"Die schmissen mich aus dem Bett"

Laura Steinbach peilt mit dem DHB eine erfolgreiche EM an
© getty

Am Sonntag beginnt die Europameisterschaft in Kroatien und Ungarn. Laura Steinbach, die während des Turniers als SPOX-Kolumnistin fungieren wird, über den Traum von einer Medaille, ihr Jahr in Budapest, Iker Romero und ihre Vorliebe für Tischkicker.

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SPOX: Frau Steinbach, wissen Sie eigentlich, dass Sie mit dem Großteil der SPOX-Redaktion etwas gemeinsam haben?

Laura Steinbach: Und das wäre?

SPOX: Sie spielen leidenschaftlich gerne Tischkicker.

Steinbach (lacht): Das stimmt. Wenn irgendwo ein Tischkicker herumsteht, dann bin ich dabei.

SPOX: Trifft man Sie also häufiger mal in Kneipen an?

Steinbach (lacht): Also häufiger natürlich nicht. Der Tischkicker kann auch gerne woanders stehen. Im Hotel oder in der Sportschule - auf Kickern habe ich immer Lust. Handball ist und bleibt aber natürlich meine Nummer eins.

SPOX: Dann lassen Sie uns darüber reden. Die Vorbereitung auf die EM lief bislang nicht optimal. Gegen Rumänien setzte es zwei Niederlagen. Wie sind die einzuordnen?

Steinbach: Die Spiele vor einem großen Turnier sind bei uns ja meistens schlechte Generalproben. Von daher wissen wir aus der Vergangenheit, wie wir damit umzugehen haben. Die Tests waren dennoch sehr wichtig für uns, weil es gegen einen starken Gegner ging. Für schlechte Stimmung sorgen die Niederlagen jedenfalls nicht.

SPOX: An welchen Schwerpunkten gilt es jetzt noch zu arbeiten?

Steinbach: Wir müssen unsere Abwehr stabilisieren, das dürfte ganz entscheidend sein. Zudem spielt die Integration einer Rechtshänderin auf halbrechts eine wichtige Rolle. In diesen Prozessen sind wir derzeit drin und machen von Training zu Training gute Fortschritte.

Ungarn, Dänemark oder Norwegen? Hier geht's zum Tippspiel zur EM 2014.

SPOX: Kroatien, Schweden und die Niederlande sind die Gegner in der Vorrunde. Wie schätzen Sie diese Mannschaften ein?

Steinbach: Alle drei Teams sind sehr, sehr stark. Kroatien ist durch den Heimvorteil wahrscheinlich aber noch einen Tick besser als Schweden und die Niederlande. Generell gilt: Es ist eine EM, da gibt es eben nur noch gute Gegner, die sich meistens auf Augenhöhe begegnen. Ich gehe davon aus, dass es in jeder Partie Spitz auf Knopf zugehen wird.

SPOX: Haben Sie sich mit dem DHB-Team ein konkretes Ziel gesetzt?

Steinbach: Wichtig ist zunächst einmal ein guter Start, um in der Vorrunde möglichst viele Punkte zu sammeln. Unser Ziel ist es, uns zu verbessern. Wir wollen stetig dazulernen und einen Schritt nach vorne machen. Zuletzt war es Rang sieben, diesmal soll es eine bessere Platzierung werden.

SPOX: Der Traum von einer Medaille ist also da?

Steinbach: Wenn man davon nicht träumen würde, dann würde man den ganzen Einsatz und die nötige Leidenschaft gar nicht mitbringen.

SPOX: Aber das klare Ziel Medaille wird nicht ausgegeben?

Steinbach: Manche Mannschaften handhaben es so, andere eben anders. Es bleibt dabei: Unser Ziel ist es, uns zu verbessern.

SPOX: Leider hat die deutsche Mannschaft mit Verletzungen zu kämpfen. Klein und Augsburg sind beispielsweise sicher nicht dabei, Müller steht noch auf der Kippe. Wie kann man das kompensieren?

Steinbach: Auch diese Situation sind wir aus der Vergangenheit schon gewohnt - leider. Aber wir sind die Nationalmannschaft und können aus den besten Spielerinnen in ganz Deutschland wählen. Dann müssen eben andere in die Bresche springen. Wir haben, egal wer ausfällt, ein gutes Team.

SPOX: Keine Ausreden?

Steinbach: Natürlich nicht, es gibt keine Ausreden. Das haben wir nie gemacht. Sich dahinter zu verstecken, wäre definitiv der falsche Weg. Wir haben in jede Spielerin, die dabei ist, volles Vertrauen.

SPOX: Die Halbfinals und die Medaillenspiele würden in Budapest stattfinden. Sie haben vergangene Saison bei Ferencvaros gespielt und kennen sich in der Stadt aus. Was würden Sie den Teamkolleginnen zeigen?

Steinbach: In Budapest gibt es so viele schöne Orte. Als allererstes würde ich meinen Teamkolleginnen aber die Sporthalle zeigen. Genauer: Das Spielfeld. (lacht). Weil wir natürlich hoffen, dann noch dabei zu sein.

SPOX: Das hoffen wir alle. Aber noch mal zu Budapest. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Jahr im Ausland gemacht?

Steinbach: Neue Mentalität, neues Land, neue Sprache - Budapest war für mich eine prägende Zeit, die ich auf keinen Fall missen will. Die Ungarn sind sehr nette Menschen, ich durfte glücklicherweise viele davon kennen lernen.

SPOX: Haben Sie für uns eine Anekdote auf Lager?

Steinbach: Naja, da fällt mir direkt unser erstes Auswärtsspiel in der Champions League ein.

SPOX: Erzählen Sie.

Steinbach: Die Abfahrt war auf vier Uhr morgens angesetzt und ich habe direkt verschlafen. Da bekam ich kurz Panik. Die kamen dann bei mir vorbei, haben an der Tür geklingelt und schmissen mich aus dem Bett (lacht).

SPOX: Gab es Ärger?

Steinbach: Glücklicherweise nicht. Meine Wohnung war nur zwei Minuten von der Halle entfernt, deshalb ging nicht viel Zeit verloren. Ich war dann sehr schnell auf den Beinen.

SPOX: In Ungarn spielt Frauen-Handball eine ungleich größere Rolle als in Deutschland, oder?

Steinbach: Auf jeden Fall. Die Stimmung in den Hallen ist mit der in Deutschland nicht zu vergleichen. Die Atmosphäre ist schon toll.

SPOX: Mittlerweile sind Sie bei den Spreefüxxen. Wie gefällt es Ihnen in Berlin?

Steinbach: Ich bin erst vier oder fünf Wochen da - und jetzt ja wegen der EM schon wieder weg. Es dauert seine Zeit, bis man richtig im Team drin ist, was ganz normal ist, wenn man die Vorbereitung nicht mit gemacht hat. Dieser Prozess dauert ein wenig, aber ich bin zuversichtlich.

SPOX: Beim Einleben dürfte Ihnen Iker Romero helfen. Sie sind mit dem Füchse-Star zusammen. Gibt er Ihnen in Sachen Handball Tipps oder Sie ihm?

Steinbach: Iker braucht keine Tipps von mir. Klar reden wir über Handball, aber das ist nicht das Wichtigste in unserer Beziehung - zum Glück.

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