Serdarusic nicht zu den Rhein-Neckar Löwen

SID
Auch Ex-Kiel-Coach Noka Serdarusic ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten
© Getty

Die Rhein-Neckar Löwen gehen doch nicht mit Noka Serdarusic als Trainer in die neue Saison. Der Vertrag des gebürtigen Bosniers wurde wegen dessen Gesundheitsproblemen aufgelöst.

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Das spektakuläre Engagement von Noka Serdarusic als Trainer des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen ist überraschend geplatzt. Der gebürtige Bosnier musste dem Verein aus gesundheitlichen Gründen noch vor Amtsantritt eine Absage erteilen.

"Ich habe wieder große Schmerzen", sagte der 58-Jährige, "sowohl im Rücken als auch im Knie ist der Heilungsverlauf nicht optimal, es hat neue Komplikationen gegeben." Der Drei-Jahres-Vertrag wurde bereits aufgelöst, Löwen-Manager Thorsten Storm informierte die teils fassungslosen Spieler.

Ein Schock für die ambitionierten Badener, die mit Serdarusic die Bundesliga-Vorherrschaft des THW Kiel brechen wollten. Doch der ehemalige Meistercoach der Kieler ist körperlich nicht in der Lage, die Löwen wie geplant ab der neuen Saison zu übernehmen.

Bandscheiben-OP und Knie-Prothese

Nach einer Bandscheiben-Operation im Sommer musste sich Serdarusic im Januar auch noch eine Knieprothese einsetzen lassen. Der geplante Heilungsprozess ist aber nicht eingetreten, mittlerweile muss Serdarusic befürchten, dass er nie wieder als Trainer aktiv sein kann.

Für die Rhein-Neckar Löwen bricht damit möglicherweise die gesamte Zukunftsplanung zusammen. "Das haben wir uns anders vorgestellt. Das ist ein herber Rückschlag für unsere sportlichen Planungen", erklärte Storm: "Das ist höhere Gewalt, das muss man akzeptieren. Das Risiko mit seiner Gesundheit war uns bewusst. Wir wünschen ihm gute Besserung."

So ist auch der Transfer des französischen Superstars Nikola Karabatic wohl vom Tisch, der im Sommer trotz laufenden Vertrages in Kiel unbedingt in Mannheim anheuern wollte, um wieder unter seinem "Ziehvater" Serdarusic zu spielen. Auch der slowenische Außenspieler Vid Kavticnik wollte Serdarusic von der Förde an den Rhein folgen.

Olsson nun ein heißer Kandidat

Statt Serdarusic gilt nach sid-Informationen nun der ehemalige schwedische Rückramstar Staffan Olsson als aussichtsreichster Trainerkandidat der Mannheimer. Olsson, der unter Serdarusic jahrelang in Kiel spielte, trainiert zur Zeit Hammarby IF in Schweden und ist gemeinsam mit Ola Lindgren Trainer der schwedischen Nationalmannschaft.

Auch Lindgren, der zur Zeit die von der Insolvenz bedrohte HSG Nordhorn trainiert, ist als möglicher Nachfolger im Gespräch. Storm: "Wir wollten einen international erfahrenen Top-Trainer haben. Das gilt auch weiterhin."

Für Serdarusic ist dieser neuerliche Rückschlag der bisherige Tiefpunkt für ihn miserabler Monate. Am 25. Juni 2008 wurde er nach privaten Auseinandersetzungen mit dem Kieler Manager Uwe Schwenker ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages beim THW beurlaubt.

Dann erlitt er im Sommerurlaub einen schweren Bandscheiben-Vorfall, der eine OP unumgänglich machte und schließlich musste er sich im Januar ein neues Kniegelenk einsetzen lassen.

Zukunft als Trainer fraglich

Die körperlichen Gebrechen zermürben den ehemaligen Weltklassespieler offenbar zunehmend. "Ich hoffe inständig, nicht noch einmal unters Messer zu müssen", sagt Serdarusic, "die Reha limitiert mich außerdem. Ich kann derzeit nicht einmal einfach zwei Wochen wegfahren, obwohl ich das gerne täte. Ich muss damit beginnen, eine Distanz aufzubauen zu all dem, was geschehen ist."

Als Trainer führte Serdarusic den THW seit 1993 zu insgesamt elf deutschen Meisterschaften, gewann außerdem unter anderem fünfmal den Pokal und führte das Team 2007 zum Gewinn der Champions League.

Ende des letzten Jahres fühlte er sich bereit und fit für neue Aufgaben, aufs Altenteil wollte sich der erfolgreichste Trainer der Bundesligageschichte eigentlich noch nicht zurückziehen.

Das scheint nun unvermeidlich zu sein, ein Zustand, der fast so sehr schmerzt, wie die OP-Narben: "Zugegeben, auch seelisch bin ich angeschlagen, das greift alles ineinander. Mir geht es zur Stunde so dreckig, dass ich nicht weiß, ob überhaupt noch mal als Trainer arbeite."

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