Eine Woche voller Wahnsinn!

Von Florian Regelmann
Eine US Open in Philly... das musste ja verrückt werden!
© getty

Justin Rose gewinnt die US Open im Merion Golf Club, aber der große Star ist der Platz. Das Par-10 über die SMS eines Champions, den Vater des Jahres und Superstars im Wohnzimmer. Dazu: Die Hose des Grauens.

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10. Geduld, Geduld, Sch... Geduld! Martin Kaymer und Marcel Siem landeten am Ende der US Open bei +19 auf dem geteilten 59. Rang und ließen damit Kevin Phelan, Matt Weibring und Mike Weaver direkt hinter sich! Na super...

Es war trotz des geschafften Cuts eine enttäuschende Woche für die beiden Deutschen, beide haben allem Anschein nach auch kein gesteigertes Interesse daran, dem Merion-Fanclub beizutreten. Loch-Nummer-5-in-Merion-Hasser Kaymer machte früh in der Woche klar, dass ihm der Platz eben nicht liege. Aber mal ganz ehrlich: Welcher Platz liegt ihm denn im Moment bitte?

Kaymer kommt weiterhin einfach nicht in die Gänge, auch die Zusammenarbeit mit Trainer-Guru Pete Cowen und die neu erlernte Chip-Technik tragen noch keine Früchte. Sein Spiel ist nicht katastrophal schlecht, aber es ist auch bei weitem nicht gut genug, als dass er derzeit irgendwas mit der Weltspitze zu tun haben könnte. Es bleibt zu hoffen, dass wir ihn bald wieder ganz oben auf Major-Leaderboards sehen. Seine Geduld wird im Moment auf jeden Fall extrem getestet.

Siem hielt sich lange deutlich besser. Dass nach vorne nichts ging, lag am nicht kooperierenden Putter (nur 5 Birdies in der gesamten Woche). Siem ist eigentlich gut in Form, aber sein Spiel wird nie so richtig für eine US Open geeignet sein. Ein defensiver Siem? Wenn er jede Woche so Plätze wie Merion spielen müsste, würde Marcel "Ich hasse es, wenn ich über Par liege" Siem definitiv einen Nerven-Zusammenbruch erleiden.

9. Tiger & Rory & Adam? +13. +14. +15. 57 Bogeys, 4 Doppel-Bogeys, zwei Achter - es sind die nackten Zahlen für das, was die Nummern 1, 2 und 3 der Welt bei der US Open so angestellt haben. Siebenundfünfzig Bogeys! Un-fass-bar! Was mit Tiger abgeht, ist kaum mehr zu begreifen. +13? So schlecht war Woods in seiner Major-Karriere noch nie. Dabei war sein langes Spiel absolut okay, früher hätte er damit Majors mit 8 Schlägen Vorsprung gewonnen. Früher hat er aber bei Majors auch Putts gelocht.

Das Wahnsinnige: Woods puttet die gesamte Saison schon herausragend gut, aber sobald ein Major ansteht, fällt nichts mehr. Sage und schreibe 127 Putts benötigte Tiger an den vier US-Open-Tagen. Man kann definitiv den Eindruck gewinnen, dass er es zu sehr will. Dass er diesen Jack-Nicklaus-Rekord zu sehr brechen will. Jetzt steht er seit fünf Jahren bei 14 Titeln, es fehlen immer noch 4 auf Nicklaus - und der Glaube, dass er es wirklich noch packt, schwindet mit jedem Major, bei dem er schon am Flughafen ankommt, wenn der letzte Flight gerade mal auf die Runde gegangen ist.

Bis im Juli die Open Championship in Muirfield (wo Tiger 2002 absoff und eine 81 spielte) ansteht, wird er wahrscheinlich die Turniersiege 5 (AT&T National) und 6 (Greenbrier Classic) im Jahr 2013 eingefahren haben. Aber es wird niemanden interessieren.

Noch schlechter als Woods schlossen McIlroy und Scott ab. McIlroy posierte vor US-Open-Start noch als Rocky Balboa auf den Stufen des Philadelphia Museum of Art, aber das war ja dann auch schon deine beste Aktion der Woche, Rors... Er will einem weiter weismachen, dass nicht viel fehlt, bis es wieder läuft.

Das Problem: Es stimmt halt einfach nicht. Eigentlich fiel er nur durch seinen Meltdown in der Finalrunde auf, als er völlig frustriert sein Wedge verbog. Und Scott? War der dabei? Der Aussie kann seine Schrott-Woche aber locker verkraften. Rückflug ins Luxus-Domizil auf die Bahamas, sich sein Green Jacket anschauen, Strand - läuft.

8. US-Open-Wahnsinn: Was haben wir nicht alles gesehen? Robert Karlssons 86 war nicht ohne, Kyle Stanleys 85 (mit drei Birdies!) hatte auch was. Und Billy Horschels Octopus-Hose wird sich mit Sicherheit durchsetzen! Im Gegensatz zu den "Wicker Baskets", diese seltsamen geflochtenen Körbe, die als ganz besonderer Fahnenersatz von Merion dienen.

Der heimliche Held hieß Shawn Stefani. Spielt der Typ an Tag 3 eine 85, nur um an Tag 4 eine 69 zu spielen - mit einem Ass an der 17! Dem ersten Ass in der US-Open-Geschichte von Merion - und dann noch am Monster-Par-3.

Getoppt wurde aber alles von Sergio Garcia. Der Spanier hat die US Open nämlich eigentlich gewonnen. Einfache Rechnung: Garcia spielte an der 14 eine 6 und eine 7, an der 15 eine 8 und eine 10 (nach drei Abschlägen in Folge ins Aus), so verlor er 15 Schläge. Garcia beendete das Turnier bei +15. Wir ziehen die 15 Schläge ab, Even Par, reicht. Champion!

7. Alptraum für Stricker & Donald: Steve Stricker tauchte aus dem Halb-Ruhestand bei der US Open auf und hätte der älteste Champion der Geschichte werden können. Wenn er nicht am Finaltag an der 2 die beiden schlechtesten Schläge seines gesamten Lebens fabriziert hätte.

Abschlag rechts ins Aus - und dann noch ein vogelwilder Shank (sein 4. Schlag), wieder rechts ins Aus! Die Folge war eine hässliche 8 und das frühe Ende aller Hoffnungen. Die Open Championship wird Stricker übrigens verpassen, er hat den Anmeldeverschluss verschwitzt.

Noch schlimmer entwickelte sich der Tag für Donald. Da ist dieser verdammte erste Major-Sieg so nahe. Und was passiert? Du tötest mit deinem Abschlag an der 3 fast einen weiblichen Volunteer, das ist schon mal ungünstig fürs Nervenkostüm. Dann musst du an der 4 die Schuhe und Socken ausziehen, die Hose hochkrempeln, um ins Wasserhindernis vor dem Grün zu steigen - und spielst das nächste Bogey. Und danach folgen noch ein Bogey und ein Doppel-Bogey. Wie soll man das seelisch verkraften?

6. "LaRuuuuuuuueeeee!!!" Auch wenn er sein Niveau nicht durchhalten konnte und "nur" Platz 17 belegte: Michael Kim war eine der großen Storys von Merion. Der 19-jährige Amateur, ein Hemd, das geschätzte 50 Kilo wiegen dürfte, spielte unfassbares Golf. Der aktuell beste College-Golfer der USA lag sogar zwischenzeitlich ganz weit oben auf dem Leaderboard. Michael Kim: Den Namen wird man sich merken müssen.

Umso besser wurde die Geschichte durch Kims Caddie. LaRue Temple arbeitet bereits seit 16 Jahren im Merion Golf Club. Ein typischer Tag geht so: Ab 7 Uhr Caddie machen, nachmittags nach Philly reinfahren, um bis 2 Uhr nachts Barkeeper zu machen. Und am Wochenende ist er ab und zu DJ. In der US-Open-Woche wollte Temple jetzt eigentlich mal frei machen und Golf schauen. Bis er auf dem Parkplatz einen gewissen Michael Kim traf, der noch einen Caddie suchte... Schwupps war das Traum-Duo gefunden. Es folgte eine Traum-Woche, in der zwischenzeitlich der Caddie zum Star und von den Fans abgefeiert wurde. "LaRuuuuuuuuuuuuueeeee!!!

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