Krimi! Kiel bezwingt die Löwen

Domagoj Duvnjak (l.) und Joan Canellas (r.) nehmen Kim Ekdahl Du Rietz in die Mangel
© getty

Der THW Kiel hat das dramatische Spitzenspiel des 10. Spieltags mit 29:28 (11:12) bei den Rhein-Neckar Löwen gewonnen. Damit belegen die Badener nur noch aufgrund des besseren Torverhältnisses den ersten Platz vor den Zebras.

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13.200 Fans in der proppenvollen SAP-Arena in Mannheim sorgten von Beginn an für eine passende Atmosphäre. Schließlich stand die Revanche für das irre Titel-Rennen der vergangenen Saison an, das der THW nur mit zwei Toren Vorsprung für sich entschied.

Die erste Halbzeit gehörte vor allem dank des starken Torhüters Niklas Landin den Löwen, die allerdings ihre Chancen nicht konsequent genug nutzten. Nach der Pause steigerte sich der THW und setzte sich letztlich verdient durch.

Ausgerechnet der bis dato nahezu desolate Domagoj Duvnjak erzielte den entscheidenden Treffer. Es war das erste und einzige Tor des Kroaten in der gesamten Partie. Beste Werfer der Kieler waren Joan Canellas mit neun und Marko Vujin mit acht Toren. Bei den Löwen erzielte Uwe Gensheimer acht Treffer.

Die Reaktionen:

Marko Vujin (THW Kiel) bei "Sport1": "Es ist unglaublich wichtig, dass wir hier gewonnen haben. Ich hoffe, dass jetzt unsere Phase kommt und wir alle unsere Spiele bis zum Saisonende gewinnen."

SPOX-Spielfilm

Vor dem Anpfiff: Kiel muss wie erwartet verletzungsbedingt auf die drei Spielmacher Aron Palmarsson, Filip Jicha und Rasmus Lauge Schmidt verzichten. Bei den Löwen beißt Stefan Kneer trotz den im Pokal in Heilbronn davongetragenen Verletzungen (ausgekugelter Finger und Fleischwunde) auf die Zähne.

THW-Coach Gislason beginnt mit Sjöstrand im Kasten, Duvnjak, Canellas und Weinhold im Rückraum, Klein und Ekberg auf Außen, Toft Hansen am Kreis. Jacobsen setzt auf Landin im Tor, Schmid, Petersson und Du Rietz bilden den Rückraum. Am Kreis spielt Myrhol, Groetzki und Gensheimer auf den Außenpositionen.

5.: Beide Teams langen in der Deckung zu Beginn gnadenlos hin. Erst trifft Gensheimer nach einem Tempogegenstoß, dann holt Duvnjak einen Siebenmeter für den THW heraus. Canellas verwandelt souverän - 1:1.

11.: Gensheimer versenkt zwei Siebenmeter eiskalt, doch auch Canellas kann es. Erneut haben die Torhüter nicht den Hauch einer Chance. Es steht 3:3.

17.: Die Torhüter werden immer stärker - vor allem Landin. Erst pariert Sjöstrand sensationell gegen Kneer, auf der anderen Seite scheitert Weinhold an der Akrobatik von Landin. Petersson und Myrhol bringen die Löwen mit zwei Toren in Führung. Klein verkürzt für Kiel. Aus Sicht der Zebras steht es 4:5.

22.: Erst fünf Tore für Kiel! Dafür gibt es zwei Gründe. Die Abwehr der Löwen funktioniert, zudem steht Landin wie ein Bus im Tor. Bei Kiel steht übrigens mittlerweile Palicka im Kasten.

24.: WAHNSINN! Landin brennt. Erst verdient er sich mit einem blitzschnellen Zuspiel auf Gensheimer einen Scorerpunkt, dann zeigt der Däne eine unglaubliche Parade. Ekberg läuft den Tempogegenstoß, Landin streckt seinen Fuß bis knapp unter die Latte und hält - 9:5 für die Löwen.

27.: In Canellas' Kopf ist Landin noch nicht vorgedrungen. Der Spanier trifft zum vierten Mal und hält den THW momentan alleine im Spiel. In Unterzahl legt Klein nach - Kiel ist auf 9:10 dran.

30.: Die erste Halbzeit ist durch, INTENSITÄT wird in Mannheim ganz groß geschrieben. Eine Frage muss erlaubt sein. Spielt Duvnjak eigentlich auch mit? Null Tore, kaum eine Aktion - viel zu wenig. 12:11 für die Löwen.

35.: Wiencek gleicht für Kiel nach 14 Sekunden im zweiten Durchgang aus, Groetzki bringt die Badener wieder in Führung. Dazwischen einmal mehr eine ganz feine Parade von Landin. Aber Kiel wird nun stärker. Vujin trifft und da ist die Führung für Kiel - 14:13.

38.: Gensheimer und Kneer aus dem Rückraum sorgen für einen Doppelschlag für die Gastgeber - 16:14!

42.: Kiel scheint die Partie in den Griff zu bekommen. Sjöstrand steht mittlerweile wieder im Kasten und zeigt prompt die eine oder andere Parade. Und offensiv läuft es nun auch wieder besser für die Norddeutschen. Toft Hansen und Wiencek mit zwei ganz schnellen Toren. Vujin spielt jetzt bockstark. Die nächste Fackel aus dem Rückraum, sein fünftes Tor. Er und Canellas sind die stärksten Akteure der Norddeutschen. Der THW führt 20:19, Jacobsen nimmt die Auszeit.

47.: Ein Herzschlagfinale bahnt sich langsam aber sicher seinen Weg. Siebenmeter Canellas - und dieses Mal krallt sich Landin das Ding. Allerdings muss man sagen: Der Torhüter hält im zweiten Durchgang nicht ansatzweise so stark wie im ersten. Auf der anderen Seite schlägt Du Rietz zu - 21:21.

53.: Die Zebras mittlerweile mit Vorteilen. Die Löwen-Abwehr steht nicht mehr so gut, Vujin mit seiner siebten Bude. Rutschmann kommt für den brutal abbauenden Landin. Canellas legt nach einer simplen Körpertäuschung nochmal nach - 26:24.

59.: Der THW lässt in der Abwehr eine Gasse offen. Petersson bricht durch zum Ausgleich. Auf der anderen Seite ein unglaubliches Geschoss von Canellas, Gensheimner trifft vom Kreis aus - 28:28 und noch 90 Sekunden. Alle mit Herzschrittmacher raus aus der Halle jetzt!

60.: DAS KANN NICHT SEIN! Da liefert Duvnjak so eine miese Partie ab und dann ist er da, als es um alles geht. Der Kroate erzielt das 29:28. Vom unumstrittenen Flop des Spiels zum Matchwinner innerhalb von Sekunden. Das kann nur ein Welthandballer schaffen.

60.: Die letzten Sekunden. Du Rietz trifft nur die Latte, doch die Löwen kommen nochmal in Ballbesitz. Ein direkter Freiwurf von Schmid nach Ablauf der 60 Minuten kommt aber nicht durch - Feierabend.

Fazit: Die Löwen haben es in der ersten Halbzeit verpasst, viel deutlicher in Führung zu gehen. Schlampige Abschlüsse und technische Fehler waren der Grund dafür. Nach der Pause steigerte sich Kiel enorm, zudem hielt Landin nicht mehr wie ein Außerirdischer. Letztlich ist der Sieg des THW verdient.

Der Star des Spiels: Joan Canellas. Klar: Man hätte auch den offensiv bärenstarken Marko Vujin nehmen können. Doch der erwies sich in der Abwehr immer wieder als Sicherheitsrisiko. Canellas hingegen war nicht nur bester Werfer der Kieler insgesamt, sondern hielt den THW gerade auch im ersten Durchgang, als wenig lief, fast im Alleingang im Spiel.

Der Flop des Spiels: Andy Schmid. Eigentlich hätte dieser Platz Duvnjak gehören müssen. Aber der Matchwinner kann nun mal nicht der Flop des Spiels sein. Also trifft es Schmid, der kein großer Faktor war. Der Spielmacher setzte wenige Akzente - zu wenige für ein Topspiel. Natürlich auch, weil der THW ihn exzellent verteidigte.

Das fiel auf:

  • Die aggressive 6:0-Deckung der Löwen machte dem THW im ersten Durchgang das Leben schwer. Allerdings taten sich in der zweiten Halbzeit vermehrt Lücken auf.
  • Kiel fehlte es vor allem in der Anfangsphase an Kreativität. Zuletzt machte sich das Fehlen von Palmarsson und Jicha kaum bemerkbar, heute streckenweise sehr wohl. Das Spiel der Kieler war teils statisch und erinnerte ein wenig an die schwierige Phase zu Saisonbeginn.

  • Es dauerte 14 Minuten, bis Alexander Petersson traf und die Löwen damit endlich einen zweiten Torschützen außer dem bis dahin drei Mal erfolgreichen Gensheimer auf dem Spielberichtsbogen stehen hatten.
  • Die Partie an sich war lange Zeit nur von der Intensität und der Spannung her ein absolutes Topspiel. Spielerisch schöpften beide Mannschaften nicht ihr volles Leistungsvermögen aus. Aber was soll's: Es war ein echter Krimi, das will man doch sehen.

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