Kaymer: "Geduld, Geduld, Geduld"

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer scheiterte im letzten Jahr beim Masters in Augusta ganz knapp am Cut
© Getty

Exklusiv Deutschlands Shootingstar Martin Kaymer macht mit SPOX einen virtuellen Rundgang über den Masters-Platz. Der 24-Jährige über Schlüsselstellen, Taktik und sein Major-Motto.

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Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Wenn im August die PGA Championship vorbei ist, beginnen für die Golf-Freaks acht lange Monate. Der Zeitraum zwischen dem letzten Major des Jahres und dem Masters ist eine gefühlte Ewigkeit.

Kein Wunder also, dass in dieser Zeit der Golfsport außer bei den eingefleischten Fans nicht mehr so im Fokus steht. Und dass einige Personen nicht mehr so im Rampenlicht stehen. So wie Martin Kaymer.

Man sollte aber nicht vergessen, dass Deutschland mit Kaymer einen Spieler hat, der jederzeit in der Lage ist, ein Major zu gewinnen und so den deutschen Golf-Sport in eine ganz andere Dimension zu heben.

Kaymer: "Form ist okay"

Für Siege braucht es immer auch ein bisschen Glück, aber es ist in jedem Fall nur eine Frage der Zeit, bis Kaymer bei den großen vier Turnieren vorne mitspielt. Das letzte Jahr war ein solides Major-Lehrjahr, 2009 ist durchaus ein bisschen mehr zu erwarten.

"Meine Form ist okay. Mein kurzes Spiel ist sehr gut geworden in den letzten Wochen und Monaten. Ich habe mit meinem Coach Günter Kessler speziell für Augusta viele Hanglagen trainiert", sagt Martin Kaymer kurz vor dem Turnierstart im Gespräch mit SPOX.

"Das lange Spiel schwächelt ehrlich gesagt ein wenig. Die Eisenschläge zur Fahne sind nicht so präzise wie gewohnt. Aber generell ist es okay. Ich denke, dass ich ganz gut abschneiden werde."

Nach sehr guten Platzierungen zu Beginn der Saison bei der Abu Dhabi Championship (2. Rang) und der Dubai Desert Classic (4. Rang) konnte Kaymer keine weiteren Top-Resultate mehr folgen lassen. Grundsolide - so lassen sich die letzten Wochen zusammenfassen.

Kaymer will den Fade zurück

Um ganz vorne anzugreifen, muss der 24-Jährige das machen, was eigentlich seine Stärke ist. Größere Schäden auf der Scorekarte vermeiden.

Masters: Sieger und Rekorde

Das Problem: Kaymer, der den Ball normal mit einem Fade (Links-Rechts-Kurve) spielt, hat zurzeit die andere Kurve drin. Da der Fehlschlag beim Draw (lang und links) viel mehr Gefahren birgt als der Fehlschlag beim Fade, will Kaymer so schnell wie möglich wieder auf "seine" Seite zurückkommen.

"Ich habe im letzten Jahr den Cut ganz knapp verpasst. Es wäre schön, wenn ich dieses Mal am Wochenende noch mitspielen könnte. Sollte das so sein, werde ich dann spontan schauen, wie ich die ersten beiden Runden gespielt habe, und mir dementsprechend ein Ziel setzen", erklärt Kaymer.

Proberunden mit Langer und Player

Was die Proberunden angeht, so hat er wieder das große Los gezogen. Eine Trainingsrunde spielte er mit Bernhard Langer, eine andere mit der nächsten Legende, Gary Player.

Mit dem Südafrikaner hatte Kaymer im vergangenen Jahr schon eine Runde gedreht. Dabei hat er wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn Player schickte Kaymers Manager Johan Elliot eigens eine E-Mail, um anzufragen, ob der Deutsche denn Lust habe, mit ihm zu spielen.

Bei SPOX gibt Kaymer einen Einblick in seine Taktik und erklärt, welches die Schlüsselstellen und schwersten Löcher im Augusta National Golf Club sind.

Loch 2 Pink Dogwood, Par 5, 575 Yards: Ein erreichbares Par 5. Wie man von Augusta weiß, bekommt man nicht viele Birdie-Chancen, das ist eine der wenigen ganz guten Birdie-Möglichkeiten. Wenn ich den Abschlag auf die rechte Fairwayhälfte bringe, habe ich einen freien Schlag zum Grün. Ein Schlüsselloch, an dem man gleich einen guten Start hinlegen könnte.

Loch 5 Magnolia, Par 4, 455 Yards: Ein Par 4 mit einem kleinen Dogleg nach links. Links sind Bunker, aber vor allem ist das Grün sehr sehr schwer. Mit unglaublichen Wellen. Einen geraden Putt zu haben, ist fast unmöglich. Wenn du hier die 4 spielst, musst du immer zufrieden sein. Haken dran machen und schnell weiter.

Loch 9 Carolina Cherry, Par 4, 460 Yards: Ein Par 4 mit einem sehr schweren Schlag zum Grün. Downhill-Lage, du stehst über dem Ball, es spricht alles für einen Slice. Leider hängt das Grün aber schräg von rechts vorne nach links hinten. Heißt, eigentlich müsste man einen Draw reinschlagen. Es spricht alles gegen den optimalen Schlag, den man machen muss. Definitiv ein Key-Hole.

Löcher 11-13 Amen Corner: Klar, Amen Corner ist weltberühmt. An der 12, dem kurzen Par 3, braucht man auch ein bisschen Glück mit dem Wind. Hier würden, denke ich, alle Spieler viermal ein Par nehmen. Die 13 ist ein Par 5 und eigentlich ein Birdie-Loch, wobei man mit einer 5 auch nicht unzufrieden sein sollte. Das Gute an Augusta ist, dass du auf den zweiten Neun nochmal realistische Birdie-Chancen bekommst, wenn du gute Schläge machst. Dann wirst du belohnt. Wenn du schlechte Schläge machst, wirst du bestraft. Das ist fair.

Loch 16 Redbud, Par 3, 170 Yards: Bei dem Par 3 denken alle zuerst an Tigers Sensations-Chip-In. Ich finde das Loch ehrlich gesagt nicht so schwer. Da finde ich die 15, auch wenn es ein Par 5 ist, deutlich schwerer. Da habe ich im letzten Jahr schön ein Doppel-Bogey kassiert.

Loch 18 Holly, Par 4, 465 Yards: Das abschließende Par 4 mit dem berühmten Blick vom Abschlag. Man muss sich das vorstellen. Du stehst am Abschlag und siehst rechts die Bäume, links die Bäume, irgendwo in weiter Ferne durch die Schneise erkennst du das Grün. Es ist ein toller Blick. Ich ziele beim Tee-Shot auf die rechte Bunkerkante. Du bist froh, wenn der Ball irgendwo Mitte Bahn oder links vor dem Bunker liegt.

Von der rechten Seite hast du einen schlechten Winkel und musst den Ball von links nach rechts kurven. Je nach Wind schlage ich zwischen einem Eisen 7 und einem Eisen 4 ins Grün. Wenn du in Regulation auf dem Grün bist und dann mit zwei Putts runter gehst, bist du immer zufrieden. Ich achte mit dem zweiten Schlag darauf, ihn möglichst unterhalb der Fahne zu lassen, so dass ich bergauf putten kann. Bergab wird's arg schnell.

Fazit:

In Augusta musst du bei jedem Loch voll konzentriert sein. Es gibt kein Loch, wo man sagt, "den hau ich mal eben nach vorne und dann mal schauen", wie man es sonst schon mal hat bei anderen Turnieren. Bei jedem Schlag muss man darauf achten, wo man ihn hinschlägt, um dann wieder den optimalen Winkel für den nächsten Schlag zu haben.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Entscheidende ist Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Du musst auch mal einige Bogeys akzeptieren, weil die Majors eben schwer sind. Genauso schnell bist du mit zwei, drei Birdies wieder zurück. Wenn du die hohen Nummern draußen lassen kannst, schlägst du schon mal 30 bis 40 Prozent des Feldes. Du darfst nicht ungeduldig sein, was nicht immer einfach ist - das muss man erstmal lernen.

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