Jadon Sancho vor der Rückkehr zum BVB: Nostalgie-Transfer mit drei großen Aber

Von Daniel Buse
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ManUnited-Star Jadon Sancho steht vor seiner leihweisen Rückkehr zum BVB. Ein Risiko-Transfer, der sich für alle Seiten auszahlen kann.

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Nostalgie kann sich in einem Hinterhertrauern der "guten alten Zeit" äußern. Was das mit Borussia Dortmund zu tun hat? Der BVB ist aktuell gerade sehr nostalgisch - denn schließlich wird die Rückkehr von Jadon Sancho von Manchester United zu den Dortmundern nicht nur heiß gehandelt, sie soll sogar kurz vor dem Abschluss stehen. Sancho steht bei der Borussia für die "gute alte Zeit" in der jüngeren Vergangenheit, als man zwar ebenfalls nicht Meister wurde, aber mit erfrischendem Fußball immerhin für Spektakel - und einen DFB-Pokal-Sieg - sorgte.

"Studien zeigen, dass der stärkste Auslöser für Nostalgie eine negative Stimmung ist", berichtete die Wochenzeitung Zeit im Dezember. Und die Stimmung in Dortmund wurde zum Ende der Hinrunde immer negativer, genau wie die Ergebnisse: Sechs Pflichtspiele ohne Sieg leistete sich das Team, sodass Trainer Edin Terzic zu Beginn der Winterpause arg wackelte, bevor die Klubführung ihm doch das Vertrauen aussprach. "Wenn wir traurig oder verunsichert sind, spült unser Geist positive Erinnerungen in unser Gedächtnis", schrieb die Zeit. Beim BVB ist Jadon Sancho eine dieser positiven Erinnerungen.

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Can über Sancho: "Ist einfach ein Unterschiedsspieler"

Denn zwischen 2017 und 2021 wirbelte der Engländer für die Borussen über die Flügel, war schnell und trickreich - und lieferte überragende Zahlen: 30 Scorerpunkte in seiner ersten kompletten Bundesliga-Saison 2018/19, gefolgt von deren 34 ein Jahr später. Und in der Abschiedsspielzeit 2020/21 dann noch einmal acht Tore und zwölf Assists in 26 Liga-Duellen. "Er hat extrem Talent und ist einfach ein Unterschiedsspieler", sagte BVB-Kapitän Emre Can bei Sky am Donnerstag im Trainingslager der Dortmund.

Can spielte schon anderthalb Jahre mit Sancho zusammen. Dass er überhaupt über den Engländer ausführlich sprach, deutet darauf hin, dass intern in Dortmund mit dem Transfer stark gerechnet wird. Eine Leihe soll es werden, mehr ist für den BVB, der im Winter angeblich nur einen einstelligen Millionenbetrag für Transfers zur Verfügung hat, nicht drin. Nach Medienberichten soll United bereit sein, einen Teil des Sancho-Jahresgehalts in Höhe von angeblich zwölf Millionen Euro weiter zu übernehmen, um den Deal perfekt zu machen. "Ich persönlich würde mich extrem freuen, weil ich viel von ihm halte", meinte Can.

Mit dem nostalgischen Blick auf Sanchos Jahre im schwarz-gelben Trikot ist die Vorfreude Cans mehr als nachvollziehbar. Aber es gibt auch mehrere Aber aus BVB-Sicht.

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Findet Sancho wieder zu seiner BVB-Form?

Fragt man aktuell einen Manchester-United-Fan nach Jadon Sancho, dürfte der eine weit weniger positive Meinung zum Offensivspieler haben. Denn die Leistungen, die der 23-Jährige bei den Red Devils seit seiner Ankunft 2021 gezeigt hat, sind nicht die, die sich der Klub erhofft hat. Neun Scorerpunkte in 26 Spielen waren in der vergangenen Saison die beste Ausbeute Sanchos - der damit weit entfernt von den BVB-Werten blieb.

Die neue Liga, der neue Klub, die Erwartungen, die mit seiner Ablösesumme von 85 Millionen Euro verknüpft waren: All das bereitete Sancho Probleme, die er bis zuletzt nicht gelöst bekam. Seit September nun fehlt er United, weil er sich mit Trainer Erik ten Hag überworfen und der ihn suspendiert hat. Mehr als drei Monate ist Sancho schon ohne Pflichtspieleinsatz. Das erste große Aber aus BVB-Sicht ist also ausformuliert: Was ist, wenn Jadon Sancho gar nicht sofort auch nur annähernd so gut wie in seiner ersten Dortmunder Zeit spielen kann? Eine Leihe bis zum Saisonende ist möglicherweise schon vorbei, ehe der 'verlorene Sohn' wieder auf Touren kommt.

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Ergibt der Sancho-Transfer für den BVB Sinn?

Das zweite Aber ist die Frage: Ergibt die Leihe von Jadon Sancho überhaupt Sinn für den BVB? Den kleinen Betrag, den man in Dortmund im Winter auf den Tisch legen kann, für diesen Deal auszugeben, ist natürlich ein Risiko. Zu behaupten, dass die offensiven Flügelpositionen mit Karim Adeyemi, Donyell Malen, Jamie Bynoe-Gittens und bei Bedarf auch Marco Reus und Giovanni Reyna das große Borussen-Problem der Hinrunde waren, wäre stark übertrieben. Warum also dort nachlegen?

Natürlich sind die drei, vier oder vielleicht sogar fünf Millionen Gehalt, die man bei Sancho übernehmen müsste, für den BVB eine Menge Geld, aber die Sichtweise der Dortmunder Bosse dürfte eine andere sein: Sie gehen das Risiko ein - mit der Aussicht, dass Sancho vielleicht genau der Spieler ist, der auf dem Weg ins Viertelfinale der Champions League oder in die Top vier der Bundesliga und damit zur CL-Qualifikation für die kommende Saison den entscheidenden Push gibt und dem Klub damit deutlich mehr Einnahmen sichert, als er am Ende bis zum Sommer kostet.

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Bringt Sancho noch mehr Trubel ins Team?

Das dritte Aber bei Jadon Sancho ist die Disziplin. Braucht das Team nach einer zum Ende sehr unruhigen Hinrunde nun einen Spieler, der sich in der BVB-Vergangenheit mannschaftsintern nicht immer an Regeln gehalten und mit Aktionen abseits des Spielfelds für Schlagzeilen gesorgt hat? "Er wird ja auch älter und reifer. Ich glaube schon, dass er sich in der Hinsicht verbessert hat", meinte Kapitän Can - wobei das wohl eher ein Wunsch des Ex-Mannschaftskameraden war.

Die fehlende Disziplin war im September in den Medien noch als der Grund angeführt worden, warum Dortmund niemals Sancho zurückholen werde. Das, was früher regelmäßig Geld in die BVB-Mannschaftskasse brachte, war angeblich die wiederholte Unpünktlichkeit Sanchos, die aber auch die Strafen nicht abstellen konnten. Was die Klub-Bosse mehrfach verärgert haben soll, war allerdings auch die Art und Weise, wie sich Sancho via Social Media präsentierte. An freien Tagen war er mit dem Privatjet unterwegs, gönnte sich mal einen Luxus-Urlaub in Dubai oder zockte an der Konsole bis tief in die Nacht - alles vor den Augen seiner Follower. "Ein außergewöhnlicher Fußballer, der nicht nur auf dem Platz auffällig ist, sondern ab und zu auch außerhalb des Platzes", meinte Dortmunds ehemaliger Manager Michael Zorc vielsagend.

Was der BVB in der aktuellen Situation ausschließlich gebrauchen kann, ist ein Jadon Sancho, der mit dem Ball am Fuß ein gutes Bild abgibt. Sollten die Dortmunder sich trotz der drei Aber dafür entscheiden, dem Engländer ein zweites Mal zu vertrauen, könnten sie es wohl auch verkraften, wenn die BVB-Fans am Ende im Sommer auch diesem halben Jahr hinterhertrauern.