Spillner: "Chancen bei 20 Prozent"

SID
Es sieht nicht gut aus für Pascal Hens und den HSV
© getty

Dem HSV Hamburg läuft im Kampf ums Überleben die Zeit davon. Die Chancen auf eine schnelle Rettung haben sich kurz vor der Lizenzvergabe am Donnerstag noch einmal verschlechtert.

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Die Uhr tickt. Und sie tickt unerbittlich gegen den finanziell schwer angeschlagenen HSV Hamburg. Vor der Lizenzvergabe der HBL am Donnerstag haben sich die Chancen auf eine Rettung der Star-Truppe um Kapitän Pascal Hens dramatisch verschlechtert.

Die Zukunft des amtierenden Champions-League-Siegers hängt am seidenen Faden, die drohende Insolvenz schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Klub.

"Die Chancen liegen bei 20 Prozent", sagte Interimspräsident Frank Spillner der Hamburger Morgenpost und korrigierte seine Überlebensprognose vom vergangenen Samstag ("50 Prozent plus X") damit deutlich nach unten.

Jede Menge Verbindlichkeiten

Wenige Stunden vor der richtungweisenden HBL-Präsidiumssitzung klaffte noch immer ein riesiges Loch von rund zweieinhalb Millionen Euro im aktuellen Etat bis zum 30. Juni.

Zudem werden am Donnerstag 480.000 Euro für die Berufsgenossenschaft fällig. Ganz zu schweigen von der Finanzierung der nächsten Saison.

Die letzte Hoffnung der Hanseaten auf eine Last-Minute-Rettung trägt den Namen Andreas Rudolph. Nur der vor einer Woche als Präsident zurückgetretene Mäzen kann den Klub vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren - doch positive Signale gab es von Rudolph bis zuletzt nicht.

"Ich bin raus"

"Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich bin raus", sagte der Gönner, der in den letzten zehn Jahren rund 25 Millionen Euro seines Privatvermögens in den Klub gepumpt hat, der "Bild"-Zeitung: "Ich lese, dass ich Geld geben soll, aber dann will der Verein nichts mehr mit mir zu tun haben. Wer würde das machen?" Ein Versuch der Spieler, Rudolph doch noch umzustimmen, war am Wochenende auf Mallorca gescheitert.

In der Ligazentrale setzt man zwar bis zum Schluss verzweifelt auf ein Einlenken des Ex-Präsidenten, doch man betonte kurz vor der Lizenz-Entscheidung auch noch einmal die Gleichbehandlung aller Klubs.

"Der HSV wird genauso bewertet wie Balingen oder Emsdetten", sagte HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser, "der letzte Spieltag der kommenden Saison muss bei allen Klubs wirtschaftlich gesichert sein."

Gang vor Gericht denkbar

Sollte dem HSV die Lizenz am Donnerstag verweigert werden, stünde dem Verein der Weg durch die Instanzen frei. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Meisters von 2011 würde dann spätestens bis zum 15. Juni fallen.

Kaiser, bei der Liga für die Lizenzvergabe zuständig, hält dem HSV aber noch ein Hintertürchen offen. "Man könnte die Lizenz auch unter Bedingungen vergeben mit der Auflage, bis zum Zeitpunkt X etwas umsetzen zu müssen", sagte Kaiser.

Mögliche Bedingungen für eine Spielgenehmigung müssten bis zum 30. Juni erfüllt sein. Denn am 1. Juli muss spätestens feststehen, wer in der kommenden Saison in der Bundesliga antritt.

Proteste der anderen Vereine

Bei den anderen Klubs regt sich angesichts der Bemühungen der Liga-Bosse um den HSV inzwischen Widerstand. "Die Liga hat sich positioniert, dabei ist sie zu Neutralität verpflichtet. Das kann nicht sein", kritisierte Balingens Manager Bernd Karrer in der Hamburger Morgenpost.

Vor allem der Flug von Liga-Chef Frank Bohmann mit Rudolph am vergangenen Freitag nach Mallorca löst bei ihm "Unverständnis und Kopfschütteln" aus. "Ich bin da nicht der einzige in der Liga", sagte Karrer.

Pikantes Detail: HBW Balingen rangiert in der Tabelle zurzeit auf Abstiegsplatz 16. Wenn der HSV keine Lizenz bekäme, bliebe der Drittletzte automatisch drin.

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