Handball-WM - Mittelmann im Mittelpunkt: Juri Knorr zurück im Rampenlicht

SID
juri-knorr-1200
© imago images

Juri Knorr ist einer der großen deutschen Hoffnungsträger bei der WM. Der Spielmacher mit dem Zopf befindet sich in bestechender Form und hat eine bewegte Geschichte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Juri Knorr zuckte mit seinen breiten Schultern und blickte hilflos in die zahlreichen Kinderaugen. "Leute, ich schaffe das alles nicht", rief der Hoffnungsträger der deutschen Handballer entschuldigend in Richtung Tribüne. Das Autogramm des formstarken Spielmachers war nach dessen Gala bei der WM-Generalprobe in Hannover dermaßen gefragt, dass Knorr kaum jeden Wunsch erfüllen konnte.

Nach dem ansehnlichen 33:31 gegen Island drehte sich alles um Knorr, das 22 Jahre alte Ausnahmetalent mit dem markanten Zopf und der bewegten Geschichte. Der Mittelmann ist zurück im Mittelpunkt, diesmal jedoch aus sportlichen Gründen. Nach der verpassten EM im Vorjahr wegen einer fehlenden Corona-Impfung gilt der Spielgestalter mit den langen Haaren als das größte Versprechen im Kader von Bundestrainer Alfred Gislason.

"Ich konnte mittlerweile einige Erfahrungen sammeln, ich bin jetzt entspannter", erzählt Knorr im SID-Interview. Und er macht kein Geheimnis daraus, dass ihn die Debatte um seinen Impfstatus im Vorjahr schwer getroffen hat: "Da muss ich nicht drumherum reden. Es war eine schwierige Zeit für mich. Viele Sachen haben mich verletzt und verunsichert."

Nun, ein Jahr später, erfüllt Knorr die Voraussetzungen für eine Teilnahme bei der am Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaft in Polen und Schweden (bis 29. Januar). Eine gute Nachricht für Deutschland, der Kreativdirektor der Rhein-Neckar Löwen befindet sich schließlich nicht nur in der Bundesliga in bestechender Form. Auch im DHB-Team stellte er sein immenses Potenzial mit 13 Toren im abschließenden WM-Härtetest eindrucksvoll unter Beweis.

Juri Knorr vor der Handball-WM: "Hat viel Kritik einstecken müssen"

Der Sohn von Ex-Nationalspieler Thomas Knorr überzeugte mit einer glänzenden Übersicht und permanenter Torgefährlichkeit. Fast ein Drittel aller deutschen Treffer in den beiden Testspielen gegen Island gingen auf sein Konto. Ob beim Schlagwurf, ob vom Siebenmeterstrich, ob im Eins-gegen-Eins oder beim Anspiel an den Kreis - der 1,92-m-Mann verfügt über das gesamte Repertoire. Ein moderner Handballer auf dem Weg in die Weltklasse - der bereits mit dem legendären Andy Schmid verglichen wird.

"Er hat mir extrem viel mit auf den Weg gegeben, neben und auf dem Feld", erzählt Knorr, der bei den Löwen ein Jahr an der Seite von Schmid in die Lehre ging. Dass der Schweizer im Sommer seine Bundesliga-Karriere beendet hat, habe "aber auch eine Last von den Schultern" genommen, "wenn einer der besten Mittelmänner in der Geschichte des Handballs nicht mehr da ist und man nicht mehr das Gefühl hat: Alles, was ich mache, kann der noch dreimal besser."

Knorr weiß, dass es schnell auf-, aber auch abwärts gehen kann. Die aktuell positiven Schlagzeilen will er deshalb nicht überbewerten. Und ohnehin: Gänzlich ohne Makel läuft es noch nicht. "Er hat in der Besprechung ziemlich viel Kritik einstecken müssen, wie er überdreht hat", berichtete Gislason mit Blick auf Knorrs mitentscheidende Fehler in der Schlussphase des ersten Tests gegen Island (30:31): "Ich fand es aber sehr gut, wie er daraus zurückgekommen ist."

Knorr genießt das Vertrauen des Bundestrainers. So setzte Gislason im Nationalteam auch auf ihn, als es im Vorjahr sportlich schwieriger lief. Knorr hat das nicht vergessen: "Ich hoffe, dass ich das Vertrauen bei der WM zurückzahlen kann."

Artikel und Videos zum Thema