuzugänge?

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In den vergangenen zehn Jahren verpflichtete der FC Bayern elf Spieler innerhalb der letzten Woche einer Transferphase. Zusammenfassend lässt sich sagen: Oft lagen die Münchner unter Stress kapital daneben - zweimal aber goldrichtig. Diesmal sollen es noch ein defensiver Mittelfeldspieler sowie ein Ersatz für den abgewanderten Benjamin Pavard sein.

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João Cancelo (per Leihe von Manchester City): 31. Januar 2023

Der hochgradig talentierte, aber auch etwas launische João Cancelo verlor nach der WM in Katar seinen Stammplatz bei Manchester City, außerdem soll es zu Streitereien mit Trainer Pep Guardiola gekommen sein. Als die Münchner davon erfuhren, schlugen sie kurzerhand zu und verpflichteten den 29-jährigen Rechtsverteidiger aus Portugal per Leihe für ein halbes Jahr.

Cancelo bewährte sich als flexibel einsetzbare Allzweckwaffe, spielte mal links und mal rechts, mal in der Viererkette und mal in der Dreierkette. Um den FC Bayern von einem Ziehen der Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro zu überzeugen, reichten seine Leistungen aber nicht aus. Aus Cancelos Sicht ärgerlich: Während der Leihe gewannen seine Ex-Kollegen von City das Triple. Zukunft hat er in Manchester keine, dem Vernehmen nach steht Cancelo vor einem Wechsel zum FC Barcelona.

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Marc Roca (von Espanyol Barcelona): 4. Oktober 2020

Aufgrund der Corona-Pandemie verlängerte die UEFA die Sommer-Transferperiode 2020 bis in den Oktober. Einmal Spieler im Herbst verpflichten? Diese Möglichkeit faszinierte den FC Bayern offenbar dermaßen, dass er kurz vor Schluss gleich fünffach zuschlug. Die Ausbeute: vier Flops, eine Verstärkung.

Los ging der späte Kaufrausch am 4. Oktober mit der Verpflichtung von Marc Roca für neun Millionen Euro von Betis Sevilla. Zwei Jahre blieb der spanische Mittelfeldspieler in München, kam dabei aber nur auf 965 Pflichtspielminuten. Positiv immerhin: Beim Verkauf zu Leeds United machte der FC Bayern ein Plus von drei Millionen Euro.

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Bouna Sarr (von Olympique Marseille): 5. Oktober 2020

Bouna Sarr ist womöglich der größte Transferflop in der Geschichte des FC Bayern. Acht Millionen Euro zahlten die Münchner 2020 an Olympique Marseille und statteten den damals bereits 28-jährigen Rechtsverteidiger mit einem üppig dotierten Vertrag über vier Jahre aus.

Seit dem Ablauf des ersten Jahres versucht ihn der FC Bayern loszuwerden, Abnehmer fand sich bisher aber noch keiner - ja eigentlich nicht einmal ein Interessent. Zuletzt wurde sogar über eine vorzeitige Vertragsauflösung spekuliert, aber Sarr scheint auch noch sein viertes und letztes Vertragsjahr in München abzusitzen.

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Douglas Costa (per Leihe von Juventus): 5. Oktober 2020

Nachdem Douglas Costa von 2015 bis 2017 erstmals für den FC Bayern gespielt hatte, verunglimpfte ihn der damalige Präsident Uli Hoeneß als "Söldner" - drei Jahre später war der brasilianische Flügelstürmer per Leihe von Juventus Turin zurück. In höchster Not und gegen entsprechende Entlohnung stand er selbstverständlich bereit.

Söldner? "Ich lebe nicht in der Vergangenheit. Was passiert ist, ist vorbei für mich", sagte Costa bei seiner Vorstellung. In der Hinrunde kam Costa nicht über Kurzeinsätze hinaus, fast die komplette Rückrunde verpasste er wegen eines Haarrisses im Fuß.

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Eric Maxim Choupo-Moting (von PSG): 5. Oktober 2020

Eric Maxim Choupo-Moting kam als Ersatz für den unumstritten gesetzten und nie verletzten Robert Lewandowski ablösefrei von Paris Saint-Germain. Nach nur einem Jahr wechselte Lewandowski aber zum FC Barcelona und weil die Münchner keinen Ersatz fanden, war der routinierte Stürmer plötzlich erste Wahl.

Im Herbst und Winter traf er tatsächlich recht regelmäßig, was die Klubführung mit einer hochdotierten Vertragsverlängerung bis 2024 belohnte. Seitdem ist Choupo-Moting dauerverletzt, künftig muss er sich hinter Harry Kane einreihen.

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Tiago Dantas (per Leihe von Benfica Lissabon): 5. Oktober 2020

Der fünfte Neuzugang im Oktober 2020 war Tiago Dantas, ein damals 19-jähriges Mittelfeldtalent aus Portugal und der erklärte Wunschspieler von Trainer Hansi Flick. Anders als seine prominenteren Neuzugangs-Kollegen wurde er nicht einmal bei einer Pressekonferenz vorgestellt (wobei die anderen vier Neuzugänge aus Zeitgründen jeweils zu zweit antreten mussten).

Nennenswerten Eindruck hinterließ Dantas nicht, weshalb der FC Bayern nach Ablauf der einjährigen Leihe auf eine feste Verpflichtung von Benfica Lissabon verzichtete. Seine Stationen seitdem: CD Tondela, PAOK Saloniki, AZ Alkmaar.

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Kingsley Coman (per Leihe von Juventus): 30. August 2015

Weil Franck Ribéry und Arjen Robben Mitte der vergangenen Dekade in den Spätherbst ihrer Karrieren einbogen, suchte der FC Bayern nach neuen Flügelstürmern. Von Shakhtar Donezk kam "Söldner" Costa, von Juventus Turin der erst 19-jährige Kingsley Coman. Er sollte beide Amtszeiten Costas überdauern.

Zunächst für sieben Millionen Euro per Leihe verpflichtet, zogen die Münchner 2017 eine Kaufoption über 21 Millionen Euro. Drei Jahre später köpfte Coman den FC Bayern im Finale von Lissabon zum Champions-League-Sieg. Mittlerweile ist er sogar in den Mannschaftsrat aufgerückt, sein Vertrag läuft bis 2027.

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Serdar Tasci (per Leihe von Spartak Moskau): 1. Februar 2016

Ja, Serdar Tasci hat mal für den FC Bayern gespielt - und zwar insgesamt 220 Pflichtspielminuten im Frühling 2016. Dafür überwiesen die Münchner eine durchaus üppige Leihgebühr in Höhe von 2,5 Millionen Euro an dessen Stammklub Spartak Moskau.

Nach Verletzungen von Medhi Benatia, Jérôme Boateng und Javi Martínez sah sich der FC Bayern damals zum Handeln gezwungen. Aber Guardiola vertraute in der Innenverteidigung fortan lieber den Mittelfeldspielern David Alaba und Joshua Kimmich als dem Not-Neuzugang.

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Medhi Benatia (von der AS Roma): 27. August 2014

Benatia selbst war eineinhalb Jahre früher ebenfalls erst kurz vor Ende der Transferphase nach München gekommen - als Teil eines späten Dreierschlags. 28 Millionen Euro ließ sich der FC Bayern den marokkanischen Innenverteidiger von der AS Roma kosten. Benatia kam nie über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Nach zwei Jahren zog er zunächst leihweise und schließlich fest zu Juventus weiter.

In Erinnerung blieb Benatia immerhin wegen seines Maschinengewehr-Torjubels, den ihm der Klub nach dem ersten Treffer laut eigener Auskunft aber verboten hat. "Es sollte keine politische oder militärische Botschaft von mir dahinterstecken. Es war einfach ein Bild, das sagen sollte: Ich schieße viele Tore, zackzackzack", erklärte Benatia entschuldigend.

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Xabi Alonso (von Real Madrid): 29. August 2014

Donnerstag Medizincheck in München, Freitag Verabschiedung bei seinem Ex-Klub Real Madrid, Samstagmorgen Kennenlernen mit seinen neuen Kollegen, Samstagabend Chefstratege bei einem 1:1 gegen den FC Schalke 04: So und nicht anders liefen 2014 Xabi Alonsos erste Tage beim FC Bayern. Neun Millionen Euro hatten die Münchner für den damals 32-Jährigen bezahlt.

Drei Jahre lang gab Alonso anschließend den Taktgeber im Mittelfeld des FC Bayern, ehe er seine aktive Karriere beendete und Trainer wurde. Aktuell formt Alonso Bayer 04 Leverkusen zu einem ernsthaften Herausforderer seines Ex-Klubs.

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Sinan Kurt (von Borussia Mönchengladbach): 31. August 2014

Bevor Bouna Sarr nach München gekommen ist, war Sinan Kurt ein heißer Anwärter auf den Titel des größten Transferflops der Klubgeschichte. Für drei Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtet, sorgte das hochgehandelte Stürmer-Talent in seinen eineinhalb Jahren beim FC Bayern eher abseits des Platzes für Aufsehen als darauf.

Einen Pflichtspieleinsatz und einen Helikopterflug nach St. Tropez später zog Kurt zu Hertha BSC weiter. Die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllte er nirgendwo, aktuell kickt er in der dritten türkischen Liga für den Karaman FK.

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