FC Bayern: Der Wechsel von Lucas Hernández zu PSG aus drei Perspektiven

Von Marcus Blumberg
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Lucas Hernández wechselt voraussichtlich vom FC Bayern München zu Paris Saint-Germain. Für die Münchner ist dies aus sportlicher Sicht zu verkraften, für die Franzosen womöglich ein wichtiges Upgrade.

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Der Wechsel von Lucas Hernández vom FC Bayern zu PSG steht kurz vor dem Abschluss - für eine kolportierte Ablösesumme von rund 50 Millionen Euro (inklusive Boni).

Was bleibt, sind Fragen bezüglich der Motivation des Spielers, wie PSG mit ihm plant und wie Hernández' Zeit beim FC Bayern abschließend zu bewerten ist. Der Transfer aus drei Perspektiven.

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Lucas Hernández: Die Perspektive des FC Bayern

Lucas Hernández ist auch vier Jahre nach seinem Wechsel von Atlético Madrid zum FC Bayern immer noch der Rekordeinkauf der Bundesliga mit einer Ablösesumme von 80 Millionen Euro. Rein sportlich wäre sein Abgang allerdings nicht so schmerzhaft, wie er womöglich auf den ersten Blick erscheint.

Hernández war über seine ganze Zeit in München vom Verletzungspech verfolgt. In vier Jahren in München machte er nie mehr als 25 Bundesliga-Spiele in einer Saison - in der abgelaufenen Spielzeit waren es nur sieben Spiele nach einem Muskelbündelriss früh in der Saison sowie einem Kreuzbandriss, den er sich bei der WM in Katar zugezogen hatte. Zur Erinnerung: Er kam bereits mit einer langwierigen Innenbandverletzung nach München und machte in seiner Premierensaison lediglich 19 Spiele in der Bundesliga.

Rein sportlich sollte Hernández also kein zu großer Verlust sein. In einer Innenverteidigung, in der sich allen voran Matthijs de Ligt in Hernández' Abwesenheit als linker Innenverteidiger festgespielt hat, wäre der Franzose womöglich nur ein Rotationsspieler gewesen. Gleiches gilt für seine Nebenrolle als Backup von Alphonso Davies hinten links.

Lucas Hernandez: Leistungsdaten beim FC Bayern

SaisonPflichtspieleToreAssistsGelbe KartenRote KartenSpielminuten
2019/2025-24-1119
2020/2137138-2691
2021/2234-29-2700
2022/2311112-832

Für den FC Bayern, der durchaus darum gekämpft hat, den 2024 auslaufenden Vertrag mit dem 27-Jährigen zu verlängern, kommt der nun bevorstehende Wechsel zu PSG darüber hinaus zu einer günstigen Zeit - und zu einer brauchbaren Summe. Denn Hernández' Ersatz steht nach übereinstimmenden Medienberichten bereits in den Startlöchern. Die Rede ist von Kim Min-Jae (26), der als bester Verteidiger der Serie A von den Münchner Bossen betrachtet wird und generell als Granate gilt. Seine festgeschriebene Ablösesumme bei Napoli soll bei rund 50 Millionen Euro liegen. Also der Betrag, den man in etwa für Hernández einnimmt.

Der Koreaner wird die Rolle in der Innenverteidigung seines Vorgängers somit wohl nahtlos einnehmen - für hinten links hat man bereits Ex-BVB-Profi Raphaël Guerreiro als Backup verpflichtet. Unterm Strich bekommen die Münchner also für einen älteren und teureren Spieler einen jüngeren, günstigeren und womöglich sogar besseren Spieler.

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Lucas Hernández: Die Perspektive von PSG

PSG strebt dieser Tage einen großen Neuaufbau an. Superstar Lionel Messi ist bereits weg, eine ganze Reihe weiterer (namhafter) Spieler soll noch weg, darunter der Brasilianer Neymar und nach den jüngsten Entwicklungen wohl auch Kylian Mbappé.

Der Umbruch wird auch vor der Abwehr keinen Halt machen. Sergio Ramos' Abschied steht bereits fest, somit ist per se schon eine Planstelle in der Innenverteidigung frei. Hernández wird allerdings um einen Platz in der Startelf kämpfen müssen, jedenfalls in einer Viererkette mit Kapitän Marquinhos und Presnel Kimpembe als bisherige Stammverteidiger. Bei PSG wird Hernández aber auch als Linksverteidiger eine Option sein. Nuno Mendes ist sehr offensiv, die übrigen Alternativen wirken nicht allzu hochklassig.

Für PSG wäre ein Hernández-Wechsel eine Abweichung vom zuvor meist an den Tag gelegten Transfergebaren. Als französischer Nationalspieler ist er kein internationaler Import, sondern einer, der im Land bereits ein gewisses Standing hat - auch wenn er aus Marseille stammt und das ein rotes Tuch für die Ultras des Klubs ist.

Auch wenn das bei PSG keine allzu große Rolle spielt, ist Hernández im Vergleich zu anderen möglichen Transferzielen für die Innenverteidigung relativ günstig zu haben. Die vom FC Bayern angeblich anfangs geforderten 60 Millionen Euro Ablöse hat man nun offensichtlich deutlich runtergehandelt.

Sollte Hernández etwas mehr Glück in Sachen Verletzungen haben und sein Leistungsniveau erreichen, wäre er für PSG eine echte Bereicherung. Auch wegen seiner Präsenz und seiner Persönlichkeit außerhalb des Platzes und in der Kabine. Thomas Tuchel lobte ihn für diese Aspekte noch vor wenigen Wochen. Führungspersönlichkeiten und bessere Stimmung in der Kabine haben die Pariser in jedem Fall bitter nötig.

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Lucas Hernández: Die Perspektive des Spielers

Lucas Hernández würde mit seinem Wechsel zu PSG in sein Geburtsland zurückkehren. Er wurde in Marseille geboren, verbrachte seine Jugend aber größtenteils in Madrid - PSG wird sein erster Verein in Frankreich. Bei PSG wird Hernández ähnlich gut wie in München verdienen, laut Süddeutscher Zeitung liegt sein neues Gehalt bei 19 Millionen Euro.

Hernández' Nationalmannschafts-Ambitionen wird der Wechsel nicht schaden: Selbstverständlich strebt er einen Platz im französischen EM-Kader beim Turnier im kommenden Sommer an - doch die Konkurrenz ist gerade in der Innenverteidigung groß. Durch den PSG-Transfer wird Hernández in Frankreich noch mehr ins Rampenlicht rücken.

Für Hernández steht der Wechsel für einen Neuanfang. Er hatte in München größtmöglichen Erfolg mit vier Meisterschaften und allen voran dem Gewinn der Champions League 2020 - auch wenn er damals nur auf drei Einsätze kam, diese jedoch immerhin während der entscheidenden Turnierphase in Lissabon. Mit dem FC Bayern hat er alles gewonnen, insofern erscheint ein Tapetenwechsel sinnvoll.

Nun mag PSG die Ligue 1 ähnlich dominieren wie der FC Bayern die Bundesliga. Doch kommt er nun zu einem Klub, der in der Königsklasse noch ohne Titel dasteht. Der Stellenwert eines ersten CL-Titels in Paris wäre also ungemein höher als ein möglicher siebter der Bayern. Überhaupt wartet Frankreich seit 1993 (Olympique Marseille) auf einen Triumph in der Königsklasse.